Die Gewerkschaft Verdi hat Beschäftigte an den Flughäfen Stuttgart und Karlsruhe/Baden-Baden am Freitag, 17.3.2023, zu einem ganztägigen Warnstreik aufgerufen. Es ist mit längeren Wartezeiten bis hin zu Flugausfällen oder Flugstreichungen zu rechnen.

Warnstreik am Stuttgarter Flughafen

Der Warnstreik hat den Stuttgarter Flughafen wie erwartet in die Knie gezwungen. Der Ausstand hat wie angekündigt in den frühen Morgenstunden begonnen, teilte der bei Verdi in Baden-Württemberg für die Luftfahrt zuständige Jan Bleckert auf Anfrage am Freitagmorgen mit. In Stuttgart hätten die Beschäftigten um Mitternacht ihre Arbeit niedergelegt, in Karlsruhe/Baden-Baden gegen 05.00 Uhr. „Es läuft zwar jetzt erst an, aber wir sehen schon, dass es ein voller Erfolg wird“, sagte Bleckert.
Die Folgen sind Flugausfälle und Wartezeiten. An den Stuttgarter Flughafen hätten sich am Freitag trotz der Ankündigung doch mehr Passagiere verirrt als beim letzten Mal, sagte Bleckert.
Der Stuttgarter Flughafen hatte bereits am Mittwoch mitgeteilt, dass kein regulärer Flugbetrieb stattfinden werde. Der Airport empfahl den rund 20.000 betroffenen Passagieren, sich bei ihren Fluglinien zu informieren und nicht zum Flughafen zu kommen. Es könnten nur Sicherheitslandungen, medizinische und militärische Flüge durchgeführt werden.
Nach Angaben der Gewerkschaft wurden in Stuttgart rund 2000 Beschäftigte zum Warnstreik aufgerufen. Bleckert ging davon aus, dass sich im Laufe des Tages etwa 700 Beschäftigte beteiligen werden.
Einer Sprecherin zufolge waren nur einige Passagiergruppen am Flughafen, die direkt zum Busbahnhof gelotst wurden. Eine geringe Zahl von Flügen sei auf andere Flughäfen umgebucht worden - bis auf die Ausnahmen seien alle ursprünglich geplanten 169 Verbindungen gestrichen. Laut Bleckert gab es Shuttles nach Frankfurt, München und Memmingen.
Für Samstag rechnet der Flughafen wieder mit einem normalen Betrieb. Passagiere sollten aber zur Sicherheit vorab den Status ihres Fluges prüfen, empfahl die Airport-Sprecherin. Vereinzelt könne es vorkommen, dass eine Maschine noch nicht wie geplant am Flughafen ist oder Crews noch umgeordnet werden müssen.

Einschränkungen am Flughafen in Karlsruhe

Die Gewerkschaft hatte auch am Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden zum Warnstreik aufgerufen. Dort sollten die Flugzeuge aber abheben, wie der Flughafen im Vorfeld mitteilte. Es könne jedoch zu längeren Wartezeiten bei den Sicherheitskontrollen kommen, sagte Geschäftsführer Uwe Kotzan. Passagiere sollten entsprechend mehr Zeit einplanen und sich noch vor der Reise über ihren Flugstatus informieren. Von „erheblichen Auswirkungen“ sprach hingegen Bleckert.
Hintergrund für die Warnstreiks sind laut Verdi Verhandlungen zur Bezahlung in der Luftsicherheitsbranche sowie der Tarifstreit im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen. „Ohne bessere Arbeitsbedingungen finden wir nicht mehr genügend Menschen, die bereit sind, diese Berufe am Boden zu ergreifen“, sagte die stellvertretende Verdi-Landesbezirksleiterin, Hanna Binder. Ohne diese Tätigkeiten gebe es keinen sicheren und zuverlässigen Luftverkehr in Deutschland. Die Arbeit müsse deutlich attraktiver gemacht werden.
Zuletzt hatte Verdi am 17. Februar am Stuttgarter Flughafen zum Warnstreik aufgerufen. Auch damals wurde der Flughafen lahmgelegt.

Flughafenverband kritisiert Streik

Der Flughafenverband ADV kritisierte am Freitag die Arbeitsniederlegungen. „Solche Ausstände bringen massive Folgeprobleme mit sich“, betonte Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel. „Nicht nur Passagiere werden durch ausufernde Warnstreiks in Geiselhaft genommen. Völlig ausgeblendet wird, dass sich Airlines und Flughäfen gerade von der tiefsten Krise der Luftfahrt erholen.“ Die Dauer und der Umfang des Streiks seien unverhältnismäßig.