- Am Montagmorgen, 8.2., findet der Bayerische Schulgipfel statt.
- Der Bayerische Lehrerverband fordert ein Förderjahr für Schülerinnen und Schüler.
- Der Elternverband setzt sich für das freiwillige Wiederholen eines Schuljahrs ein.
Die Corona-Pandemie stellt Schülerinnen und Schüler vor Herausforderungen: Sie müssen zuhause lernen, schreiben Klassenarbeiten online und sehen ihre Mitschüler kaum. Bayernweit lernen die Kinder und Jugendlichen seit Beginn des zweiten Lockdowns zu Hause - mit einer Ausnahme: Zum 1. Februar sind die meisten Abschlussklassen in den Wechselunterricht zurückgekehrt, das sind insgesamt 2,4 Prozent der Lernenden.
Beim bayerischen Schulgipfel an diesem Morgen diskutiert Kultusminister Piazolo mit Vertretern von Schülern, Eltern und Lehrern, wie der Unterricht an Bayerns Schulen weitergehen soll.
Kultusminister Piazolo: Präsenzunterricht vor allem für Grundschüler wichtig
Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) hofft auf eine möglichst rasche Rückkehr zum Präsenzunterricht an Grund- und Förderschulen - genaue Öffnungsschritte und Termine sind aber weiterhin offen. Das sagte Piazolo am Montag nach einer Videoschalte mit Lehrer-, Eltern- und Schülervertretern in München. Konkrete Entscheidungen werden erst in den Bund-Länder-Beratungen an diesem Mittwoch, im bayerischen Kabinett am Donnerstag und endgültig am Freitag im Landtag erwartet.
„Ich persönlich halte gerade bei den Grundschülern für wichtig, dass alle in absehbarer Zeit wieder in die Schule kommen“, sagte Piazolo. Bei den Grundschülern sei der soziale Kontakt noch wichtiger - und die Eltern seien hier zu Hause noch viel stärker involviert. Er ließ offen, ob an einem bestimmten Datum sofort alle Grundschüler wieder die Schule besuchen oder ob dies schrittweise geschieht. „Ob wir das schaffen in einen Schritt, das müssen wir diskutieren.“
Klar scheint allerdings schon jetzt, dass es am Anfang lediglich Wechselunterricht mit geteilten Klassen geben wird. Eine Priorität solle darüber hinaus auf die Abschlussklassen auch an Mittel- und Realschulen gelegt werden, sagte Piazolo. Es werde zudem ein Konzept für Masken und Tests geben - dieses befinde sich gerade in der Abstimmung mit dem zuständigen Gesundheitsministerium.
Trotz Protesten: Faschingsferien finden nicht statt
Eine Rücknahme der Streichung der Faschingsferien dürfte es trotz vielfältiger Proteste indes nicht geben. „Bei den Faschingsferien ist die Position bekannt, da gibt es nichts Neues“, sagte Piazolo.
Förderjahr für alle: Das fordert der Lehrerverband in Bayern
Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) fordert ein Ende des „Klein-Klein“ und eine „große Lösung“. BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann sagte: „Wir fordern ein freiwilliges individuelles Förderjahr für alle, das nicht auf die Schullaufbahn angerechnet wird.“
Fleischmann sagte, ein bisschen die Lehrpläne zu entschlacken, die Abschlussprüfungen nach hinten zu verschieben oder auch die Zahl der Klassenarbeiten zu reduzieren sei keine praktikable Lösung mehr: „Wir müssen jetzt den Schulalltag entstressen.“ Viele Eltern sowie ältere Schülerinnen und Schüler machten sich Gedanken, wie es weitergehen soll - viele gingen „professionell“ mit der Situation um und analysierten die eigene Lage. Viele kämen zu dem Schluss, dass sie einige stoffliche Lücken haben, die sie lieber mit der Wiederholung eines Jahres schließen wollen.
Bayerische Elternverband: Wiederholen des Schuljahrs als Regel
In die gleiche Richtung geht die Forderung des Bayerischen Elternverbandes (BEV). BEV-Chef Martin Löwe sagte, eigentlich sollte das Wiederholen das aktuelles Schuljahres die Regel sein: „Nur wer sich ausdrücklich stark genug und stofflich gut gerüstet fühlt, sollte in die nächste Klassenstufe vorrücken.“ Dass dies die Schulen vor Raum- und Personalprobleme stellen könnte, wenn plötzlich besonders viele Schüler ein Jahr freiwillig wiederholen würden, sieht Löwe durchaus: „Aber das Kultusministerium und die Schulämter haben ja jetzt auch noch sechs Monate Zeit.“
Eltern sowie Schülerinnen und Schüler verschiedener Schulen berichteten dem Evangelischen Pressedienst (epd) allerdings, dass Schulleitungen vom „freiwilligen Wiederholen“ gar nicht begeistert sind und dies nicht genehmigen wollen - oder auch seitens der Schulämter nicht sollen. Die Zahl der Klassen dürfe dadurch nicht steigen.
Diese Regeln gelten in Bayern für das freiwillige Wiederholen
Das bayerische Kultusministerium stellte am Montag auf epd-Anfrage allerdings klar, man habe Schulen und Schulämter „ausdrücklich nicht darum gebeten, restriktiv zu entscheiden und Klassenmehrungen wegen Wiederholern zu vermeiden“.
Eine Ablehnung für „freiwilliges Wiederholen“ mit dem Hinweis auf die deswegen nötige Bildung zusätzlicher Klassen sei explizit „nicht zulässig“. Maßgeblich für die Genehmigung „freiwilliger Wiederholungen“ seien die Regelungen der Schulordnungen mit Einzelfallprüfungen. Das „freiwillige Wiederholen“ sei auf Antrag der Erziehungsberechtigen möglich. Die Entscheidung treffe je nach Schulart die Schulleitung oder die Lehrerkonferenz. Die Regelungen gelten auch für Förderschulen, die nach Lehrplänen allgemeiner Schulen unterrichtet werden, hieß es.
BLLV-Chefin Fleischmann sagte, auch sie sehe auf die Schulen durch ihre Forderung eine große Herausforderung zukommen: „Aber wir nehmen als Verband die Perspektive der Schülerinnen und Schüler, Eltern und Lehrkräfte ein, nicht die der Politik.“ Der bayerischen Staatsregierung falle nun in der Corona-Pandemie der seit Jahren vorherrschende Lehrermangel im Freistaat auf die Füße: „Dafür können wir als Verbände nichts. Und wir können das auch nicht lösen. Wir bringen eine Idee ein, die wir für wichtig halten. Die Umsetzung ist Aufgabe der Staatsregierung.“