Die seit über einer Woche vermisste Ayleen aus der Nähe von Freiburg ist tot. Das ist traurige Gewissheit. Was ist geschehen? Darüber berichteten Polizei und Staatsanwaltschaft am Montag in einer Pressekonferenz.
Die 14-Jährige aus Gottenheim im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald war seit dem 21. Juli vermisst worden. Ihre Leiche wurde am Freitag fast 300 Kilometer entfernt von ihrem Heimatort in einem See im hessischen Wetteraukreis gefunden.
Ayleen aus Gottenheim ist tot und ein vorbestrafter Straftäter in Haft
„Seit dem Wochenende haben wir die traurige Gewissheit, dass wir einen Todesfall aufzuklären haben“, sagte der Freiburger Polizeipräsident Franz Semler in der Pressekonfenz. Die Ermittlungen hätten ergeben, dass sie noch am Abend ihres Verschwindens „von einer männlichen Person in dessen Pkw nach Hessen gebracht wurde“, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Dieter Inhofer. Ob sie freiwillig mitgefahren sei oder nicht, ist laut den Ermittlern noch unklar. Die Fahrt habe direkt zum Teufelsee bei Bad Nauheim in Hessen geführt. Das hätten die Handydaten des Verdächtigen ergeben. Dort habe ein „längerer Aufenthalt“ stattgefunden. Eine Woche später wurde die Leiche im See treibend gefunden. Die Obduktion habe bisher keine eindeutige Todesursache feststellen können, es seien noch komplexe Untersuchungen angeordnet worden; wegen der „langen Liegedauer“ im Wasser seien die Obduktionsergebnisse nicht eindeutig. Auch die Frage, ob ein Sexualdelikt vorliegt, sei noch unklar, die „Gesamtumstände“ legen den Schluss allerdings nahe.
Verdächtiger saß bereits lange in der Psychiatrie
Bei dem Verdächtigen aus Hessen, der in Freiburg in U-Haft sitzt, handle es sich um einen einschlägig vorbestraften Straftäter. In seiner Wohnung seien persönliche Gegenstände von Ayleen A. gefunden worden. Gegen ihn wird unter anderem wegen Mordes und sexueller Nötigung ermittelt. Der 29-jährige, ledige deutsche Staatsbürger habe anfangs die Taten bestritten und verweigere inzwischen jede Aussage. Seine Vorgeschichte ist allerdings extrem ungewöhnlich: Bereits im Alter von 14 Jahren soll er versucht haben, ein 11-jähriges Mädchen zu vergewaltigen. Daraufhin wurde er 2007 in Wetzlar verurteilt und im Maßregelvollzug in einer Psychiatrie untergebracht. Nach zehn Jahren sei er 2007 entlassen worden und stand fünf Jahre lang in einem speziellen Programm für rückfallgefährdete Sexualstraftäter. Anfang 2022 endete diese „Führungsaufsicht“ allerdings. Auch danach sei der 29-Jährige aber noch in einem Präventionsprogramm für Straffällige untergebracht gewesen.
„Ayleen war schüchtern und im Online-Gaming aktiv“
Die Ermittler gehen davon aus, dass Täter und Opfer sich über das Internet kannten – mindestens seit mehreren Wochen. Es seien enorme Datenmengen auszuwerten, teils mit „irreführenden Personalien der User“ sagte der Leitende Kriminaldirektor Arno Englen. Die Anonymität im Netz erschwere die Ermittlungen stark. Der 29-jährige Verdächtige und Ayleen hätten aber über die üblichen großen Social-Media-Plattformen sowie per Messenger Kontakt gehabt – aber auch über das bei Jugendlichen beliebte Online-Spiel „Fortnite“. „Sie war in sozialen Netzen, in Messengern sowie im Online-Gaming aktiv“, sagte Englen. Ayleen sei aber ein „eher schüchternes, nettes, zurückhaltendes Mädchen“ gewesen. Die Ermittler warnten auch auf der Pressekonferenz von der Kontaktaufnahme mit Fremden im Internet und der Gefahr der sexuellen Belästigung von Kindern durch Täter im Netz („Cybergrooming“).
Ayleen war seit dem 21. Juli vermisst worden
In der Heimat der Schülerin und am weit entfernten Fundort in Hessen herrschen Trauer und Entsetzen. „Es ist das Schlimmste eingetreten, was überhaupt in solch einem Falle eintreten kann. Ganz Gottenheim steht unter Schock“, sagte Bürgermeister Christian Riesterer.
Die Jugendliche hatte am 21. Juli gegen 18.00 Uhr ihr Elternhaus verlassen und wurde seitdem vermisst. Eine große Suche der Polizei auch mit Hunden und Polizeihubschrauber brachte keine Ergebnisse. Am Samstag teilte die Polizei dann den Tod der 14-Jährigen mit. Eine Ermittlergruppe der Kripo Freiburg arbeitet an dem Fall.