Es ist ein Fall, der nicht nur Ermittler vor ein Rätsel stellt, sondern auch für Laien beängstigende Fragen aufwirft: Holger M. (Name geändert), 52 Jahre alt, lebte ein unscheinbares, geregeltes Leben mit seiner Lebensgefährtin in einem Dorf im Stuttgarter Raum. Die Beziehung harmonisch, die finanziellen Verhältnisse geregelt, Streit gibt es nicht – eine heile Welt also gewissermaßen. Doch plötzlich bricht in diese heile Welt das Grauen ein: Eines Nachts liegt Holger M. wach, grübelt vor sich hin, verliert sich in verzweifelten Gedanken. Seine Freundin versucht, ihn zu beruhigen – und dennoch reift in ihm der Entschluss: Sie beide müssen sterben. In den frühen Morgenstunden ersticht er seine wehrlose Lebensgefährtin und fügt sich selbst schwerste Verletzungen zu.
Doch Holger M. überlebt – und alle fragen sich, wie es zu so einer Tat kommen konnte. Auch die Ermittler stehen vor einem Rätsel, suchen nach einer Erklärung, einem Motiv oder einem dunklen Geheimnis hinter der Fassade. Sie finden aber: nichts.
Hier gibt es die 25. Folge von Akte Südwest
Wie kann man einen solchen Mord aus dem Nichts erklären? Dieser Frage gehen wir in einer besonderen Folge des True-Crime-Podcasts „Akte Südwest“ zusammen mit dem Gerichtspsychiater Dr. Peter Winckler nach. Winckler hatte den Fall Holger M. im Auftrag der Staatsanwaltschaft bearbeitet und ein psychiatrisches Gutachten über Holger M. verfasst. „An diesem Fall ist besonders eindrücklich, wie destruktive Gewalt in ein bis dahin völlig normales, völlig intaktes Leben hereingebrochen ist“, sagt Winckler. Noch wenige Tage zuvor hätte es keinerlei Anzeichen für eine solche Bluttat gegeben. Doch dann veränderte sich ganz plötzlich etwas im Täter. „Man kann an diesem Fall gut darlegen, welche zerstörerische Macht psychiatrische Erkrankungen entfalten können“, sagt Winckler. „Das war ja wie ein Tsunami, der in dieses Leben hinein gefegt ist.“ Das mache den Fall auch besonders tragisch. Eine akute Depression habe zu einem versuchten „erweiterten Suizid“ – und letztlich zu einem Mordurteil für Holger M. geführt, der selbst nicht verstand, was in jener Nacht passiert war. Wobei das nur extrem selten vorkomme.
An den Fall schließen sich auch grundsätzliche Fragen an: Kann jeder von uns unter gewissen Umständen zum Mörder werden? Gibt es das Böse im Menschen? Existiert der psychopathische Killer aus vielen Krimis in der Realität wirklich? Und was macht es mit einem, wenn man mehr als 2000 Gutachten schreibt und dabei reihenweise Mördern, Vergewaltigern und Kinderschändern begegnet? „Diese Menschen sind in der Regel keine Monster“, sagt Winckler. Und dennoch verfolgen auch ihn manche Fälle noch Jahre später – wenn auch mehr aus professionellem Interesse denn als psychische Belastung.
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