Im Rostocker Hafen hatte sich Anfang Februar im wahrsten Sinne des Wortes eine schwerer Unfall ereignet, bei dem zum Glück nur ein Mensch leicht verletzt wurde. Schwer deswegen, weil zwei Krane von Liebherr ins Wasser gefallen waren, die jeweils rund 440 Tonnen wiegen. Sie liegen immmer noch auf dem Grund des Hafenbeckens. Doch jetzt sollen die Krane geborgen werden.
Rostock/Biberach
Der Unfall war ein Missgeschick gewesen: Dieter Schmidt, Pressesprecher von Liebherr MCCtec Rostock, erklärte auf Anfrage, dass der Unfall mit zwei Liebherr-Hafenmobilkranen vom Typ LHM 550 sich am Freitagabend, 31. 1. 2020, gegen 20.45 Uhr ereignet habe. Die beiden Krane seien im Hafenbecken B für den Export mit Schiffskranen bereits verladen worden und hätten auf dem Deck der „Jumbo Vision“ gestanden. Zu dem Unfall sei es gekommen, als der zweite Hafenmobilkran auf dem Schiff positioniert werden sollte: „Das Schiff geriet in Schieflage und beide Krane rutschten in das Hafenbecken.“ Bei der „Jumbo Vision“ handelt es sich um ein unter niederländischer Flagge fahrendes, so genanntes Schwergutschiff.
Ursache für Unfall mit Kranen von Liebherr wird ermittelt
Ein Mitarbeiter der Verladefirma sei leicht am Knöchel verletzt worden. Zur Höhe des Schadens könne man „aktuell noch keine genauen Aussagen treffen.“ Die Krane kosten je nach Ausstattung zwischen drei und fünf Millionen Euro.
Rostock
Auch die genaue Ursache dafür, dass die zwei bis zu 54 Meter hohen Krane ins Hafenbecken rutschten, muss noch ermittelt werden. Schmidt: „Da die Untersuchungen derzeit laufen, wären Aussagen über die Ursache des Unfalls zum jetzigen Zeitpunkt rein spekulativ.“ Liebherr in Rostock werde aber alles tun, um die Beteiligten bei der Aufklärungsarbeit zu unterstützen.
Bergung der Krane im Hafen von Rostock wird schwierig
Ebenso schwer wie der Unfall wird auch die Bergung der beiden Krane, zumal Betriebsstoffe ins Wasser ausgelaufen waren. Aber dank einer Ölsperre blieb der Schaden begrenzt. Insgesamt waren rund 100 Liter ausgetreten. Ein Großteil davon sei vom Ölwehrschiff „Flunder“ abgesaugt worden, teilte das Hafen- und Seemannsamt Rostock mit.
Taucher prüften die Lage der beiden Krane in rund 11 Metern Tiefe. In dne Tanks waren etwa 7600 Liter Hydrauliköl und 3000 Liter Diesel.
Ehingen
Taucher vor Absaugen der Betriebsstoffe im Einsatz
Taucher bereiteten auch das Absaugen der Stoffe vor. Dem Hafenamt Rostock zufolge hatte die „Baltic Lift“ – ein Spezialkran auf einem Schwimmponton – Taucher unter Wasser beim Bergen schwerer Kleinteile unterstützt. Der Schwimmkran kann bis zu 200 Tonnen Last heben und hielt Maschinenteile der Unglückskräne fest, damit die Taucher am Hafengrund ungefährdet an die jeweiligen Tanks herankommen und in Ruhe arbeiten konnten.
Die Taucher untersuchten auch die „Jumbo Vision“. Ergebnis: Sie hat unter Wasser keine Schäden. Deswegen wurde das Schiff weg von der Unfallstelle an einen anderen Liegeplatz gebracht.
Diesel und Öl zwei Tage lang abgepumpt
Ehingen/Rostock
Am Mittwochmorgen begann die Firma Baltic Taucher, die Betriebsstoffe des südlich im Becken liegenden Kranes abzupumpen. Insgesamt rund 10.000 Liter Diesel und Hydrauliköl. Bereits am Freitag war die Gefahr durch austretendes Öl weitgehend gebannt. Wie Stadtsprecher Ulrich Kunze berichtete, sind Öl und Diesel vollständig abgesaugt.
