Rasant schreitet die Entwicklung des Ventilatoren- und Motorenbauers Ziehl-Abegg im Gewerbepark Hohenlohe voran: Seit 2003 produziert das Künzelsauer Unternehmen bei Kupferzell, zwischenzeitlich wurde das Werk um 19 000 Quadratmeter erweitert, ein Werk für den Automotive-Bereich kam hinzu und nun fällt der Startschuss für die nächste Erweiterung des Motorenwerks: „Wir stellen die Weichen für die Zukunft“, sagt Peter Fenkl, der Vorstandsvorsitzende von Ziehl-Abegg. Er will mit dem Neubau auch ein Zeichen setzen. „Wir prosperieren, wir entwickeln uns weiter, wir brauchen Platz, wir innovieren.“
Modernste Technik
Die Ziele sind – beinahe schon traditionell – hoch gesteckt. Das neue Werk soll „ein Paradebeispiel der Industrie 4.0 werden, das heißt, dass wir im Sinne der Produktion digital vernetzt sein wollen und werden“, erklärt Fenkl. Auf rund 8000 Quadratmetern sollen „die besten und neuesten Produkte, die wir in unserer Pipeline haben“, produziert werden. Dazu werden 200 Mitarbeiter mit ihren Arbeitsplätzen vom Standort in Künzelsau in den Gewerbepark Hohenlohe umziehen, wo sie „ein viel besseres Arbeitsumfeld haben als bisher“, sagt Fenkl beim Spatenstich. „Natürlich ist eine Verlagerung des Arbeitsplatzes für die Betroffenen oft nicht einfach“, sagt Vorstandschef Fenkl. Doch der bestehende Standort ist bereits an der Kapazitätsgrenze. Als Folge wird die Zahl der Beschäftigten des Unternehmens im Gewerbepark von bislang knapp 500 auf deutlich über 600 ansteigen. Mittelfristig soll die komplette Produktion von Künzelsau nach Kupferzell verlegt werden. Platz ist genug: Insgesamt besitzt Ziehl-Abegg in dem Gewerbepark 235­­ 000 Quadratmeter Fläche. 96 000 Quadratmeter davon sind nach Fertigstellung des aktuellen Bauvorhaben noch frei. „Wir haben genug Platz, um das komplette Produktionswerk noch einmal aufzustellen und können zusätzlich das Automotive-Werk ebenfalls in Teilen spiegeln“, weiß Fenkl.
Bekenntnis zur Region
Rund 28 Millionen Euro nimmt das Unternehmen nun für Gebäude und Maschinenpark in die Hand. Durch die Investition soll die Produktivität beim Motoren- und Ventilatorenhersteller spürbar erhöht werden. In dem Werk will Ziehl-Abegg hauptsächlich moderne EC-Motoren produzieren, das heißt, Motoren mit elektrischer Steuerung, die besonders sparsam mit der Energie umgehen. „Und das Wachstum in dieser Sparte ist deutlich absehbar“, so Fenkl.
Denn die Vorgaben der Europäischen Union zum Stromverbrauch von Elektromotoren in Ventilatoren werden spätestens im Jahr 2020 nochmals verschärft. Geregelt ist dies in der Ökodesign-Richtlinie, der so genannten ErP-Richtlinie. „Wir spüren seit Jahren den Trend zu unseren hocheffizienten Produkten“, sagt der Firmenchef über die positive Umsatzentwicklung, die sich auch im laufenden Jahr 2016 fortsetzt. Landeswirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut sieht die Investition als „klares Bekenntnis“ zum Standort: „Baden-Württemberg ist bei Industrie 4.0 Vorreiter und hat das Potenzial zum Leit-Anbieter. Bei uns – in der industriellen Herzkammer Europas – sind die Branchen zuhause, die Industrie 4.0 Wirklichkeit werden lassen.“
Für Hoffmeister-Kraut ergibt sich daraus eine einzigartige Situation: Die Symbiose aus verantwortungsvollem, familiären Miteinander und den Anforderungen, die heute an einen Global Player gestellt werden: „Unsere mittelständischen Maschinenbauer sind Technologie- und Marktführer und auf dem ganzen Globus zu Hause. Gleichzeitig sind sie aber in Baden-Württemberg verwurzelt – auch der heutige Spatenstich ist ein Beleg dafür.“ Fenkl stimmt zu: „Damit stärken wir Deutschland und insbesondere Hohenlohe als Produktionsstandort.“
Erste Hürde ist die Zeit
Der Plan für den Einzug ist zeitlich knapp aufgestellt: Bis Ende 2017 soll die Produktion laufen. „Eigentlich wollten wir bis Mitte nächsten Jahres mit dem Gebäude fertig sein, aber das verzögert sich ein wenig, weil die Generalunternehmer voll sind.“ Der Termin steht trotzdem:  „Ende nächsten Jahres wird sicherlich noch nicht alles an seinem finalen Platz stehen, aber so dass wir produzieren können. Wer bremst verliert“, nimmt Fenkl den äußerst engen Zeitplan mit sportlichem Ehrgeiz.