Baden-Württemberg führt eine Maskenpflicht zur Eindämmung des Coronavirus ein. Vom nächsten Montag, 27. April, an gilt die Pflicht, Mund und Nase beim Einkaufen und im öffentlichen Nahverkehr zu bedecken. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) begründete dies am Dienstag nach einer Kabinettssitzung in Stuttgart damit, dass sich bisher zu wenige Menschen im Land an die dringende Empfehlung zum Tragen von Masken hielten.
Mund und Nase müssen bedeckt sein
Damit sei aber kein medizinischer Mundschutz gemeint, sagte Kretschmann. Es gehe nur um eine einfache Mund-Nasen-Bedeckung. „Notfalls tut es auch ein Schal.“
Kretschmann betonte, dass eine Beendigung der Maßnahmen nicht in Sicht sei. Man müsse sich darauf einstellen, dass die Kontaktbeschränkungen „sehr, sehr lange gelten würden.“ Das Neue an dem Virus sei, dass man jemanden anstecken könne, ohne selbst Symptome der Corona-Krankheit Covid-19 zu haben. „Normalität haben wir erst wieder, wenn wir einen Impfstoff haben,“ sagte Kretschmann. Bis ein solcher Impfstoff auf den Markt kommt, wird es aber wohl noch dauern.
Sachsen hat bereits eine Maskenpflicht eingeführt, Mecklenburg-Vorpommern und Bayern ziehen in der kommenden Woche nach. Auch Kommunen in Baden-Württemberg sind vorangeschritten, etwa Sulz am Neckar (Kreis Rottweil) und Kirchheim unter Teck (Kreis Esslingen). Auch Tübingen hatte das Tragen eines Mundschutzes bereits am Montag diskutiert. Bei einer mehrheitlichen Zustimmung des Gemeinderats könnte eine solche Verordnung in der kommenden Woche in Tübingen in Kraft treten, sagte Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) am Montag.
Die Landesregierung hat mit der Lockerung der Corona-Verordnungen bisher lediglich eine „dringende Empfehlung“ verbunden, in Bussen und Bahnen sowie beim Einkauf in Geschäften nicht-medizinische, sogenannte Alltagsmasken zu tragen - oder Schals und Tücher.
Kritik an der Maskenpflicht in Baden-Württemberg
Kritik an der Maskenpflicht hagelte es von Seiten der AfD: Landtagsmitglied Christina Baum hält die Regelung für „unsinnig“ und sieht im „Bedecken von über der Hälfte des Gesichts die Würde eines Menschen“ verletzt. Außerdem schütze eine Maske den Träger nicht vor einer Infektion.
Ebenfalls nicht vom Nutzen einer Mundschutz-Maske überzeugt ist Sabine Hagmann, Hauptgeschäftsführerin des Handelsverbands: „Wir sind unsicher, ob die Maskenpflicht etwas bringt oder nicht.“ Am sichersten sei der Abstand untereinander - und der werde vom Handel bereits erfolgreich umgesetzt. Die neue Regelung werde jedoch nach Einschätzung des Handelsverbandes ohne größere Probleme in den Geschäften umgesetzt werden.
Maskenpflicht in Bayern: Mundschutz ebenfalls ab dem 27. April Pflicht
Einen Tag zuvor, am Montag, hatte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder bekanntgegeben, dass es im Freistaat eine Maskenpflicht etwa im Öffentlichen Nahverkehr geben soll.
Zudem hatte Söder angekündigt, dass er sich noch in dieser Woche mit Kretschmann in Ulm treffen wolle, um das weitere gemeinsame Vorgehen der beiden Bundesländer in der Corona-Krise besprechen wolle.
In Baden-Württemberg hatte Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) nach dem Beschluss in Bayern bereits geäußert, dass auch er eine Maskenpflicht in Baden-Württemberg befürwortet.
Immer mehr Bundesländer setzen auf Mundschutz-Pflicht
Zusammen mit Baden-Württemberg setzen immer mehr Bundesländer im Kampf gegen das Coronavirus auf eine Maskenpflicht, obwohl es bundesweit nur eine Trageempfehlung gibt. Insgesamt kündigten am Dienstag folgende Länder eine Maskenpflicht an:
- Baden-Württemberg
- Schleswig-Holstein
- Hamburg
- Berlin
- Hessen
- Sachsen-Anhalt
Eine Schutzpflicht angekündigt wurde schon zuvor in
Im Vorreiterland Sachsen gilt die Pflicht zur Maske gegen Corona schon seit Montag. Damit sind oder werden solche Alltagsmasken oder ersatzweise Schals in 10 der 16 Bundesländer vorgeschrieben.
Lockerung bei Gottesdiensten ab Mai
Unterdessen hat Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) angekündigt, dass Kirchen bereits Anfang Mai und unter Auflagen wieder Gottesdienste feiern können. Die Öffnung von Moscheen und Synagogen ist am Freitag Thema von Gesprächen zwischen Land und Vertretern der isrealitischen und islamischen Religionsgemeinschaften.
Friseure dürfen ab dem 4. Mai wieder öffnen
Im Rahmen der Corona-Lockerungen dürfen Friseure ab dem 4. Mai wieder öffnen. Noch gibt es aber kein umfassendes Hygiene-Konzept für sie.