Wenn Fotografien nicht mehr von Gemälden zu unterscheiden sind, dann kommt die Handschrift von Wolf Nkole Helzle zum Vorschein: Der Künstler schichtet Fotos aufeinander, so dass die hochtransparenten Einzelaufnahmen zu einer Einheit verschmelzen. Seine Werke sind derzeit in der Ausstellung „Dialog #01“ zu sehen, die am Samstag im „Atelier im Petrushof“ eröffnet wurde. Sie ist zugleich der Auftakt einer Reihe von Ausstellungen, die Helzle mit der Bildhauerin und Klangkünstlerin Mirja Wellmann in Obermarchtal zeigen will. Die Künstler setzen, wie berichtet, die Tradition offener Räume der „Galerie im Petrus­hof“ von Familie Faulhammer fort und haben sie um die Nutzung als Atelier erweitert.

Das Gesicht Oberschwabens

Bekannt geworden ist Helzle in Ehingen mit seinen zwei Portraits, die im Rathaus hängen: Er hat aus den Mitarbeitern der Stadtverwaltung ein Gesicht geschaffen – und aus unzähligen Porträts Oberschwäbischer Bürger „das Gesicht Oberschwabens“. Nun hat er die Anzahl der übereinandergelegten Porträts erweitert und sucht auf seinen Reisen nach dem universellen Gesicht der Menschheit. 3600 Persönlichkeiten hat er zu einem Gesicht zusammengefasst; das nächste soll 4600 enthalten.
Laudatorin Simone Jung vom Museum Art.Plus in Donaueschingen spricht von einer Bündelung aller Begegnungen des Künstlers. In ähnlicher Weise bündelt Helzle auch Zeit und Raum auf einem Bild. Auf seinen Wanderungen, den „walks“, macht er Fotos eines in der Ferne liegenden Motivs. Diese legt er übereinander und in der Unschärfe entstehen malerische Momente, die an Bildausschnitte eines William Turners erinnern mit einer Weg- oder Horizontperspektive als Bildaufbau.
Helzles Frau Mirja Wellmann, mit der er zusammen in Mehrstetten lebt, schreibt Hörprotolle ihrer Umwelt auf – nicht mit einem Aufnahmegerät, sondern mit Papier und Stift. Wenn sie Stunden auf einem Platz in Stuttgart oder San Franzisco verbracht hat, dann hat sie Passanten reden hören, Baulärm vernommen, einen Hund bellen hören oder die Kirchturmuhr schlagen hören.
Die Bildhauerin gibt dem Verursacher des Geräusches nun eine Gestalt, und da die Geräusche sich meist überlagern, bildet Wellmann „Hörnester“. Die Symbole wie Auto, Musik, Glocken sägt sie aus Holz und fügt sie zusammen. Die Mehrstettener Hörskulptur besteht aus einem Hahn, einem Sägeblatt, einem Pferd, Glocken und Traktor, und der Betrachter kann den Ort durch die Symbole hören.
Im Atelier im Petrushof hat Helzle sogleich seine Kamera in einem abgedunkelten, vier Meter hohen Turm an die Decke gehängt. Alle Besucher dürfen sich von oben fotografieren lassen. Der Künstler möchte mit den Einzelporträts den Schriftzug „ICH BIN“ bilden.

Info Die Ausstellung im Atelier im Petrushof ist bis zum 9. Dezember zu sehen, samstags und sonntags von 12 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung.