Eine kleine Marke aus Metall, die man nach einem Knopfdruck neben dem Display am Lenker an den Sattel hält, reicht aus, um den „Scrooser“ zu starten. Geräuschlos zieht der schlichte Scooter zum Cruisen, der in Dotternhausen bei Proaktiv gefertigt wird, nach kurzer Einführung über den Parkplatz.
Ende 2015 sei das Berliner Startup auf Andreas Sättele und sein Unternehmen Proactiv zugekommen. Drei fertige Prototypen warteten darauf, serienreif zu werden, erzählt Sättele. Seit Ende 2016 wird der „Scrooser“ – bis auf wenige Schritte bei externen Firmen – in Dotternhausen in Serie gefertigt. Rund 630 dieser E-Scooter hat das in Dresden gegründete und mittlerweile in Berlin ansässige und fünf Mitarbeiter starke Startup „Scrooser“ nach eigenen Angaben mittlerweile verkauft. Bis Ende 2019 sollen insgesamt 1100 Exemplare in Dotternhausen gefertigt worden sein. 70 Prozent der Verkäufe gehen laut „Scrooser“-Angaben in den touristischen Bereich, beispielsweise an Tourenanbieter, Hotels oder Verleiher. Die restlichen, privaten Nutzer seien überwiegend männlich und älter als 40 Jahre. Sie fahren laut des Unternehmens rund drei bis sieben Kilometer direkt zum Büro. Doch auch am Wochenende ersetze der „Scrooser“ bei diesen Kunden oftmals das Auto.
Damit kennt Sättele sich aus: Was Proactiv produziert, also unter anderem Pedelecs, ersetzt auch oftmals das Auto. „Die technischen Möglichkeiten, um den ‚Scrooser‘ beispielsweise mit dem Schweißroboter in zwei Kabinen bei uns zu produzieren, sind da“, sagt Sättele. „Das hat gepasst.“ Solche Fremdprodukte zu produzieren ermöglicht dem Unternehmen hohe Investitionen in eine weitere Automatisierung zu tätigen.
Entweder durch einen kurzen Kick – wie beim klassischen City-Roller aus Kindheitstagen – mit unterstützendem elektrischem Impulsantrieb oder über einen Handhebel wie bei Motorrädern gelangt der Flitzer zackig auf 25 Stundenkilometer, je nach Fahrmodus schnelle 25 oder gemächliche 45 Kilometer lang. Der selbststehende „Scrooser“ soll Lust am Fahren machen – das tut er. Doch für die viel diskutierte letzte Meile in der Großstadt ist das Gerät nichts. Der 56 Kilo schwere „Scrooser“ kann nicht in Bus oder U-Bahn genommen oder zusammengeklappt ins Auto gelegt werden, auch Schieben ist keine Wohltat. Doch wer ein paar Kilometer im Dorf oder in der Stadt zu bewältigen hat, wird stehend oder sitzend emissionsfrei und lässig zur Arbeit oder an den See fahren können. Und wer sich an die extrem breiten Reifen und die im ersten Moment schwergängige Lenkung per recht breitem, aber coolem Lenker in Zusammenarbeit mit leichtem Körpereinsatz gewöhnt, kann recht schnell nachhaltiges Chopper-Feeling (natürlich ohne den typischen Sound) genießen.
Der „Scrooser“, der für 3690 Euro erhältlich ist, hat eine Straßenzulassung in der EU, braucht ein Kennzeichen und muss versichert werden. Auch ein Mofa-Führerschein und Helm sind in der 25-Stundenkilometer-Version Pflicht.

E-Scooter: Ein Markt mit Potential

Geräte 36 Prozent der volljährigen Deutschen könnten es sich vorstellen, innerhalb der nächsten drei Jahre einen eigenen E-Scooter zu erwerben. Das ergab eine Yougov-Umfrage im Auftrag des Lebensversicherungskonzerns.
Swiss-Life unter rund 2000 Befragten. Das entspricht einem potenziellen Markt von 24,1 Millionen Geräten.
Nutzung Ein Viertel der Befragten zieht ein Sharing der Geräte in Betracht. Knapp die Hälfte würde damit kleine Einkäufe erledigen (48 Prozent), ein gutes Drittel den Weg zu Arbeit, Schule oder Uni zurücklegen (36 Prozent), kleinere Ausflüge unternehmen (35 Prozent) oder die Strecken zwischen Haustür und ÖPNV-Haltestellen überwinden (34 Prozent).
Städte Mikromobilität, wie sie E-Scooter versprechen, könnte eine Lösung für das Problem der verstopften Straßen und der Nahverkehrsmittel an der Kapazitätsgrenze, vor allem in Städten, sein. Neun
Prozent der Befragten würden vom Auto, vier Prozent vom Motorrad und zehn Prozent von öffentlichen
Verkehrsmitteln
umsteigen.