Er zählt zu den wenigen Stars des deutschen Kinos. Mit der „Fack Ju Göhte“-Trilogie zog Elyas M’Barek (40) als Aushilfslehrer Zeki Müller ein Millionenpublikum an. Von diesem Donnerstag an ist der Sohn eines tunesischen Vaters und einer österreichischen Mutter in der Komödie „Liebesdings“ wieder auf der großen Leinwand zu sehen. M’Barek spielt einen Filmstar, der vor den Medien flüchtet. Im Interview spricht der Schauspieler darüber, was ihn mit der Figur verbindet, seine Freundschaft mit Regisseurin Anika Decker und Tarnkappen im Freibad.
Herr M’Barek, was ist denn ein „Liebesdings“, der Duden kennt das Wort nicht?
Elyas M’Barek: „Liebesdings“ ist eine Wortschöpfung unserer Autorin und Regisseurin Anika Decker. Das Wort sagt eine der Theaterfrauen, die mich schlafend auf der Bühne entdeckt. Sie kennt mich aus den romantischen Komödien, aber der Name fällt ihr nicht ein. Deshalb erklärt sie ihren Kolleginnen: „Das ist doch dieser Dings, dieser Liebesdings!“. Für mich ist das ein wunderbarer Filmtitel.
Sie spielten bereits in „Traumfrauen“ mit, dem Regiedebüt von Anika Decker. Machen alte Freundschaften die Arbeit einfacher?
Es ist schön, mit Leuten am Set zu stehen und zu arbeiten, die man schon so lange kennt und mit denen man auch privat verbunden ist. Bei Anika ist es wirklich so, dass wir einander schon seit Beginn unserer Karrieren kennen. Ich freue mich immer, wenn wir zusammenkommen, nicht zuletzt, weil sie ganz besondere Drehbücher schreibt.
Was ist so besonders am Drebuch?
Besonders angetan war ich, dass der Film so bunt ist und voller außergewöhnlicher Charaktere. Die Welt von „Liebesdings“ habe ich gleich gemocht, sie ist offen und einladend, lässt Menschen so gelten, wie sie sind, und macht große Lust, sie und ihre Ansichten zu entdecken.
Wieviel Elyas M’Barek steckt in diesem Filmstar namens Marvin Bosch, den Sie darin spielen?
Natürlich erlebt Marvin im Film Situationen, die ich selber sehr gut kenne. Etwa gleich zu Beginn, als ihm bei Dreharbeiten ein Assistent überall hin folgt. Dennoch ist dieser Marvin ganz klar eine Filmfigur. Im Unterschied zu ihm hatte ich nie den Drang verspürt, vor der Realität flüchten zu wollen. Ich fühle mich nicht so traurig oder alleingelassen wie er. So viele Gemeinsamkeiten, wie man vielleicht vermuten würde, haben wir also überhaupt nicht.
Bosch und seine Umgebung sind sehr damit beschäftigt, sein Image zu kontrollieren. Wie gut gelingt Ihnen das? Wie zufrieden sind Sie mit dem Bild in der Öffentlichkeit?
Ich mache mir keine Gedanken darüber, ein Image zu kontrollieren. Man ist, wer man ist. Ich muss mich nicht verstellen, bei mir bekommt man das, was ich auch meine. Trotzdem ist es natürlich so, dass in Boulevard-Medien bisweilen Dinge erscheinen, die nicht stimmen. Aber Gerüchte gehören eben zu einem Beruf dazu, bei dem man in der Öffentlichkeit steht. Bedenklich finde ich das erst, wenn Grenzen überschritten werden oder die Privatsphäre zu sehr verletzt wird. Letztlich sollte man das alles nicht zu ernst nehmen. Die Menschen, die mich kennen, wissen schließlich, wer ich bin – und ich selbst weiß das am besten.
Außer Elyas M’Barek gibt es hierzulande kaum männliche Kino-Stars. Hätten Sie es nicht leichter, wenn Paparazzi-Blitzlichter und Selfie-Anfragen sich auf mehrere Kollegen verteilen würden?
Es gibt so viele Kollegen, die sehr berühmt sind. Auch in anderen Berufen finden sich zahlreiche berühmte Persönlichkeiten. Ich habe jedenfalls nicht das Gefühl, dass ich das öffentliche Interesse beherrschen würde – eher im Gegenteil. Mich interessiert das auch gar nicht besonders, das ist nicht mein Antrieb.
Bisweilen äußerten Sie den Wunsch, eine Tarnkappe zu haben, um unerkannt ins Freibad gehen zu können. In diesem Film bekommen Sie endlich eine Kappe, damit Sie keiner entdeckt. Wie war das Gefühl?
Bei dieser Tarnkappe handelt es sich um eine Klitoris aus Stoff vom Theaterfundus. Damit ausgestattet, haben wir uns in einen Club geschlichen, wo mich tatsächlich niemand erkannte. Unter dieser Kappe war es unglaublich warm, erst recht in dieser stickigen Disco. Zudem konnte ich so gut wie nichts sehen und bin ständig gegen Hindernisse gelaufen. Als Tarnkappe fürs Freibad wäre das also leider ungeeignet.
In „Der Fall Collini“ oder „Dieses bescheuerte Herz“ haben Sie gezeigt, dass Sie auch ernste Rollen können. Ist Komödie Ihre Lieblingsdisziplin?
Für mich spielt das Genre überhaupt keine Rolle. Ich freue mich einfach immer, wenn ich ein neues Drehbuch bekomme und die Möglichkeit habe, einen Film zu machen, den ich selber gerne auf der Leinwand sehen möchte. Tatsächlich fallen die Drehbücher inzwischen vielfältiger aus. Was in der nächsten Zeit an Projekten geplant ist, wird vielleicht sogar den einen oder anderen überraschen! Ich habe jedenfalls das Gefühl, eigentlich geht es jetzt gerade erst so richtig los!
Verraten Sie ein paar Stichworte, worum es dabei gehen wird?
Sehr gerne – allerdings erst beim nächsten Interview, wenn die Dinge spruchreif sind! (Lacht)
Bald als Juan Moreno auf der Leinwand
Die erste Filmrolle hatte Elyas M‘Barek in „Mädchen, Mädchen“. Für die ARD-Serie „Türkisch für Anfänger“ bekam er den Deutschen Fernsehpreis. Zu sehen war er auch im Historien-Spektakel „Der Medicus“, im Thriller „Who am I“ und der Satire „Willkommen bei den Hartmanns“. Im September kommt „Tausend Zeilen“ in die Kinos – darin spielt der 40-Jährige den Reporter Juan Moreno, der den Relotius-Skandal aufdeckte.