Nach langem Hin und Her hat die Sarotti-Mohr-Leuchtreklame im Mannheimer Veranstaltungshaus Capitol einen neuen Look. Der Schriftzug „Sarotti“ und die beiden Figuren über der Bar sind nun verpackt. Die Installation á la Christo soll versteckten Alltagsrassismus symbolisieren und das Thema auf der Tagesordnung halten.
Zur bewegten Vorgeschichte: Die Reklame hing Jahrzehnte unbeachtet im Foyer des Kulturzentrums. Doch dann entzündete sich Anfang 2019 eine Debatte: Empörte Mannheimer um den Grünen-Lokalpolitiker Gerhard Fontagnier wollten die Reklame verschwinden lassen. Der 100 Jahre alte Mohr stehe für nicht mehr tolerierbare Vorurteile und sei kolonialrassistische Propaganda für Sklaverei.
95 Prozent votierten für den Erhalt
Viele Mannheimer hielten die Aufregung für übertrieben. Bei einer Umfrage der Lokalzeitung sprachen sich 95 Prozent für den Erhalt aus. Die Betreiber des Capitols schlugen sich auf keine Seite. Man wolle sich nicht nach der Meinung der Öffentlichkeit oder der Betroffenen richten, sondern das Thema „Alltagsrassismus sichtbar machen und ins Bewusstsein unserer Gäste bringen“, wie Geschäftsführer Thorsten Riehle sagte. Erst wollte das Kreativteam im vergangenen Sommer den friedensstiftenden Kompromiss präsentieren, dann im Herbst, und nun ist es fast Frühjahr geworden.
„Ich wünsche mir, dass der Betrachter irritiert wird, nachdenkt und dann mit anderen ins Gespräch kommt“, sagte der künstlerische Leiter des Hauses, Georg Veit am Mittwoch in Mannheim. Die Verhüllung spiele auch darauf an, dass Rassismus gerne unter den Teppich gekehrt werde. Schon im Vorfeld der Vorstellung gingen sich Pro-und-Kontra-Parteien auf der Facebookseite des Unternehmens wieder an den Turban. Auch die Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland hat längst abgewinkt. „Aus unserer Sicht ist ein Beibehalten einer so belastenden Figur wie dem Sarotti-M* kein geeignetes Mittel, sich mit rassistischen Bildern und Vorstellungen auseinanderzusetzen“, sagt Sprecher Tahir Della.
Gleich gegenüber des Capitols liegt das Mannheimer Traditionscafé „Mohrenköpfle“, ein wahres Museum für Fans. Und was die Wirtin von der Idee einer Namensänderung hält, klingt unmissverständlich: „Bei uns bleibt alles beim alten. Basta!“