Es erfüllt uns mit einem gewissen Stolz, hier Motor sein zu können“, sagte Thomas Radek, Geschäftsführer der Südwest Presse Hohenlohe, zum Auftakt der Fachkräftetage am Samstag im Hangar. Motor wofür? Fürs Zusammenbringen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern, für anrollende Karrieren, für die Zukunftsaussichten von Menschen, die sich in der Region etwas aufbauen möchten. „Die Veranstaltung hat sich etabliert“, freute sich Radek über deren siebte Auflage. „Viele knüpfen hier Kontakte.“
Mit den Kontakten freilich ist es in Zeiten der coronabedingten Kontaktbeschränkungen so eine Sache. Deshalb galt am Wochenende die 2G-Regel – und deshalb sind die Fachkräftetage heuer eine Hybrid-Veranstaltung: Von Montag, 22., bis Sonntag, 28. November, geht die Messe online weiter. Auch von zu Hause aus kann man sich über die Angebote der rund 60 beteiligten Unternehmen informieren.
„Der direkte Kontakt ist mir wichtig“
Jasmin Mittelmaier (17) aus Crailsheim und Luca Seibert (19) aus Hall waren lieber vor Ort. „Der direkte Kontakt ist mir wichtig“, sagte Seibert. Er macht derzeit eine kaufmännische Ausbildung bei Würth, will danach für ein halbes Jahr ins Ausland gehen und sucht anschließend einen Platz für ein duales Studium. Branche? Offen. Mittelmaier will nach ihrem Realschulabschluss an der Kaufmännischen Schule eine Ausbildung machen – und ist auch noch nicht festgelegt, wohin es gehen soll. „Ich habe heute schon einige Gespräche geführt. Man bekommt viele Informationen und kann direkt Fragen stellen. Das ist eine sehr gute Möglichkeit für mich.“
Auch Unternehmen müssen für sich als Arbeitgeber werben
Genau für solche Menschen sollen die Fachkräftetage ein Forum sein. Aber natürlich auch für die Arbeitgeber, die um die klugen Köpfe von heute und morgen werben und sich da einiges einfallen lassen, wie Jenny Wacker vom Künzelsauer Ventilatorenhersteller Ziehl-Abegg in einem Impulsvortrag zum Thema „Employer Branding“ deutlich machte. Auch ein Unternehmen müsse sich im Rennen um Fachkräfte abheben, sagte sie, gerade in Hohenlohe mit Weltmarktführern und „Hidden Champions“ an jeder Ecke.
Bewerber müssten aufs Unternehmen aufmerksam gemacht werden, ihnen müssten Gründe gegeben werden, ausgerechnet zu Ziehl-Abegg zu wollen – und zwar auf eine authentische, aktuelle und manchmal auch etwas andere Art und Weise. Beispiele, die Wacker nannte, reichten von der Möglichkeit mobilen Arbeitens über Fitnesszuschüsse und psychologische Betreuung für die Mitarbeiter bis hin zu Aktivitäten auf sozialen Plattformen wie „TikTok“. Mit Letzterem hat sich Wackers Arbeitgeber zuletzt einen Namen gemacht. Viele junge, internetaffine Leute wurden so auf das Traditionsunternehmen aufmerksam.
Handwerker werden dringend gebraucht
Unternehmen aus der Metallbranche tun sich bei der Mitarbeiterrekrutierung derzeit freilich mit und ohne „TikTok“ leichter als beispielsweise Handwerksbetriebe. Jessica Abele, Marketingleiterin des Stimpfacher Türenherstellers Köhnlein, weiß davon ein Lied zu singen – dabei bietet die Firma mit mehr als 300 Mitarbeitern und sechs Standorten in Deutschland und Österreich jede Menge Karrieremöglichkeiten, von der Schreinerlehre bis zum dualen Studium. „Wir suchen auch Quereinsteiger“, sagte Abele. „Holz ist ein toller Rohstoff, und wir haben viele langjährige Mitarbeiter, die junge Menschen perfekt an die Hand nehmen können.“
Christian Eydam von der Arbeitsagentur in Crailsheim bestätigte, dass es gerade im Handwerk viele unbesetzte Stellen gebe. Das sei ein Problem, denn: „Wenn’s diese Menschen nicht mehr gibt, wer backt dann zum Beispiel unser Brot?“ Geht es hier um eine finanzielle Frage? „Die Bezahlung im Handwerk ist nicht so schlecht. Fragen Sie mal einen Handwerke, wann er Zeit hat, zu Ihnen zu kommen!“ Auf der Messe beriet Eydam Besucher, die ihm Bewerbungsunterlagen zeigten. „Die Qualität, die ich gesehen habe, ist gut“, sagte er – aber Optimierungsvorschläge habe er eigentlich immer. Denn Fachkräftemangel hin oder her, es gibt eben dennoch keine Jobgarantie.
Qualifikation ist das A und O
Der erste Schritt ist es, beim Arbeitgeber auf dem richtigen Stapel zu landen. Und dann: „Qualifikation ist das A und O.“ Wer sie hat, dem stehen alle Türen offen, aber man braucht in Zeiten der Digitalisierung schon für die einfachsten Tätigkeiten EDV-Kenntnisse. Wer da nicht Schritt hält, kann auch schnell mal abgehängt sein. Eydam versteht seine Aufgabe als Mitarbeiter der Arbeitsagentur immer mehr als Beratungstätigkeit: Wie bleibt man auf einem sich wandelnden Arbeitsmarkt im Spiel?
Wer die Digitalisierung zu gestalten weiß, der taugt gegenwärtig jedenfalls zum Spielführer. Das wurde auch in der Ansprache von David Schneider, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Landkreises, deutlich. Er vertrat Fachkräftetage-Schirmherr und Landrat Gerhard Bauer. „Digitalexpertise ist Mangelware“, stellte Schneider fest – Fachkräfte seien heiß begehrt und könnten oft aus verschiedenen Möglichkeiten wählen.
Eine gute Möglichkeit in Crailsheim ist natürlich die Firma Schubert. Auch der Verpackungsmaschinen-Spezialist war im Hangar vertreten. „Als etabliertes Crailsheimer Unternehmen ist es für uns selbstverständlich, dass wir hier Präsenz zeigen“, sagte Personalleiter Norbert Fath. „Wir sind sehr gut aufgestellt und der Überzeugung, dass wir Arbeitnehmern etwas zu bieten haben.“ Auf zurückliegenden Fachkräftetagen habe man tatsächlich Mitarbeiter gefunden.
Harald Ebner: Ohne Zuwanderung geht es nicht
Aus der Politik waren Oberbürgermeister Dr. Christoph Grimmer, Stadträte, Landtagsabgeordneter Stephen Brauer (FDP) und Bundestagsabgeordneter Harald Ebner (Grüne) bei der Eröffnung der Messe dabei. Für jeden Unternehmer sei es nachvollziehbare Strategie, sich selbst möglichst viele Fachkräfte aus dem bestehenden Angebot zu sichern, sagte Ebner. Aber die Politik habe die Aufgabe, Wirtschaft und Gesellschaft zukunftsfähig und klimaneutral zu gestalten und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass der Pool an Fachleuten größer wird – „ohne eine effektive Fachkräftezuwanderung wird das nicht gehen“.
Info Die Fachkräftetage der Südwest Presse Hohenlohe, mit der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Schwäbisch Hall als Partner, gehen am Montag online weiter: Bis Sonntag, 28. November, können Interessierte unter www.fachkräftetage.de reinklicken und die beteiligten Unternehmen kennenlernen.