Biberach
Bergung der Krane aus dem Wasser steht kurz bevor
In der Folge erarbeitete das Hafenamt zusammen mit den Hilfskräften ein Bergungskonzept. Es wurden drei Varianten für das Bergungskonzept abgewogen. Dazu gehörte auch, die beiden Krane schon unter Wasser zu demontieren, um sie leichter heben zu können.
Das genaue Verfahren, wie die schweren Krane aus dem Wasser gehoben werden, müssten auch andere Beteiligte noch mit Hersteller und möglichen Versicherungen abstimmen, sagte Stadtsprecher Ulrich Kunze. Dies sei kompliziert, denn es geht um viel Geld. „Wir wollen, dass die Maschinen so schnell wie möglich aus dem Hafenbecken B kommen“, erklärte Kunze.
Spezialkran aus den Niederlanden soll Liebherr-Krane heben
Jetzt teilte das Hafenamt Rostock mit, dass das Konzept für die Bergung weitgehend stehe. So soll ein spezieller Bergungs-Kran aus den Niederlanden, der „Hebu Lift 9“, die beiden je 440 Tonnen schweren Liebherr-Krane vom Hafengrund heben. Wann genau die Liebherr-Krane aus dem Wasser gehoben werden können, ist noch unklar.
Ehingen
Weiterer Unfall in Rostock - Mann verletzt
Am Montag nach dem Unglück gab es unterdessen einen weiteren Unfall am Hafen von Rostock. Auf dem Gelände von Liebherr wurde ein Monteur verletzt. Wie es bei Liebherr-MCCtec Rostock GmbH am Dienstag hieß, rutschte der 29-Jährige bei einer Überprüfung vom Unterwagen eines Mobilkrans ab. Dabei habe sich der Mann Verletzungen am Arm und am Kopf zugezogen. Er wurde ins Krankenhaus gebracht. Ein Kranunterwagen sorgt dafür, dass die Krane zu ihren Einsatzorten rollen können und sind etwa drei bis vier Meter hoch.
Das ist der Mobilkran LHM550
Bei den gesunkenen Kranen handelt es sich um zwei Liebherr-Hafenmobilkrane des Typs LHM 550. Die Fakten und Daten:
- Gewicht: 439 Tonnen
- Traglast: bis zu 144 Tonnen
- Maximale Ausladung: 54 Meter
- Heben/Senken: 120 Meter/Minute
- Motorleistung: 725 kW
- Maximale Hubhöhe: 45 Meter
- Preis: 3 - 5 Millionen Euro
Viele Arbeitsplätze und Ausbildung bei Liebherr in Rostock
Youtube Eindrücke vom Familientag bei Liebherr Rostock
Die Firmengruppe Liebherr umfasst mehr als 130 Gesellschaften auf allen Kontinenten und beschäftigt zurzeit mehr als 46.000 Mitarbeiter. 2002 wurde die Liebherr-MCCtec Rostock GmbH gegründet. Das Unternehmen in der Liebherrstraße 1 hat 1640 Mitarbeiter.
Das Werk hat eine Gesamtfläche von 451.000 Quadratmetern. Dort entwickelt und fertigt man Unternehmensangaben zufolge
- Schiffskrane
- Hafenmobilkrane
- Offshorekrane.
- Außerdem gehören Reachstacker (Greifstapler) und Komponenten für Containerkrane zum Angebot.
Liebherr in Rostock bietet auch Ausbildung an: 2009 wurde die Liebherr-Akademie Rostock gegründet. Das 8000 Quadratmetere große Gelände hat Schulungsräume, Werkstätten und Ausbildungsinseln. Die staatlich anerkannte Bildungseinrichtung betreut nach eigenen angaben nicht nur für den eigenen Berufsnachwuchs, sondern schult auch Fach- und Führungskräfte für Industrieunternehmen der Region.
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