Begrünte Dächer, offene Lernbereiche mit Sitzgelegenheiten, Trampoline im Freien: Das sind Elemente eines Architekten-Entwurfs für den großen Neubau des Lessing-Gymnasiums in der bayerischen Stadt Neu-Ulm. Der Entwurf stammt von den Büros Schaudt Architekten (Konstanz) sowie Siegmund und Winz Landschaftsarchitekten (Balingen) – und er wurde von der Jury nun einstimmig zum Sieger eines Architekten-Wettbewerbs gewählt.
Die Größe des Projektes sei wirklich etwas Besonderes, sagte Geschäftsführer Holger Winz gegenüber dieser Zeitung: Geplant ist ein vierzügiges Gymnasium mit zwei Dreifeld-Sporthallen – es handelt sich um eines der derzeit größten Schulbau-Projekte in Bayern. Ziel ist laut dem Neu-Ulmer Landratsamt, ein Schulgebäude mit offenen Lernlandschaften und einem „hohen gestalterischen Anspruch an eine wirtschaftliche, funktionale und nachhaltige Planung“ zu errichten.
Dächer sind begehbar
Der Entwurf der Architekten und Landschaftsarchitekten aus Balingen und Konstanz sieht unter anderem solche offenen Lernlandschaften vor – also Zonen zum Lernen, die nicht in Klassenzimmer aufgeteilt sind. Für diese Lernlandschaften soll das Gymnasium in Neu-Ulm laut dem dortigen Landratsamt Modellcharakter aufweisen. Holger Winz sagte, das Büro Schaudt habe „die vielfältigen Anforderungen an Lernlandschaften kompakt untergebracht“.
Die Balinger haben sich bei dem gemeinsamen Entwurf auf die Entwicklung des Außenraumes konzentriert. Da Schülerinnen und Schüler inzwischen mehr Zeit in der Schule verbringen als früher, sieht der Entwurf nicht nur Lernzonen, sondern auch Bereiche vor, die für die Freizeit oder einen flexibleren Unterricht genutzt werden können. So ist zum Beispiel ein Amphitheater eingeplant, es soll Trampoline und einen Kletterbereich geben. Auch Hängematten und ein Schulgarten seien angedacht, sagte Winz. Und: begrünte Dachlandschaften, die begehbar sein sollen, sodass dort auch unterrichtet werden kann.
Die Architekten haben zudem eingeplant, dass das Regenwasser auf dem Schulgelände vor Ort versickern kann. Außerdem seien relativ viele Fahrradständer gefordert gewesen, sagte Holger Winz. Deshalb habe man zweigeschossige Radständer eingeplant.
Viel Lob von der Jury
Jurymitglied Franz-Clemens Brechtel zeigte sich mit der Entscheidung für den Entwurf aus Balingen und Konstanz zufrieden: „Der Neubau des Lessing-Gymnasiums ist für den Landkreis Neu-Ulm ein herausragendes Schulbau-Projekt und in seiner Dimension und Größe einzigartig“, wird der Kreisrat in einer Pressemitteilung des Neu-Ulmer Landratsamts zitiert: „Ich bin überzeugt, dass der ausgewählte Entwurf unseren Ansprüchen an dieses Leuchtturmprojekt in jeder Hinsicht gerecht wird.“
Die Neu-Ulmer Oberbürgermeisterin Katrin Albsteiger (CSU) sagte Ende der vergangenen Woche: „Für die Stadt Neu-Ulm ist dieses Neubau-Projekt von herausragender Bedeutung und ich bin überzeugt, dass es ein großer Gewinn für unser Stadtbild ebenso wie für unsere Schullandschaft sein wird.“ Die Rathaus-Chefin zeigte sich ebenfalls erfreut über den Siegerentwurf: Er setze insbesondere die Anforderungen an den Neubau des Gymnasiums optimal um.
Das große Schulneubau-Projekt soll im Neu-Ulmer Gebiet Wiley-Nord entstehen, das an das südliche Zentrum der Donaustadt Neu-Ulm angrenzt. Bis in die 90er Jahre befand sich in diesem Bereich eine Kaserne der US-Armee.
Dritter Platz wird doppelt vergeben
20 Architekten-Teams haben beim Architekten-Wettbewerb für den Neubau eines Gymnasiums in Neu-Ulm teilgenommen. Den ersten Preis belegte der Entwurf aus Konstanz und Balingen.
Ein zweiter Platz wurde im Wettbewerb nicht vergeben, der Dritte dafür doppelt – und zwar an ein Architekten-Team aus Blaustein und Freising sowie an eines aus Stuttgart und Kassel. Platz vier ging an ein Architektur-Büro, das seinen Sitz ebenfalls in Kassel hat.