Eine bahnbrechende Entwicklung, die Groz-Beckert zum Weltmarktführer macht, gibt es nicht – ebenso wenig wie geheimnisumwitterte Umstände. Das Unternehmen verspricht dagegen höchste Qualitätsansprüche, es stellt den Kunden und dessen Bedürfnisse in den Mittelpunkt, außerdem liegt der Fokus auf langfristigem Agieren. „Teil des Erfolgs ist, dass sich Groz-Beckert stets durch eine besonders hohe Innovationskraft ausgezeichnet hat und durch langfristiges Agieren. So konnte sich das Unternehmen Schritt für Schritt zum Weltmarktführer von Präzisionswerkzeugen für die Textilindustrie entwickeln“, erklärt das Unternehmen.
Weltweit die Nummer 1 oder 2
In Deutschland gibt es 446 Weltmarktführer. Christoph Müller, Professor an der Uni St. Gallen, erstellt die Liste jährlich. Seine Kriterien: Ein Weltmarktführer muss weltweit die Nummer 1 oder 2 in mindestens einem relevanten Marktsegment sein. Eine Spitzenstellung über den gesamten Geschäftsbereich hinweg ist nicht notwendig. Ferner muss der Jahresumsatz mindestens 50 Millionen Euro betragen, wovon 50 Prozent oder mehr im Ausland, auf zumindest drei Kontinenten, erwirtschaftet wird. Schließlich müssen die Eigentümer ihren Sitz zu Teilen in Deutschland haben.
Im Zollernalbkreis sind zumindest drei Weltmarktführer identifiziert. Außer Groz-Beckert ist dies der Waagen-Hersteller Bizerba aus Balingen sowie Theben aus Haigerloch, das Unternehmen ist auf Zeit- und Lichtsteuerungen spezialisiert.
Groz-Beckert wurde 1852 von Theodor Groz gegründet. Der Betrieb hat sich über Jahrzehnte zum führenden Anbieter von industriellen Maschinennadeln, Präzisionsteilen und Feinwerkzeugen sowie Systemen und Dienstleistungen für die Herstellung und Fügung textiler Flächen entwickelt, ist der Chronik zu entnehmen. Die Produkte und Leistungen unterstützen die Bereiche Stricken und Wirken, Weben, Filzen, Tuften, Kardieren und Nähen.
Jährlich investiert Groz-Beckert rund fünf Prozent seines Umsatzes in Forschung und Entwicklung (F&E). Den Jahresumsatz von 2022 in Höhe von 814 Millionen Euro zugrunde gelegt, entspricht dies Ausgaben für F&E in Höhe von mehr als 40 Millionen Euro.
Aktuell baut Groz-Beckert am Stammsitz Albstadt ein neues Produktionsgebäude. Das Unternehmen geht von einer Investitionssumme von rund 140 Millionen Euro aus.
Vor vier Monaten hat Groz-Beckert TKM, einen Hersteller von Industriemessern, übernommen. Damit habe man seine Geschäftsfelder konsequent erweitert, ohne den Kompetenzbereich der metallischen Präzisionswerkzeuge zu verlassen. Das Management würde langfristig an die Weiterentwicklung des Konzerns denken. Die TKM-Übernahme sei ein Beispiel dafür.
Ein Weltmarktführer sieht sich denselben Herausforderungen gegenüber wie viele andere Unternehmen auch, räumt Groz-Beckert ein: Es mangelt an Fachkraft, Ressourcen, Vorprodukte und Komponenten sind knapp, die Energie verursacht hohe Kosten, es fehlen Logistikkapazitäten und insgesamt schwanken die Märkte stark.
Ein Prozent für Privathaushalte
Groz-Beckert stellt rund 99 Prozent seiner Produkte für andere Betriebe her. Nähmaschinennadeln für private Haushalte machen nach Einschätzungen des Unternehmens gerade einmal ein Prozent aus.
Geführt wird das Albstadter Unternehmen von Hans-Jürgen Haug (Sprecher der Geschäftsführung), Eric Schöller und Markus Settegast. Vorsitzender des Aufsichtsrats ist Dr. Thomas Lindner. Gesellschafter sind Mitglieder der Familie Lindner, die Nachkommen der Familien Groz und Beckert.
Professor Christoph Müller räumt ein, dass die Liste der Weltmarktführer möglicherweise nicht vollständig ist. Nicht immer seien Geschäftszahlen vollständig. Es könne zu falschen Interpretationen kommen. Wegen Intransparenz seien zuletzt 20 Unternehmen aus der Weltmarktführer-Liste gefallen.
Umsatz legt um fast 10 Prozent zu
36 Millionen Euro Umsatz hat Groz-Beckert im zurückliegenden Jahr durch organisches Wachstum im Stammgeschäftsbereich Textil erwirtschaftet. Dieselbe Summe zum Umsatzwachstum trägt die Übernahme des Industriemesser-Herstellers TKM bei. Dieser wurde zum Oktober 2022 übernommen. Damit fließt der TKM-Umsatz des vierten Quartals mit ein.
Die Steigerung um insgesamt 72 Millionen Euro auf 814 Millionen Euro entspricht einer Zunahme des Umsatzes um 9,7 Prozent.
Zum Gewinn oder Cash-Flow macht das Unternehmen Groz-Beckert in einer aktuellen Benachrichtigung keine Angabe.
9589 Menschen beschäftigt der Spezialist für die Herstellung und Fügung textiler Flächen weltweit. Das sind 914 mehr als im Jahr zuvor. An seinem Stammsitz in Albstadt sind es 2219 – ein Plus von 16 Menschen im Vergleich zum Vorjahr. Stichtag für diese Zahlen war der 31. Dezember 2022. Durch die Übernahme von TKM kamen 801 Frauen und Männer unter das Dach der Unternehmensgruppe.
„Im Stammgeschäft Textil entwickelten sich die Umsätze im abgeschlossenen Geschäftsjahr positiv. Die meisten Märkte zeigten eine gute Nachfragedynamik. Allerdings lief der wichtigste Markt China weniger gut als in den Vorjahren. Das Land war das gesamte Jahr über stark von den Einflüssen der Coronapandemie geprägt – zunächst von langen und strikten Lockdowns, zum Jahresende hin dann von der rasanten Ausbreitung des Virus nach Beendigung der Null-Covid-Politik“, schreibt Groz-Beckert in einer Pressemitteilung.
In weltweit mehr als 150 Ländern ist Groz-Beckert mit Vertretungen, Produktions- und Vertriebstochtergesellschaften aktiv. just