Als die Hagelkörner den Platz vor der Kindertagesstätte in der Gallusstraße schneeweiß bedecken, läuten bei Peter Landenberger die Alarmglocken. „Ich bin sofort zum Steibach rausgefahren, um zu schauen, wie hoch das Wasser bereits steht. Der Pegel war zwar hoch, aber in Ordnung.“ Die große Flut kam dieses Mal von der anderen Seite, aus dem Norden.
Im Gebiet Schalksburg herrschte am Sonntagmittag Starkregen; der heftige Niederschlag flutete Waldwege, die Wassermassen strömten nach Laufen. Viele Straßen des Albstädter Stadtteils waren in kurzer Zeit geflutet, auch weil der Hagel die Abwasserschächte verstopfte. „Die Wiesen konnten ebenfalls kaum Wasser aufnehmen, weil sie wegen des Regens in den vergangenen Wochen bereits gesättigt waren“, sagt Landenberger, Ortsvorsteher Laufens. Die Folgen waren gravierend: Fußballgroße Steine und armdicke Äste rauschten in den Ort.
Fast 30 Häuser wurden überschwemmt. Ebenso eine Ferienwohnung, in der sich noch drei Menschen befanden. „Der Zugang zu dieser Wohnung geht über den Keller, doch der Treppenaufgang stand unter Wasser“, schildert Peter Landenberger. Die Feuerwehr musste die drei Personen über ein Fenster aus der Wohnung holen und so in Sicherheit bringen.
Sechstes Hochwasser in Laufen seit Juli 2021
Dass viele Abteilungen der Feuerwehr schnell reagierten und Schlimmeres verhindern konnten, ist ein Trost für Laufen. Dennoch: Es ist mittlerweile das sechste Starkregen-Ereignis mit hohem Gebäudeschaden seit dem großen Unwetter im Juli 2021. Manche Maßnahmen zeigen beim Hochwasserschutz Wirkung (siehe Info-Kasten), doch im Zeitkampf gegen die Fluten geht vieles zu langsam.
OV kritisiert hohe Auflagen
„Viele Auflagen von Land, Bund und Regierungspräsidium sind nicht nachvollziehbar“, sagt Peter Landenberger. „Wir sind mittlerweile seit zwei Jahren mit Gutachten beschäftigt – das dauert alles zu lange und hat katastrophale Auswirkungen.“ Es müsse endlich schneller gehandelt werden, um die Bürgerinnen und Bürger vor Starkregen und Überflutungen zu schützen.
Weniger Regen im Süden – keine Flut durch Steinbach
Laufen an der Eyach war in den vergangenen Jahren mehrfach von Überschwemmungen getroffen. In den meisten Fällen lief der Steinbach über und brachte die Fluten in die Ortsmitte. In diesem Frühjahr hat man reagiert und frühzeitig das Bachbett gepflegt. Viel Totholz wurde beseitigt, ebenso die Rechenanlage und Gräben von Geröll befreit.
In diesem Areal kam es am Sonntag nicht zu Überflutungen. Ob das ausschließlich mit den Maßnahmen zusammenhängt, ist jedoch fraglich. Denn der Starkregen brachte sehr punktuell Niederschlag, im Süden von Laufen fiel deutlich weniger Regen als im Norden (wir berichteten über die dramatische Situation in Balingen-Dürrwangen und Umgebung).