Bei Bosch Packaging Technology lag am Freitagnachmittag Grillduft in der Luft: Auf dem alljährlichen Sommerfest des Verpackungsmaschinenbauers in Crailsheim war das Gesprächsthema beim Anstehen für Würstchen und Fleisch gleich vorbestimmt. Am Vormittag informierte die Bereichsleitung die Mitarbeiter darüber, dass der Verkauf der Verpackungssparte in trockenen Tüchern ist. Der luxemburgische Finanzinvestor CVC setzte sich unter den verbliebenen Bietern durch und erhielt den Zuschlag. Über den Kaufpreis vereinbarten die Parteien Stillschweigen. Der Vollzug des Verkaufs stehe aktuell unter dem Vorbehalt der Zustimmung der zuständigen Kartellbehörden und weiterer Genehmigungen.

Überzeugendes Konzept

Dr. Stefan Hartung, Geschäftsführer der Robert Bosch GmbH und Aufsichtsratsvorsitzender von Bosch Packaging Technology: „CVC hat uns mit seiner Erfahrung in der langfristigen Entwicklung von Unternehmen, seiner breiten Industrieexpertise und einem tragfähigen Konzept zur Weiterentwicklung des Bereiches überzeugt. Das vorgelegte Wachstumskonzept und die geplanten Investitionen sind vielversprechend. Unser Ziel war es, für die Verpackungstechnik mit all ihren Mitarbeitern einen zuverlässigen und langfristig orientierten neuen Eigentümer zu finden, unter dem sich das Geschäft erfolgreich entwickeln kann. Dieses Ziel haben wir erreicht.“
Für Uwe Harbauer, Bereichsvorstand Bosch Packaging Technology, ist die Wahl des Käufers eine gute Lösung: „Mit diesem Finanzinvestor können wir als Geschäftsführung uns eine Zusammenarbeit sehr gut vorstellen.“ Seitens der CVC-Repräsentanten wurde Zustimmung zu zukünftigen Vorhaben signalisiert und sie seien auch offen für weitere Investitionen, sowohl in den Standort selbst wie auch langfristig womöglich in neue Immobilien berichtet Harbauer. „Für den Standort Crailsheim sehe ich das als sehr positiv. Dies ist ein Finanzinvestor, der langfristig denkt und die Gruppe weiterentwickeln möchte“, schildert Harbauer seine Eindrücke.
Dr. Stefan König, Vorsitzender der Geschäftsführung der Robert Bosch Packaging Technology GmbH, stellt fest: „Meine Kollegen in der Geschäftsführung und ich sehen in der neuen Konstellation mit CVC eine große Chance für unseren zukünftigen Erfolg. Wir haben uns vor knapp zwei Jahren neu ausgerichtet. Dazu gehört auch, dass wir an einer ganz neuen Palette intelligenter und nachhaltiger Prozess- und Verpackungstechnologien arbeiten. Damit werden wir unseren Kunden auch zukünftig noch attraktivere Produktionslösungen und Services anbieten können.“
Auch Standortleiter Alexander Giehl ist zufrieden: „Unser Fahrplan, den wir eingeschlagen haben am Standort Crailsheim, wird von CVC unterstützt und nicht in eine ganz andere Richtung gelenkt.“ Die Führungsetage des Verpackungsmaschinenherstellers bleibe erhalten, sowohl die Bereichsleiter als auch die Standortleitungen will der Investor mit im Boot behalten.
CVC plant, die Bosch Packaging-­Gruppe mit allen Unterfirmen in eine neu zu gründende Gesellschaft zu überführen. Das heißt auch, dass alle 6100 Mitarbeiter und Standorte in 15 Ländern übernommen werden. „Der Name steht noch nicht fest, aber es sind noch vier Varianten im Gespräch“, sagt Harbauer. Genaueres will er dazu nicht verraten, er rechnet jedoch bis Oktober mit der Bekanntgabe der neuen Corporate Identity. Fest steht, dass die Gruppe bis zum 31. Dezember 2019 noch unter Bosch Packaging Technology firmieren wird.
Bezüglich der Renditeerwartungen, ein kontrovers diskutiertes Thema bei Firmenübernahmen durch Finanzinvestoren, erwartet Harbauer keine Änderung gegenüber den Erwartungen, welche Bosch an die Verpackungssparte stellte. Vorstellbar wäre auch ein Börsengang: „Das wäre eine von mehreren Optionen für die Zukunft. Eine, die sehr inte­ressant ist“, sagt Harbauer. Die Mitarbeiter hätten die Neuigkeiten „sehr positiv“ aufgenommen, sind sich Harbauer und Giehl einig. Dazu trage auch bei, dass Synergien und damit ein Mitarbeiterabbau „kein Ziel sind, sondern dass diese eine Firma weiterentwickelt werden soll“, erläutert der Kaufmännische Leiter Pharma Liquid, Thomas Raab.
CVC Capital Partners ist ein Finanzinvestor mit Sitz in Luxemburg. Die Gesellschaft verwaltet rund 75 Milliarden Dollar Kapital und verzeichnet einen Gesamtumsatz von über 100 Milliarden Dollar pro Jahr. Zu den prominenten Beteiligungen von CVC zählen unter anderem der Schweizer Uhrenhersteller Breitling, die Parfümeriekette Douglas, der Sportwettenanbieter Tipico und der Chemiekonzern Evonik. Die Gesellschaft war jahrelang auch an der Formel 1 beteiligt.

Tragfähige Vision

Dr. Alexander Dibelius, Managing Partner CVC, sagt: „Die Bosch Verpackungstechnik ist ein gut aufgestelltes Unternehmen in einem attraktiven Markt mit langfristigen Wachstumsperspektiven. Die Verpackungstechnik hat eine hervorragende Reputation in den Bereichen Qualität und Innovation, ein breites Produktportfolio, eine internationale Aufstellung und erfahrene Mitarbeiter. Mit dem Managementteam werden wir daran arbeiten, das Geschäft weiterzuentwickeln und noch wettbewerbsfähiger aufzustellen.”

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Milliarden Euro Umsatz machte Bosch Packaging Technology zuletzt. Hauptsitz der Gruppe ist Waiblingen, das Werk in Crailsheim gilt als profitabelster Standort des Unternehmens.