Bülent Pesket kann es noch immer nicht recht glauben. „Es ist einfach überwältigend“, sagt der Geschäftsführer des Unternehmens A & P Logistik im Balinger Stadtteil Engstlatt und sieht sich in seiner großen Lagerhalle um. Zwischen Paletten, die die Spedition noch ausliefern muss, stapeln sich Kartons, Dutzende, Hunderte. Sie sind voll mit Sachspenden für die Opfer des verheerenden Erdbebens in der Türkei. Und alle paar Minuten werden es noch mehr Kartons.
Gerade kam ein Ehepaar und brachte drei Kisten mit Kleidung, jetzt steht ein älterer Herr in der Halle. „Ich habe drei Gelbe Säcke mit gebrauchten Kleidern“, sagt der Mann. „Kann ich Ihnen die geben?“ Pesket schaut kurz und erwidert dann freundlich: „Ich nehme die, weil Sie sich die Mühe gemacht haben. Aber eigentlich haben wir einen Annahmestopp.“

Ein Lkw ist schon unterwegs

Pesket erzählt, dass fünf 40-Tonner Hilfe für die notdürftigen Menschen ins Katastrophengebiet bringen sollen, einer hat sich bereits Montagnacht auf den Weg gemacht, ein zweiter steht fertig beladen bereit. Und für die anderen drei Lkw gibt es bereits mehr als genug Ladung in Peskets großer Halle. Fast flehentlich bittet er nochmal: „Bitte schreiben Sie, dass wir einen Annahmestopp haben, die Lkw sind voll, das Lager ist voll.“ Was noch fehlt, sind Geldspenden, um die immensen Rechnungen für Diesel zu begleichen, die auf der hin und zurück rund 6000 Kilometer weiten Fahrt auflaufen.

Nur eine kleine Aktion geplant

Dabei hatte Pesket eigentlich nur eine spontane, kleine Hilfsaktion geplant. „Was daraus geworden ist, sehen Sie hier“, meint er nun und zeigt auf die Berge an Hilfsgütern. Darunter auch neue Rollatoren oder drei Paletten mit warmer Unterwäsche aus Schurwolle, gespendet von einer Firma aus Albstadt. Anfangs kam ein Mitarbeiter zu ihm und fragte, ob es etwas Lagerplatz gebe, Moscheen aus Schömberg und Balingen hätten keinen Platz zum Lagern der Sachen. „Er sagte, es ist ja nicht viel.“ Schließlich kam eins zum anderen: Pesket bekam von verschiedenen Leuten fünf 40-Tonner zur Verfügung gestellt, weil seine Firma nur kleinere Lkw im Einsatz hat.
Dann hieß es: „Jetzt rührt mal die Werbetrommel“ – schließlich sollten die Lastwagen auch voll werden. Binnen kürzester Zeit waren es so viele Sachen, dass Pesket und seine Mitarbeiter nicht mehr Herr der Lage wurden: An die 50 ihm zumeist unbekannte Helfer seien schließlich am Dienstagabend angerückt – „die haben hier gewuselt und gearbeitet, es waren auch Leute aus Tübingen dabei, sogar jemand aus Filderstadt. Das war eine kurze Nacht.“ Dreimal habe er am Dienstag sein Handy aufladen müssen, so viel habe er telefoniert.

Was passiert an der Grenze?

Denn es gibt noch viel abzuklären. Zum Beispiel: Kommen private Lkw jetzt überhaupt so einfach ins Land? „Ich weiß es nicht“, sagt Pesket. Er hat aber einen Freund aktiviert, dessen Cousin beim türkischen Zoll arbeitet, um so an Informationen zu gelangen.
Jetzt müssen nur noch die Fahrer der drei letzten Lastwagen Urlaub bekommen und die Hilfsgüter verladen werden. Pesket freut sich, dass so viele nützliche Dinge angeliefert wurden: „Da sind ganz hochwertige Sachen dabei, neuwertige Sachen, auch Babynahrung. Aber das alles sollte jetzt ganz schnell zu den Leuten.“

Fitnessstudio sammelt noch Sachspenden

Im Fitnessstudio Injoy in Balingen, Am Bangraben 23, können noch Sachspenden in stabilen Kartons abgegeben werden. Letzter Termin zur Abgabe: Freitag, 10. Februar, 12 Uhr.