Langsam und ruhig ins neue Jahr starten? Das können und wollen die Ellwanger nicht. Während andere Städtchen sich im Januar und teilweise auch im Februar noch im Winterschlaf befinden, herrscht in Ellwangen im Ostalbkreis bereits in den ersten Wochen des Jahres Hochbetrieb. Der Kalte Markt steht an. Egal ob man Pferdeliebhaber ist oder nicht – „der Markt ist auf jeden Fall einen Besuch wert“, findet Markus Neumann. Vor allem auf eines freut er sich besonders: „Ganz typisch sind die sauren Kutteln beim Kalten Markt. Die muss man unbedingt probieren!“
Weiter geht die wilde Feierei bereits im Februar. „Ellwangen ist eine Faschingshochburg“, weiß Nina Sperrle. Der Umzug am Faschingsdienstag zieht regelmäßig tausende Besucher in die Stadt. Für eingefleischte Ellwanger ist allerdings der Auftritt der Schwarzen Schar am Sonntag davor das große Highlight. „Das ist eine ganz besondere und spezielle Tradition“, erklärt die 21-jährige Ellwangerin. Seit mehr als 170 Jahren sammelt „der Pennäler Schnitzelbank“ – so der offizielle Name der Schwarzen Schar – die Vergehen der örtlichen Prominenz über das Jahr hinweg und trägt die Geschehnisse dann im Reimform am Faschingssonntag in den verschiedenen Stadtkneipen vor. Dafür ziehen sie mit Fackeln und dem sogenannten Schellenbaum durch die dunkle Stadt. „Die Mitglieder der Schwarzen Schar sind komplett verhüllt, tragen Masken und sprechen sich mit verdeckten Namen an. Niemand weiß, wer Teil der Gruppe ist“, berichtet Nina.

Gedicht der Tanzstundendame

Die FSJlerin durfte dieses Jahr selbst an der Tradition mitwirken, denn ihr wurde eine besondere Ehre zuteil: Sie wurde als Tanzstundendame auserwählt. „Als Tanzstundendame verfasst man ein eigenes Gedicht zu einem selbst gewählten Thema. Meines war ,salve spes‘, was soviel wie ‚Habt Hoffnung‘ bedeutet und sich auf die schwierige Corona-Situation der letzten Jahre bezieht. Das Gedicht trägt man dann vor einem großen Publikum und der gesamten Schwarzen Schar in der letzten Station des Abends, dem Roten Ochsen, vor.“ Anschließend heftet sie ein selbst gestaltetes Band an den Schellenbaum der Schnitzelbank. Das Oberhaupt der „Schwarzen Schar“ bedankt sich mit einem Kuss bei ihr und die Mitglieder singen kniend – als Zeichen der Anerkennung – die fünfte Strophe des Liedes „Gaudeamus igitur“, welche einen Lobgesang auf die Frauenwelt darstellt.
„Der Brauch klingt für Nicht-Ellwanger sicherlich seltsam, aber für uns gehört er einfach an Fasching dazu. Als Tanzstundendame auserwählt zu werden, ist eine wirklich große Ehre, die die Mädels sehr ernst nehmen“, weiß auch Jule Buhl, die selbst im Jahr 2017 von der Schwarzen Schar zur Tanzstundendame erwählt wurde. „Hier in Ellwangen wird Tradition gelebt und das gefällt mir auch so sehr an der Stadt. Wir schaffen es, alle Generationen miteinander zu vereinen“, erzählt die 23-Jährige. Sie selbst studiert aktuell in Heidelberg, ist ihrer Heimatstadt aber durch ihr Hobby immer noch stark verbunden: Sie spielt Fußball für die Damenmannschaft des FC Ellwangen. Letztes Jahr hat das Team sogar den Aufstieg in die Landesliga geschafft. „Neben dem Fußball ist auch Volleyball bei den Ellwangern beliebt. Auch hier spielen die Sportler und Sportlerinnen höherklassig und die Rundsporthalle verwandelt sich bei Heimspielen in einen Hexenkessel. Da ist richtig viel Stimmung geboten“, schwärmt Jule.

Sonnenuntergang auf der Schlossmauer genießen

Generell gebe es in Ellwangen viele Freizeitmöglichkeiten, findet Markus Neumann. „Kino, Wellenbad, Museum, der Kressbachsee, die Innenstadt – hier ist für jeden etwas dabei.“ Zudem profitiere die Stadt von einem umtriebigen Vereinsleben. „Es gibt zahlreiche Gruppierungen aus den verschiedensten Bereichen. Und die Mitglieder sind sich auch nicht zu schade, mitanzupacken und bei den Stadtfesten mitzuhelfen“, erzählt Jule Buhl. Dabei nennt sie vor allem den Weihnachtsmarkt und die Heimattage, die von den ehrenamtlichen Helfern getragen werden.
Die Heimattage, das Sommerfest im Juli, sind eine der beliebtesten Veranstaltungen in Ellwangen. Im Rahmenprogramm findet auch das Luftschlossfestival statt – sowohl Markus als auch Jule sitzen im Organisationsteam. „Das Festival wurde vor fünf Jahren von ein paar Freunden ins Leben gerufen und war quasi eine ,Stammtischidee‘. Wir wollten einfach den jungen Leuten in der Stadt wieder etwas bieten“, sagt Markus. Vier bis fünf Bands spielen nun immer am Freitagabend vor dem Sommerfest im Schafstall auf dem Schloss. „Wir feiern gemeinsam eine große Party“.
Doch nicht nur an diesem einen Wochenende bietet das Schloss die perfekte Kulisse für einen kurzweiligen Abend. Die Schlossmauer und die Gärten sind im Sommer ein beliebter Treffpunkt, um den Sonnenuntergang bei einem perfekten Blick über Ellwangen zu genießen. „Das ist definitiv der ,Place-to-be‘ in Ellwangen“, sind sich Markus, Nina und Jule einig.
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What the Fact

Landkreis: Ostalbkreis
Einwohner: 24 634
Typisch Ellwangen: Pferdeskulpturen, Schloss, Schöneberg, Basilika
Feiern? Ja, gern!
Kalter Markt, Fasching, Frühlingsfest, Heimattage, Pferdetage, Weihnachtsmarkt, uvm.
Probier mal! Ellwanger Rossäpfel (Praline)
Gut zu wissen:
2026 findet die Landes-
gartenschau in Ellwangen statt.
 Perfekter Selfie-Spot: Auf der Schlossmauer beim Schloss ob Ellwangen.