Seine letzte öffentliche Gemeinderatssitzung am Dienstag (2.5.) verlief unspektakulär. Keine Blumen, keine Dankesworte, keine Tränen.
Warum auch, der offizielle Abschied von Oberbürgermeister Helmut Reitemann stand ja noch aus und hat am Freitagabend (5.5.) Hunderte von Freunden, Weggefährten, Mandats- und Würdenträger aus Politik und Gesellschaft in die Balinger Stadthalle geführt. Emotionen bleiben da nicht aus, schließlich war der scheidende OB 16 Jahre Rathauschef. Doch hatte er auch, wie es ihm während seiner Amtseinführung im Jahr 2007 der damalige Regierungspräsident Hermann Strampfer als Wunsch mit auf den Weg gab, „ein gutes Gespür für die Interessen der Bürger?“

Vergleich mit Merkel

Diese Frage stellte am Freitag der Vizepräsident des Regierungspräsidiums, Dr. Utz Remlinger, um sie nur einen Atemzug später selbst zu beantworten: „Da bin ich mir sicher.“ 16 Jahre, das sind 192 Monate, 835 Wochen, 5840 Tage und 140 160 Stunden, rechnete er vor. „Stunden, in denen Sie Balingen gedient und zu einem besseren Ort gemacht haben.“
Im Hinblick auf die Stunden zuvor erst eröffnete Gartenschau verstieg sich Remlinger zu der durchaus treffenden Aussage, „viele Versionen wurden Realität, und Balingen blüht.“ Dr. Bernhard Rewes (Stadt- und Kreisrat für die CDU, zugleich Reitemanns Stellvertreter) verglich ihn gar mit Angela Merkel, beide waren 16 Jahre im Amt. Beide verstünden sich darauf, Kompromisse einzugehen, das sei „ein Zeichen von Stärke, Toleranz, Offenheit und Freiheit.“ Rewes dankte Reitemann im Namen der Gemeinderatsfraktionen für dessen Wirken: „Sie haben für Ihre Amtszeit als Oberbürgermeister von Balingen unseren Dank, unsere Anerkennung und Achtung verdient.“ Es war der Abend des Dankes, den auch Ermilio Verrengia, Balinges Bürgermeister, darbrachte: „Die Stadt und die Verwaltung haben Dir vieles zu verdanken“, sagte er und unterschied sich darin nur wenig von den anerkennenden Worten, die auch Wolfgang Schneider seinem Parteifreund mit auf den Weg gab.

Dank an die Familie

In der mit etwa 800 Personen gut besuchten Stadthalle war es schließlich Helmut Reitemann selbst, der den Dank zurückgab. An seine Mitstreiter, an seine Familie, seine Frau Cäcilia und seine Söhne (Julian und Stefan), die an diesem Abend ebenfalls dabei waren.
Nach den vielen Reden wurde es während des Stehempfangs weniger formell, dafür unterhaltsamer. Den musikalischen Part hat Arcademica Sinfonica unter der Leitung von Wolfgang Schöller-Manno übernommen. Das Orchester war ein Genuss.