Dort, wo zwischen der Geislinger-Straße und der Talstraße derzeit noch Wiesen, Pferdekoppeln und die ersten Zufahrten zur Erschließung das Areal prägen, werden in Zukunft zwischen 400 und 500 Bürger wohnen. In diesem Bereich plant die Stadt das Neubaugebiet „Urtelen“. Durch den Neubau von Einfamilien-, Doppel- und Kettenhäusern sowie rund zehn Mehrfamilienhäusern wird eine der attraktivsten Baulücken im Einzugsbereich der Innenstadt überbaut – inklusive eines Panoramablicks auf die Burg Hohenzollern.
Das Bebauungsplanverfahren für das 4,4, Hektar umfassende Gebiet ist bereits eingeleitet. In seiner aktuellen Sitzung entschied der Balinger Gemeinderat über die Änderungen des Bebauungsplans und der örtlichen Bauvorschriften für ein Quartierzentrum. „Das Grundstück war im Rahmen des Balinger Baulandmodells zunächst für eine reine Wohnbebauung reserviert“, erläuterte Baudezernent Michael Wagner. Jetzt soll in diesem zentralen Bereich ein kleines Quartierzentrum entstehen, im „Herz des Gebietes“, fügt Wagner hinzu. Dafür werden drei Einfamilienhäuser wegfallen. An deren Stelle wird direkt neben dem geplanten Quartiersplatz, der für die zukünftigen Bewohner Aufenthalts- und Spielmöglichkeiten bietet, auf einem 38,9 Ar großen Grundstück ein Gebäude mit vier Geschossen geplant. Die Stadtverwaltung hofft, in dem Neubau auch eine Bäckerei mit Café ansiedeln zu können. „Optimal wäre es, wenn die Bäckerei auch ein kleines Angebot für die Nahversorgung hätte“, erklärt der Baudezernent.

Bäckerei und Café für die Bewohner

Gleichzeitig plant die Stadt im Erdgeschoss des neuen Gebäudes eine Kita mit vier Gruppen einzurichten. Bereits heute ist abzusehen, dass der Bedarf an Betreuungsmöglichkeiten für Kinder in Balingen in der Zukunft zunehmen wird. In dem neuen Gebäude im Urtelen, das mit seiner L-Form einen Außenbereich für die Kita umrahmt, sind deshalb zwei Gruppen für Kinder unter drei Jahren und zwei Gruppen für über Dreijährige vorgesehen. Bislang war von der Verwaltung über eine provisorische Lösung im Bereich Talstraße nachgedacht worden. „Wir planen bewusst eine schnelle Bebauung, deshalb haben wir den Bebauungsplan für den Aufstellungsbeschluss bereits fertig ausgearbeitet“, erklärt Wagner.

Vier neue Kitagruppen geplant

„Gibt es Planungen für Sozialwohnungen in dem Gebäude?“, erkundigte sich Gemeinderat Erwin Feucht (Grüne). Hierzu verweist Wagner auf das Ziel der Stadt, dass 15 Prozent der geplanten Wohnungen öffentlich geförderte Sozialwohnungen sein sollen. Dem stehe entgegen, dass die Kalkulation des Neubaus auf die Finanzierung der Kita Auswirkungen hat. Da die Stadt plant, das Projekt schnellstmöglich umzusetzen, soll die Vergabe an einen Generalunternehmer erfolgten, an den das Grundstück verkauft werden soll. „Aufgrund der hohen Finanzierungskosten ist das Projekt auch als Mietkauf für die Laufzeit von 15, alternativ 20 Jahren vorgesehen“, erklärt Wagner.
Die Festlegung einer gewerblichen Nutzung auf dem vorgesehenen Grundstück würde auch einer Pflegewohngemeinschaft oder eine Tagespflege ermöglichen, nach der sich Gemeinderätin Annegret Land (SPD) erkundigt hatte. „Wir werden irgendwann noch über das Thema der Ausschreibung nicht nur der Wohnungen, sondern auch der gewerblichen Nutzung diskutieren“, kündigte der Baudezernent an.
In dem Neubau wird im Untergeschoss neben einer Tiefgarage und Lagerräumen für die gewerblichen Nutzer das Nahwärmezentrum der Stadtwerke entstehen, das in Zukunft vor allem die Bewohner der Mehrfamilienhäuser mit Wärme versorgen soll. Die Räte stimmten dem Aufstellungsbeschluss ohne Gegenstimme zu.

Straßennamen im Neubaugebiet

Gemeinderätin Ingrid Helber (FDP) wies bei der Sitzung des Gemeinderats darauf hin, dass die Wahl des Fürstengeschlechts der Herren von Weitingen für die Weitingerstraße als Straßenname im Neubaugebiet Urtelen nicht viel mit Balingen zu tun habe. „Vielleicht hätte sich da auch noch etwas anderes gefunden“, vermutet die Gemeinderätin. „Ich möchte auch in die Runde werfen, dass von über 800 Straßen in der Stadt nur 16 einen Bezug zu weiblichen Personen haben und davon ist eine Person durch den Nationalsozialismus belastet“, betont die Gemeinderätin.
Im Verwaltungsausschuss wurde vor einiger Zeit beschlossen, für Straßennamen Fürstengeschlechter aus der Region zu wählen. „Grundsätzlich ist es besser, bei der Straßenbenennung mit Personen eher zurückhaltende zu sein“, erklärt Baudezernent Michael Wagner.