Die Boller Bahn liegt seit drei Jahrzehnten im Dornröschenschlaf – und sie soll es weiterhin bleiben. So reagiert der Eschenbacher Gemeinderat auf eine Studie der Landkreise Göppingen und Esslingen, wonach eine neue Voralbbahn von Göppingen bis Kirchheim zwar Potenzial hat, die Kosten das Projekt aber unrentabel machen. Für Bürgermeister Thomas Schubert sieht es so aus, dass man die nächsten zwei Jahrzehnte nicht mehr darüber sprechen müsse. Schon die Kosten für ein näheres Gutachten sind ihm suspekt. Wer bezahle das dann, wie würden die Kosten verteilt, und wer solle die 300 oder 400 Millionen bezahlen, die eine Bahn von Göppingen bis Kirchheim koste. Wenn es denn reiche.
Gemeinderat Reinhard Bauch pflichtete bei. Es sei vor 23 Jahren genau der richtige Beschluss der Anliegerkommunen gewesen, die Trasse zu belassen. „Wir lassen sie offen und vergeben uns nichts.“ Man sei sich einig gewesen: Wenn jemand zuverlässig und wirtschaftlich einen Schienenbetrieb wieder aufnehme, sei es recht. Bauch sieht das in weiter Ferne. „Das wird in 23 Jahren auch nicht der Fall sein.“ Auch er will kein Geld für ein weiteres Gutachten ausgeben. Zumal dies, wie Bürgermeister Schubert anmerkt, in 20 Jahren wieder aktualisiert werden müsse.
Wilfried Eitle glaubt, dass die Bahn nie wieder in Betrieb gehe. „Das können wir uns abschminken.“ Er verweist auf die Schwierigkeiten: In Boll habe man einen Sackbahnhof, in Weilheim auch. Was sei der Nutzen für Eschenbach? Mit dem Auto sei man in einer Viertelstunde in Göppingen. Der Schultes blickt auch auf die Randlage des Eschenbacher Bahnhöfles. Vom anderen Ortsrand bis dorthin seien es anderthalb Kilometer.
Eine große Chance hätte Schubert darin gesehen, die künftige Schnellbahnstrecke der Bahn zu nutzen – so wie es zu seiner Überraschung in Merklingen gelinge. Wenn man in Aichelberg eine Bahnhof gebaut hätte, wäre man von dort in 20 Minuten in Ulm und in Stuttgart. „Das würde was bringen.“
Verabschiedet hat sich Schubert von dem Gedanken, die Bahnstrecke in einen Radweg umzuwandeln, wie das auf der alten Bahntrasse nach Schwäbisch Gmünd der Fall ist. Er habe sich damals reingehängt, als die Diskussion aufkam, dann aber von anderen Anliegergemeinden gehört, es gebe so viele parallele Radwege, dass man diese Trasse nicht brauche. Schubert sieht das aus Eschenbacher Sicht anders. „Es wäre nach Holzheim oder Eislingen eine prima Strecke.“ Aber er weiß auch: Die Stadt Göppingen wolle die Bahnstrecke auf ihrer Markung nicht erwerben, weil daran drei sanierungsbedürftige Bahnbrücken hingen. So sagt auch Schubert: Abwarten, was sich tut – „wait and see.“ Enttäuscht ist der Schultes von der Politik. Er habe gedacht: Wenn Abgeordnete und das Land dahinterstünden, bewege sich was. Die Initiative kam von den Grünen-Abgeordeten Alexander Maier und Andreas Schwarz, letzterer ist auch Fraktionschef im Landtag. Aber Schubert hat das Gefühl, dass niemand mitzieht. Die Region fühle sich nicht zuständig. Die Landkreise hätten gezuckt, als es um Kosten für ein Gutachten ging.
Gemeinderat Dr. Jürgen Stavenow warnt vor einer Zweckentfremdung, falls die Voralbbahn je kommt. Man müsse aufpassen, dass die Bahn dann nicht Güterverkehr durchschicke.