Der nasse Schreck sitzt den Bewohnern im Zollernalbkreis nach wie vor in den Gliedern. Auch am Tag nach dem verheerenden Unwetter laufen die Aufräumarbeiten. Joachim Rebholz, als stellvertretender Kreisbrandmeister am Sonntag im Einsatz, blickt nochmals auf das Geschehen und die Ursache zurück: „Das ganze Oberflächenwasser hat sich in der Eyach und Steinach gesammelt.“ Beide Flüsse zusammen ergaben dann einen reißenden Strom, der über die Ufer trat, Geröll und Gehölz mit sich riss.
Vor allem die Gartenschaustadt Balingen war betroffen. „Zwei Drittel der gut 100 Einsätze waren dort im Stadtgebiet“, berichtet Rebholz und meint: „In Balingen ist es eskaliert.“ Fünf Gebäude mussten vorübergehend geräumt werden. Auch in Erzingen und Endingen waren Bewohner nicht mehr in der Lage, ihre Häuser zu verlassen.

Kein Regen in der Nacht

Die Eyach hatte zeitweise einen gewaltigen Pegelstand, weiß Rebholz. „Der Pegel ist in kürzester Zeit von 50 Zentimeter auf 208 Zentimeter gestiegen“, berichtet Balingens Bürgermeister Ermilio Verrengia. Der Pegel stieg dann aber nicht mehr höher „Gott sei Dank hat es in der Nacht nicht mehr stark geregnet“, atmet Rebholz rückblickend auf.
Doch das reichte aus, um an vielen Stellen ein Bild der Verwüstung zu hinterlassen. Vollgelaufene Keller, überflutete wie stark verschmutzte Straßen prägten das Bild. Jetzt laufen in den einzelnen Ortschaften die Aufräumarbeiten, der Bauhof ist laut Verrengia an mehreren Stellen im Einsatz. Am Friedhof Stockenhausen wüteten die Wassermassen, fluteten das Gelände. „Schäden an der Aussegnungshalle“, gibt Verrengia aus dem Balinger Rathaus den ersten Schadensreport ab. Gestern war die Feuerwehr im Einsatz und hat das Wasser abgepumpt. Der Bauhof hat den angeschwemmten Unrat beseitigt.

Glimpflich davongekommen

Laut des Kreisbrandmeisters kamen gerade Balingen und das Gartenschaugelände aber noch glimpflich davon: „Klar ist das Gelände betroffen. Aber im Zuge des Baus wurde der Hochwasserschutz an der Eyach verbessert, das hat geholfen.“ Das kann auch Balingens Bürgermeister bestätigen: „Die Schäden waren sehr überschaubar, sodass am Montag wieder regulär der Betrieb aufgenommen wurde.“
Glück im Unglück also. Für Kreisbrandmeister Rebholz hängen die geringen Schäden unmittelbar mit den baulichen Änderungen im Rahmen der Gartenschau zusammen. Denn ohne diese baulichen Maßnahmen an der Eyach, mutmaßt der stellvertretende Kreisbrandmeister, hätte es gerade Balingen wohl noch übler erwischt. Wie die Hochwasserprävention helfe, zeigte sich gerade flussabwärts. Denn die dortigen Sportplätze blieben dieses Mal von Überflutung verschont. Doch nicht alle: Das Sportgelände des TSV Frommern wurde dann doch in Mitleidenschaft gezogen. Insbesondere der Kunstrasenplatz wurde überspült. „Hier ist das Tiefbauamt am Eruieren der Schäden“, hat Verrengia noch keine Details parat.

Nur kleinere Schäden

Insgesamt lief es mit Überflutungen und kleineren Schäden an Privathäusern noch einigermaßen glimpflich ab. „Die bisher aufgestellten Maßnahmen wie organisatorische und bauliche Vorkehrungen haben gegriffen, sodass größere Schäden vermieden werden konnten. Welche weiteren Maßnahmen ergriffen werden können, wird nun eruiert und – so schnell es möglich ist – umgesetzt“, schließt der Balinger Bürgermeister, nimmt aber gerade beim Thema baulichen Hochwasserschutz das Land Baden-Württemberg in die Pflicht, das sei nämlich „Träger der Gewässerbaulast für die Eyach.“ Klar ist schon jetzt, dass „die Maßnahmen zum Schutz vor Starkregen derzeit im Rahmen des Starkregenrisikomanagements erarbeitet werden“, berichtet der Bürgermeister.
Und die Schadenshöhe? Hoch sei die auf alle Fälle, heißt es aus dem Balinger Rathaus, allerdings auch nicht en détail zu beziffern. Für den stellvertretenden Kreisbrandmeister Joachim Rebholz steht indes fest: „Seit dem Hochwasser 2013 war das wieder eines der größeren.“

Hauptaugenmerk auf Balingen

Auch wenn das Hauptaugenmerk auf Balingen und Umgebung lag, so weiß auch Albstadts Stadtbrandmeister Michael Adam von den Auswirkungen des Starkregens zu berichten. Der Feuerwehrkommandant erzählt, dass am Sonntag um 12.46 Uhr der erste Notruf eingegangen sei, „danach ging es Schlag auf Schlag.“ Vor allem Wohnhäuser in Lauffen, Wessingen und Burgfelden waren von Überflutungen durch den Starkregen betroffen. Allerdings war zwei Stunden später schon das meiste, zumindest für die Feuerwehrleute, erledigt. „Wir sind noch einmal glimpflich davongekommen.“ Dennoch werde es sicherlich noch einige Tage dauern, bis die vollgelaufenen Keller wieder trocken sind.“
Die Feuerwehren waren auf jeden Fall gut vorbereitet. „Wir haben die Unwetterwarnungen in der Wetter-App ständig beobachtet und wussten schon am Tag vorher, dass da was auf uns zukommen könnte. Deshalb waren wir am Sonntag mit fünf Einsatzleitern im Dienst“, berichtet Adam. Allerdings könne man nicht alles vorab planen, „man muss dennoch spontan auf die Ereignisse reagieren.“ Dazu gehören dann beispielsweise Straßensperrungen, allgemeine Absperrungen, Keller abpumpen oder notfalls auch Menschen aus ihren Wohnhäusern zu evakuieren. Um zusätzliche Informationen einzuholen, gibt es Überwachungskameras im ganzen Stadtgebiet, „wir sind da gut organisiert und haben einen Notfallplan im Kopf.“

Aus Erfahrungen gelernt

Adam nutzt die Erfahrungen aus vergangenen Unwettern, „vor zwei Jahren war es viel heftiger.“ Seit einiger Zeit sei die Feuerwehr mit Digitalfunk ausgerüstet und habe dadurch eine weitere schnelle Kommunikationsmöglichkeit. Zudem helfen die Karten mit hochwassergefährdeten Bereichen, da kann man dann schon zum Teil vorplanen, wo die Wahrscheinlichkeit sehr hoch ist, dass Bäche oder Flüsse über die Ufer treten könnten.