Knallgeräusche am Himmel und mögliche Flugverspätungen: Damit müssen Menschen in Deutschland vom 12. bis 23. Juni 2023 rechnen. Denn in diesem Zeitraum führt die Nato ein Großmanöver über Mittel- und Osteuropa durch, an dem sich über 25 Nationen, 10.000 Soldaten und 240 Militärflugzeuge beteiligen werden.
„Air Defender“ – Nato-Übung mit Luftwaffe für möglichen Krieg
Bei der Übung will die Luftwaffe aus über 20 Nato-Mitgliedsländern unter Realbedingungen erproben, wie Streitkräfte im Falle eines Angriffs auf Nato-Gebiet effizient verlegt und eingesetzt werden können. Rund 100 der beteiligten Flugzeuge kommen dabei aus den USA, die Streitkräfte proben in Lufthöhen zwischen 2500 und 15.000 Metern und höher.
Die meisten „Air Defender“-Einsätze über Deutschland
Nahe der Grenze zu Russland soll nur vereinzelt geprobt werden, stattdessen konzentrieren sich rund 90 Prozent des Militärflugverkehrs auf Deutschland und die angrenzenden Küstengebiete der Nord- und Ostsee.
Regionen und Zeit: Wo und wann das Großmanöver „Air Defender“ in BW und Bayern stattfindet
Im Klartext: Von dem Manöver betroffen sind in Deutschland ein Übungsraum Ost über Mecklenburg-Vorpommern und der Ostsee jeweils von 10 bis 14 Uhr, ein Raum Süd von Bayern nach Baden-Württemberg von 13 bis 17 Uhr und ein Raum Nord über der Nordsee von 16 bis 20 Uhr.
Der betroffene Korridor im Süden erstreckt sich von Lechfeld in Bayern quer durch Baden-Württemberg bis ins südliche Saarland, ist rund 37 Kilometer breit und führt nördlich an Stuttgart vorbei. Hauptstützpunkt in Bayern ist der Fliegerhorst Lechfeld südlich von Augsburg. Dort sind sowohl eine Einheit der US-Streitkräfte als auch griechische Kampfflugzeuge vorübergehend stationiert.
Obwohl keine Flugzeuge in Baden-Württemberg starten oder landen, nehmen Soldaten vom Hubschrauberregiment 64 Laupheim (Kreis Biberach) an den Übungen teil.
Laut dem Kommandeur des taktischen Luftwaffengeschwaders 74 in Neuburg an der Donau werden in diesem südlichen Luftraum zu den Übungszeiten etwa 35 bis 40 Militärmaschinen gleichzeitig in der Luft sein. Diese sollen in Höhen ab 3350 Meter fliegen.
Wie Ingo Gerhartz Luftwaffen-Inspekteur dem Berliner „Tagesspiegel“ mitteilte, versucht die Luftwaffe „in enger Abstimmung mit der Deutschen Flugsicherung, dem Verkehrsministerium und Eurocontrol“, die Auswirkungen der Übung auf die Bevölkerung möglichst gering zu halten. Zudem wird das Manöver am Wochenende des 17. und 18. Juni pausiert. Dennoch wirbt Gerhartz auch um Verständnis für die möglichen Einschränkungen: „Die Übung dient dem Ziel, dass die Menschen auch weiter in Frieden und Freiheit in Urlaub fliegen können.“
Flugverspätungen durch Übung der Luftwaffe möglich
Der Chef der Deutschen Flugsicherung, Arndt Schoenemann, erläuterte, es werde wegen Flugumleitungen um die gesperrten Bereiche zu Verspätungen kommen. Die meisten Flüge dürften aber pünktlich sein. Von Flugstreichungen werde derzeit nicht ausgegangen.
Welche Zivilflüge aufgrund der Übung eventuell verschoben werdem, wird sich erst kurzfristig herausstellen. Einige Flughäfen haben bereits reagiert. So soll es in dem betroffenen Zeitraum beispielsweise am Stuttgarter Flughafen Ausnahmen von den Nachtflugbeschränkungen geben.
Flugreisende sollten sich nach Angaben der Flughäfen vor Antritt der Reise über den aktuellen Status ihres Fluges informieren
(mit Informationen von AFP und DPA)
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