Der Frühling liegt in der Luft und bei vielen Hobbygärtnern wächst die Vorfreude darauf, ihre Blumen- und Gemüsebeete wieder zum Sprießen zu bringen. Doch auf was sollte man achten, damit der Ertrag gut ist, sich das Auge an bunten Blüten erfreuen kann und auch die Insektenwelt ihre Freude an dem hat, was da im Garten wächst?
Simone Schemminger weiß, dass die Freude am Gärtnern immer mehr Menschen erfasst. „Seit Corona sind vor allem auch viele junge Familien auf dem Selbstversorgertrip“, erzählt sie. Das habe auch mit einer Art Bewusstseinsfindung zu tun. Der Wunsch, wieder mehr im Einklang mit der Natur zu leben, spiele dabei sicher eine große Rolle.

Auf Regionalität setzen

Vielen Kunden, die ins Blumengeschäft Thomann in Bitz kommen, ist es wichtig zu wissen, wo die angebotene Ware herkommt. Beim Einkauf setzen Simone Schemminger und ihr Team daher viel auf Regionalität. So kommt etwa das Saatgut, das in ihrem Geschäft verkauft wird, aus Gönningen. Blumenmischungen mit Namen wie „Sommerpracht“ oder „Mössinger Singvogelmischung“ erfreuen nicht nur das Auge, sondern sind auch eine Nahrungsquelle für Insekten. Wenn Cosmea und Goldmohn mit ihren offenen Blüten den Garten bereichern, kann man sich sicher sein, dass es summt und brummt.
Dass historische, samenfeste Sorten wieder im Kommen sind, erklärt sich laut Simone Schemminger vor allem dadurch, dass sich diese durch Robustheit und guten Ertrag auszeichnen. „Oft geht man auf Altes zurück, weil es sich bewährt hat“, weiß die Fachfrau.

Wildkräuter erobern die Beete

Für das Gärtnern mit Kindern hat die Floristin einen besonderen Tipp: Keimsprossen ziehen in der Küche. „Die wachsen schnell, sind sehr vitaminreich und toll auf Salaten.“ Auch Zuckermais, Kapuzinerkresse oder sogenannte „Flower Sprouts“, eine Kreuzung zwischen Rosenkohl und Grünkohl, kann man leicht selber ziehen. Wer sich für Pflanzenmedizin interessiert, wird vor allem bei den Heilkräutern fündig.
Doch wer hätte gedacht, dass mittels einer althergebrachten Methode ein natürliches Antibiotikum hergestellt werden kann? „Wenn man die Blüten der Kapuzinerkresse in Alkohol einlegt, gewinnt man dies nach ungefähr vier Wochen“, erklärt die Expertin. Ihr Blick auf das, was die Natur uns schenkt, ist nicht nur berufsbedingt ein ganz besonderer. Die Welt ist für sie ein Garten Eden, das „Wedische Leben“, bei dem das W für Wissen steht, ein Impuls für Rückbesinnung. „Wir dürfen uns wieder erinnern“, sagt Simone Schemminger. Die Schätze, die der Garten uns schenkt, dürfen dankbar angenommen werden.
Selbstversorgern, die im Einklang mit der Natur agieren möchten, rät sie, immer wieder innezuhalten und sich auch mal nur auf die Stille zu konzentrieren. Dann stelle sich die Dankbarkeit von ganz alleine ein und es reife die Erkenntnis, dass „alles Beseelte seine Schönheit hat.“

Zurück zu den Wurzeln

Die Rückbesinnung auf die Wurzeln allen Lebens spiegelt sich in den Gärten und Grünanlagen. Bauern- und Naturgärten stehen wieder hoch im Kurs; die Biodiversität der Ökosysteme ist in den Fokus gerückt. Blühende Vielfalt läuft designorientierten Steingärten den Rang ab. „Gepflegt verwildern lassen“ lautet die Devise. Wildkräuter erobern die Beete, aufgrund des Klimawandels spielt Trockenheitstoleranz eine immer größere Rolle. „Pflanzen aus Nordamerika, wie Sonnenhut, Liatris oder Indianernessel können sehr gut mit trockenen Phasen umgehen.“ Auch wer Bäume pflanzen möchte, sollte auf diese Eigenschaft achten. Feldahorn und Eberesche gehören zu den Sorten, denen es nichts ausmacht, wenn es mal länger nicht regnet.
Jetzt, kurz vor der Osterzeit, erfreuen farbenfrohe Frühjahrsblüher wie Narzissen, Hyazinthen oder Schachbrettblumen das Auge. Auch ins Haus zieht Farbe ein: Bunte Blumen und Hasenfiguren symbolisieren, dass das Leben draußen erwacht, dass alles wächst, überall Neues entsteht. „Auch, was die Deko betrifft, geht der Trend zum Naturnahen“, so die Floristin. Pastellfarben und Vintagelook sind bei Brautsträußen angesagt. „Sie sollen aussehen, wie von der Wiese gepflügt.“
Zurück zur Natur - darin liegt für Simone Schemminger der richtige Weg. Für sie bedeutet das vor allem auch eins: Dankbarkeit zu entwickeln für das, was die Erde uns schenkt.

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