Intensiv war die Diskussion in Raum FH2 am Progymnasium in Rosenfeld am Donnerstagnachmittag (9. Februar). Die Streitfrage lautete: „Sollen in Neubaugebieten zukünftig nur noch Mehrfamilienhäuser entstehen?“ Immer wieder führten die Argumente von links nach rechts. Während die eine Seite für das System der Mehrfamilienhäuser argumentierte, war die andere dagegen. „Um der Wohnungsnot entgegenzuwirken, sollten ab 2024 nur noch Mehrfamilienhäuser genehmigt werden“, sagte beispielsweise Ellen aus der 11. Klasse. Lara, ebenfalls aus Jahrgangsstufe elf, konterte, dass 67 Prozent aller Deutschen von einem Eigenheim träumen, weil sie dort mehr Freiräume hätten, was – gerade zu Zeiten von Corona – durchaus Vorteile habe.

„Jugend debattiert“ in Rosenfeld im Ping-Pong-Verfahren

Etwa 25 Minuten ging es im Ping-Pong-Verfahren zwischen vier Schülerinnen und Schülern im Raum hin und her. Sie gingen auf die Argumente der jeweils anderen Partei ein, stimmten ihr zu oder widerlegten sie mit Daten und Fakten.
Die Debatte um die Mehrfamilienhäuser war an dem Nachmittag eine von vielen Diskussionsrunden am Progymnasium, das Ausrichter des Regionalwettbewerbs „Jugend debattiert“ war. 28 Jugendliche aus sieben Schulen, zwischen der 8. Klasse und der Oberstufe, nahmen an der Veranstaltung teil. Zu Gast in Rosenfeld waren Klassen aus Pfullingen, Reutlingen, Mössingen, Haigerloch, Kusterdingen und Hechingen. So ging es in anderen Räumlichkeiten unter anderem um die Frage, ob öffentliche Grünanlagen mit essbaren Pflanzen bepflanzt werden sollen, die von der Bevölkerung frei geerntet werden dürfen.
Zuhörer in den Räumen war neben einem interessierten Publikum, bestehend aus Schulkameraden und Lehrern, eine vierköpfige Fachjury, die den angeregten Diskussionen genau folgte, schließlich sollten am Ende des Tages die besten Debatantinnen und Debatanten ausgewählt werden.
„Es ist natürlich eine tolle Sache, dass wir der Austräger des Wettbewerbs sein dürfen“, sagte Schulleiter Christian Breithaupt vor Veranstaltungsbeginn. „Es ist hier eine schöne Atmosphäre, ein wenig wie bei den Olympischen Spielen.“ Nach einer musikalischen Eröffnung durch die Schulband begrüßte Breithaupt in der prall gefüllten Aula alle Gäste und wünschte den Anwesenden feurige sowie spannende Debatten.
Schulkoordinatorin Charoula Parali blickte anschließend auf eine intensive Vorbereitungszeit zurück: „Man muss viel planen: die Räume, die Diskussionsrunden, die Verpflegung.“ Bei den Vorbereitungen unterstützt wurde die Schule von der Veranstaltungskoordinatorin des Regionalverbands Sabine Thoma-Haas, die sich in der Aula freute, dass die Veranstaltung nach der Coronapandemie wieder unter normalen Bedingungen stattfindet: „Jetzt ist das Event wieder richtig in Präsenz, kann man sich wieder begegnen. Das ist wirklich toll.“ Auch über den Einsatz und das Interesse der Schüler freute sie sich. Schließlich sei es nach den langen Schultagen und bei Hausaufgaben sowie Hobbys nicht selbstverständlich, sich die Zeit zu nehmen, für den Debattierwettbewerb zu üben.

Bei der Debatte zählen Sachkenntnis, Ausdrucksvermögen, Gesprächsverhalten und Überzeugungskraft

Vor Beginn der Diskussionen erklärte Thoma-Haas der Jury, bestehend aus Lehrern aller Schulen, noch einmal den genauen Ablauf und die Kriterien. So war zur Bewertung der einzelnen Schüler neben Sachkenntnis, Ausdrucksvermögen und Gesprächsverhalten auch die Überzeugungskraft wichtig. Auch die Zeit spielte eine Rolle, damit alle Schüler gleiche Anteile bekommen. So standen am Ende die Schüler fest, die in dieser Woche bei der Rückrunde an den Start gehen. Folgende Diskussionsfragen gilt es dann zu thematisieren: „Soll in unserer Stadt oder Gemeinde ein durch Los besetzter Jugendrat eingeführt werden?“ (Klassen 10 bis 13) und „Soll es an jeder weiterführenden Schule eine Schülerzeitung geben?“ (Klassen 8 bis 10). Die zwei besten Debatantinnen und Debatanten jeder Altersklasse ziehen dann wiederum in das Landesfinale im April in Stuttgart ein.

Wettbewerb in zwei Altersklassen

„Jugend debattiert“ ist ein Diskussionswettbewerb auf der Schul-, Regional- und Landesebene bis hin zur Bundesebene. Jedes Jahr kämpfen zahlreiche Schülerinnen und Schüler aus ganz Deutschland um den Einzug in die nächsten Runden. Der bundesweite Wettbewerb richtet sich an Schülerinnen und Schüler ab Klasse 8. Dabei debattieren sie in zwei Altersgruppen: in den Klassen 8 bis 10 sowie 10 bis 13. Training und Wettbewerb innerhalb der Schule können schon ab Klasse 5 stattfinden.
Im Sommer treffen die besten Debattantinnen und Debatanten im Bundesfinale in Berlin aufeinander. Im vergangenen Jahr gewann Daniel Grützmacher vom Evangelischen Firstwald-Gymnasium in Kusterdingen den Titel der Klassen 8 bis 10. Überzeugend argumentierte er bei der Frage „Sollen digitale Werbeanlagen im öffentlichen Straßenraum verboten werden?“ für das Verbot der Anzeigen.
Als Preis für ihre Leistung erhalten alle Schülerinnen und Schüler des Bundesfinales die Aufnahme in das Alumni-Programm Jugend debattiert sowie eine Akademiewoche mit weiterer rhetorischer Fortbildung, heißt es auf der Webseite.