Sehr enttäuscht war Kandidat Tobias Peter am Sonntagabend. Er hatte sich – wie auch Konkurrentin Silke Edele – nach der ersten Bürgermeisterwahl am 5. März, wie versprochen, nochmal richtig ins Zeug gelegt: mit Hausbesuchen und vielen Gesprächen in Weilen unter den Rinnen. Doch haben auch bei der Neuwahl in der Gemeinde im Oberen Schlichemtal zwei Wochen später mehr Bürgerinnen und Bürger ihr Kreuz bei der bisherigen Beauftragten für Chancengleichheit im Zollernalbkreis gemacht als beim Balinger. Auch sie hatte noch viele Termine vor Ort absolviert und offenbar einige Bürger von sich überzeugen können.
Viele Bürger vor Ort
Edele konnte im zweiten Anlauf sogar die absolute Mehrheit erreichen – eine relative hätte ihr diesmal laut Gemeindeordnung bereits genügt. 204 Wahlberechtigte gaben der 47-Jährigen ihr Vertrauen. Damit erreichte sie 53,1 Prozent aller gültigen Stimmen, wie Altbürgermeister Gerhard Reiner verkündete. Er zeigte sich mit dem Ergebnis zufrieden, gratulierte als Erster und überreichte seiner Nachfolgerin einen großen Blumenstrauß.
Erstaunlich viele Wählerinnen und Wähler waren trotz Regens erneut zur Verkündigung des Ergebnisses erschienen. Gut beschirmt beziehungsweise passend gekleidet waren auch Musiker der örtlichen Kapelle, die der frisch gebackenen Bürgermeisterin ein Ständchen spielten.
Edele hatte keine Siegesrede vorbereitet
Die Haigerlocherin hatte ihre ganze Energie in den Wahlkampf gesteckt und „im Fieber“ keine Rede vorbereitet, wie sie sagte. „Ich freue mich sehr und bedanke mich für Ihr Vertrauen“, sagte die gewählte Bürgermeisterin, kurz gehalten, mit Tränen in den Augen. Einer ihrer ersten Gratulanten war Landrat Günther-Martin Pauli, weitere waren die Bürgermeister der umliegenden Gemeinden. Noch-Bürgermeister Gerhard Reiner freute sich, bald in den wohlverdienten Ruhestand wechseln zu können. Die zweifache Mutter Edele versprach, auch allen Bürgerinnen und Bürgern, die sie nicht gewählt hatten, eine gute Bürgermeisterin sein zu wollen.
Während Kandidatin Sarah Jahnel aus Bad Saulgau, die noch 18 Stimmen (4,7 Prozent) erhielt, am Wahlabend nicht am Rathaus war, gratulierte Tobias Peter frühzeitig der Gewählten. „Ich wünsche Ihnen alles Gute als Bürgermeisterin“, sagte der 34-Jährige. Er hatte 161 Stimmen erhalten und damit 41,9 Prozent. Am Rande der Veranstaltung sagte der Vertriebsbeauftragte, kommunaler Softwarebetreuer und Dozent, er werde nun in seinen bisherigen Job zurückkehren.
Eine Stimme für Mann aus der Gemeinde
Ungültige Stimmen waren nicht abgegeben worden. Eine ging an einen Bürger der Gemeinde, der extra aufgeschrieben wurde. „Ich kann noch nicht urteilen, da müssen Sie in einem Jahr nachfragen“, kommentierte ein Bürger in der Menge. Edele werde „unter Druck stehen, weil sie einiges angekündigt und versprochen hat“. Die neue Bürgermeisterin habe etliche schwierige Aufgaben in Sachen Infrastruktur vor sich, sagte ein weiterer Weilener: etwa die Sanierung der Halle sowie eine neue Heizungsanlage. „Wir sind zwar noch schuldenfrei, aber es wird interessant, wie sie alles stemmen wird.“
Eine Wählerin freute sich, „dass wir in so einer kleinen Gemeinde so tolle Leute zur Auswahl hatten“. Alle drei Kandidaten hätten sich gut geschlagen, sie habe zwar selbst für Tobias Peter gestimmt, sei aber auch mit diesem Ergebnis zufrieden. „Jetzt kommt frischer Wind in den Ort“, freute sich eine andere Frau am Wahlabend.
Zweimal Stimmen ausgezählt
Der Gemeindewahlausschuss hatte routiniert und zügig die Stimmen aus der Urne sowie aus der Briefwahl gezählt, wollte jedoch erneut nachzählen, um ganz sicher zu sein. Edele, die am Freitag noch in der Wasenstube für Gespräche zur Verfügung stand, feierte ihren Wahlsieg noch mit Bürgerinnen und Bürgern.
Mehr aus dem Kreis
Auch die Menschen in Balingen wählten am 19. März einen neuen Oberbürgermeister. Eine Kandidatin und drei Kandidaten waren zur Neuwahl angetreten:
77
Prozent der Wahlberechtigten – also 384 von 498 – sind in Weilen unter den Rinnen zur Wahl erschienen. Keiner von ihnen hat eine ungültige Stimme abgegeben.