Dem Polizeipräsidium Reutlingen und der Staatsanwaltschaft Stuttgart ist in Zusammenarbeit mit dem US-Justizministerium und weiteren internationalen Behörden ein Schlag gegen die Cyber-Kriminalität gelungen. In einer Pressekonferenz am Donnerstagnachmittag, die kurzfristig anberaumt wurde, präsentierten die Behörden ihre Ergebnisse.
Demnach ist am 26. Januar ein „weltweit agierendes Netzwerk von Cyberkriminellen zerschlagen worden“, teilte die Staatsanwaltschaft Stuttgart mit.
Die Webauftritte der im Darknet agierenden Kriminellen unter dem Namen „HIVE“ wurden gesperrt und mit einem entsprechenden Hinweis der Behörden auf die Beschlagnahme versehen. Die Täter hatten eine IT-Struktur aufgebaut, die sich darauf spezialisiert hatte, Cyberangriffe auf Unternehmen auszuführen, deren Daten zu klauen und Systeme zu verschlüsseln, um dann Lösegelder zu erpressen.
Cyberspezialisten der Kriminalpolizeidirektion Esslingen war es im Rahmen zu Ermittlungen eines solchen Angriffs auf ein Unternehmen im Landkreis Esslingen gelungen, in die IT-Infrastruktur der Täter einzudringen, die Spur zu dem weltweit agierenden Netzwerk zu verfolgen und den internationalen Partnern den entscheidenden Hinweis zu geben.
In Zusammenarbeit mit der US-amerikanischen Justizbehörde, dem Secret Service, FBI, Europol, dem Bundeskriminalamt Wiesbaden und den Sicherheitsbehörden weiterer Staaten, konnten „HIVE“ 1.500 schwere Cyberangriffe auf Unternehmen weltweit nachgewiesen werden. Laut Staatsanwaltschaft Stuttgart sind davon allein 70 Firmen in Deutschland ansässig, drei betroffene Unternehmen stammen aus Baden-Württemberg. Die Ermittlungen seien nur deshalb möglich gewesen, weil sich die Unternehmen nicht erpressen ließen und Strafanzeige erstattet hatten. Der verursachte Schaden gehe in die Milliarden. Festgenommen wurde im Rahmen der Aktion niemand.
FBI-Direktor Christopher Wray sagte bei einer Pressekonferenz in Washington, man habe bereits seit sieben Monaten Zugriff auf die Systeme der Kriminellen gehabt und viele betroffene Unternehmen mit Codes zur Entschlüsselung der Systeme versorgt. Dadurch habe man Lösegeldzahlungen in Höhe von 130 Millionen US-Dollar verhindert.
Strobl: „Straftäter können sich nicht in Sicherheit wiegen“
In Baden-Württemberg ist die Freude über den erfolgreichen Schlag gegen die Cyberkriminellen groß. Man setze alles daran, solche Angriffe zu bekämpfen, sagte Innenminister Thomas Strobl (CDU): „Unsere Polizei hat abermals unter Beweis gestellt: Straftäter können sich auch in der digitalen Welt nicht in Sicherheit wiegen.“ Er lobte die internationale Zusammenarbeit bei den Ermittlungen. „Täterinnen und Täter im Internet kennen keine Grenzen.“
Cybersicherheit sei für das Lan dein wichtiges Thema, sagte Jusitzministerin Marion Gentges. Das zeige auch das neue Cybercrimezentrum des Landes, das bald der Öffentlichkeit präsentiert werden solle. Der Schlag gegen die Kriminellen habe gezeigt, dass es wichtig sei „als Justiz auf allen Feldern der Kriminalität mit den besten Experten agieren zu können.“