Warum heißt das Unternehmen „Theben“ und nicht „Schwenk“? Die Erzählung geht so: Gründer Paul Schwenk war von einer Innovation der alten Ägypter beeindruckt. Diese maßen die Zeit einst mithilfe von Sonnenuhren. Auf das Leben der Menschen hatte dies damals erhebliche Bedeutung. Erfindung von erheblicher Bedeutung – das erhoffte sich Schwenk auch für die Produkte, die er entwickelt. Deshalb nannte er seinen Betrieb nach der altägyptischen Hauptstadt Theben.
446 führende Unternehmen
Professor Christoph Müller von der Uni St. Gallen hat die Theben AG als einen von drei Weltmarktführern aus dem Zollernalbkreis identifiziert. Bizerba (Balingen; Waagen) und Groz-Beckert (Albstadt; Nadeln für Industrienähmaschinen) sind die beiden anderen. In Deutschland gibt es insgesamt 446 davon.
Was hebt Theben in diese Kategorie? Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben in den zurückliegenden 100 Jahren unzählige technologische Meilensteine gesetzt und war bei der Neu- und Weiterentwicklung von Technologien häufig Vorreiter, insbesondere bei der Gebäudeautomation und der Lichtsteuerung. Nicht zuletzt hat Theben den Präsenzmelder erfunden.
Innovation und Qualität
„Die Basis dieses Erfolgs liegt in den Menschen, in der Kompetenz unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und der daraus entstehenden Innovation und Qualität unserer Produkte. Darunter befinden sich Bestseller wie der Treppenlicht-Zeitschalter ELPA oder der Theben-Timer, von denen wir im Laufe der Jahrzehnte jeweils 30 Millionen Stück ausgeliefert haben“, erläutert Vorstandschef Paul Sebastian Schwenk.
Entscheidend aber sei, dass Theben konsequent und zielgerichtet seine Kernkompetenzen entwickelt und immer weiter ausgebaut hat.
In die Forschung und Entwicklung fließen alljährlich circa zehn Prozent des Jahresumsatzes. Das zurückliegende Jahr betrachtet, entspricht dies einem Wert von 14 Millionen Euro. „Ein wichtiger interner Innovationstreiber ist der zentrale Entwicklungsbereich ‚Plattform & Innovation‘, die sich mit Bildverarbeitung, Sensorik, künstlicher Intelligenz (KI) und intelligenten Lösungen für die digitale Energiewende befasst“, informiert Theben.
Messwerte übermitteln
Vorstandschef Schwenk erläutert: „Gerade bei der Netzsteuerung und beim Energiemanagement kann man mit KI-Algorithmen und digitalen Mehrwertdiensten viel erreichen.“ Ein erstes Produkt ist auf dem Markt, es soll das Wachstum der Theben-Gruppe deutlich vorantreiben. Das sogenannte Smart Meter Gateway CONEXA 3.0 übermittelt Messwerte gemäß höchsten Sicherheitsvorgaben an Stromerzeuger. Gleichzeitig soll mit dieser Technologie Stromangebot und -nachfrage in Echtzeit koordiniert werden.
Plant die Theben-Gruppe Investitionen baulicher Art? „Wir haben quasi fertige Pläne in der Schublade für eine deutliche Erweiterung unseres Produktionsstandorts in Haigerloch. Doch auch uns haben die diversen Krisen der vergangenen drei Jahre sehr viel Aufmerksamkeit und Kraft gekostet. In diesen Zeiten fällt es dann natürlich schwerer, große Bauvorhaben zu realisieren. Wir sind überzeugt, dass wir in den kommenden Jahren, die geplanten Erweiterungen am Standort realisieren können“, antwortet das Management. „Neben den großen gesellschaftlichen und humanitären Krisen auf der Welt sowie dem globalen Klimawandel ist eine der großen Herausforderungen unserer Zeit sicher der Fachkräftemangel, der nicht nur uns als Hersteller betrifft, sondern in allen Branchen ankommen wird. Hier wird die Digitalisierung und Automatisierung von Prozessen eine entscheidende Rolle spielen“, sagt der Vorstandsvorsitzende über die aktuellen Herausforderungen.
Wandel in der Arbeitswelt
Theben könne die zahlreichen offenen Stellen bislang zwar immer noch besetzen, doch der Betrieb spüre schon deutlich den demografischen sowie den allgemeinen Wandel der Arbeitswelt.
Theben arbeite eng mit den Hochschulen in der Region zusammen und es gelinge, junge Talente ins Team zu holen und aufzubauen. „Das braucht Zeit und eine gute Unternehmenskultur, ist aber langfristig der einzige Weg“, macht Paul Sebastian Schwenk deutlich.
Eine weitere große operative Herausforderung spüre Theben aktuell im Bereich der Liefer- und Wertschöpfungsketten. Die Wirtschaftswelt, aber auch der Konsument müssten kritisch reflektieren, ob durch einen jahrzehntelangen Tunnelblick auf die Effizienz- und Kostenseite die aktuelle Situation mit Lieferengpässen und Materialknappheit ein Stück weit selbst verursacht wurde.
„Umdenken wichtig“
Technologien und Produktionen wurden vielfach nach Asien verlagert. „Hier halte ich ein Umdenken für wichtig: Warum nicht elektronische Komponenten wie Chips, Leiterplatten, Speicher, PV-Module hier in Europa fertigen? Bei Theben haben wir eine sehr hohe Fertigungstiefe und wir generieren einen großen Teil der Wertschöpfung aus Haigerloch heraus. Sei es in der Entwicklung oder der Fertigung unserer Produkte“, erläutert der Vorstandschef.
Herausfordernd sei auch die weltumspannenden Klima- und Energiekrise. Das Unternehmen könne mit energiesparenden Produkten und Lösungen einen Beitrag leisten, die Folgen für Mensch und Umwelt abzumildern.
Theben steigert den Umsatz auf 140 Millionen Euro
Seit der Erfindung des Treppenlicht-Zeitschalters durch den Gründer Paul Schwenk 1921 hat sich das Familienunternehmen Theben zu einem führenden Hersteller in der Zeit-, Licht- und Klimasteuerung entwickelt.
Die Bereiche KNX, Smart Home und Smart Energy gewinnen seit Jahren an Bedeutung. KNX ist eine Technik, um unterschiedliche Komponenten der Haus- und Gebäudetechnik wie Heizung, Beleuchtung oder Alarmsysteme intelligent zu steuern, selbst wenn diese Komponenten von unterschiedlichen Herstellern stammen.
Knapp 800 Frauen und Männer arbeiten für Theben, davon etwa 700 in Deutschland.
Theben ist zwar eine Aktiengesellschaft, doch die Anteilsscheine sind nicht an der Börse notiert, sie werden dort nicht gehandelt. Theben bezeichnet sich selbst als ein Familienunternehmen. Hauptaktionäre sind die Familien Herl und Schwenk.
Geführt wird das Unternehmen vom Vorstandsvorsitzenden und Gesellschafter Paul Sebastian Schwenk. Ihm zur Seite stehen der Vertriebs- und Marketing-Vorstand Thomas Sell sowie Technik-Vorstand Michael Matthesius. Zudem sind Mitglieder der Unternehmerfamilien in verschiedenen Positionen des Unternehmens aktiv.
Der Umsatz des Unternehmens betrug im Jahr 2021 insgesamt rund 130 Millionen Euro. Im zurückliegenden Jahr 2022 hat Theben 140 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet. Das entspricht einer Steigerung von knapp acht Prozent. Trotz Lieferengpässen in einigen Bereichen konnte Theben auf nationaler und internationaler Ebene zulegen. just