Die EZB hat heute (Donnerstag) wieder eine Zinserhöhung verkündet. Der zentrale Leitzins, also der Satz, zu dem Geschäftsbanken sich Geld bei der EZB leihen können, steigt um 0,25 auf 3,75 Prozent. Was nicht viel klingt, hat Folgen für alle. Denn wer ein wenig Geld auf einem Bankkonto geparkt hat, kann von höheren Festgeldzinsen profitieren. Wer allerdings einen Kredit aufnehmen muss, für die oder den wird es immer teurer.
Doch erst zu den Gewinnern. Nach jahrelanger Flaute profitieren Sparer von steigenden Zinsen für Tagesgeld und Co. Im Schnitt gibt es nach Daten des Vergleichsportals Verivox bei bundesweiten Tagesgeldangeboten 0,97 Prozent Zinsen und damit mehr als doppelt so viel wie zu Jahresbeginn. In der Spitze locken mehrere Institute mit 3 Prozent und mehr. Wer sein Geld für zwei Jahre fest anlegt, erhält bei bundesweit aktiven Instituten im Schnitt 2,58 Prozent.
32 Prozent der Banken lassen Zinsen unten
Allerdings haben nicht alle Banken ihre Zinsen wieder angehoben. Von 688 ausgewerteten Banken und Sparkassen zahlen 222 nach wie vor keine Tagesgeldzinsen, heißt es bei Verivox. Das entspreche einem Anteil von 32 Prozent. Vor allem bei den Regionalbanken gingen die Sparer oft immer noch leer aus: 34 Prozent der insgesamt 283 ausgewerteten Sparkassen zahlten keine Tagesgeldzinsen.
„Viele regionale Geldhäuser lassen sich Zeit damit, die steigenden Zinsen an ihre Kunden weiterzugeben“, sagte Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH dazu. Dabei strichen sie selbst inzwischen wieder 3 Prozent Zinsen ein, wenn sie die Spargelder ihrer Kunden bei der Europäischen Zentralbank hinterlegten. Nach dem heutigen Zinstermin dürfte dieser Einlagezins dann nochmals steigen, so der Experte. „Wer sich mit Nullzinsen nicht abfinden möchte, kann unkompliziert bei einer anderen Bank ein Tagesgeldkonto eröffnen“, empfiehlt er. Bei den meisten überregionalen Banken lasse sich als Referenzkonto für Ein- und Auszahlungen ein beliebiges Girokonto hinterlegen. „Bankkunden können sich also höhere Tagesgeldzinsen sichern, ohne der eigenen Hausbank gleich komplett den Rücken zu kehren.“
Realzins ist noch deutlich negativ
Sparen lohnt sich auch aus einem weiteren Grund zurzeit noch wenig. Der durchschnittliche Realzins beispielsweise bundesweit verfügbarer Tagesgeldangebote liegt demnach aktuell bei minus 6,22 Prozent. Der Realzins ist der Zins für Spareinlagen nach Abzug der Teuerungsrate.
Während Sparer bei der Wahl der richtigen Bank inzwischen besser dran sind, sieht es bei Kreditnehmern anders aus. Für diese wird es immer teurer. „Ratenkredite kosteten im März im Schnitt 7,05 Prozent Zinsen und sind im Vergleich zum März 2022 fast doppelt so teuer“, sagt Stefan Eckhardt, Geschäftsführer Kredite beim Vergleichsportal Check24. „Im April setzt sich der Trend auf Basis von vorläufigen Daten fort.“
Weiterhin vier Prozent Bauzins
Vor allem Bauherren bekommen die gestiegenen Bauzinsen, die sich an der Verzinsung von Bundesanleihen orientieren, deutlich zu spüren. Zuletzt gab es zwar einen leichten Rückgang. „Kurzfristig werden die Zinsen voraussichtlich erst einmal auf dem aktuellen Niveau verharren“, sagt Ingo Foitzik, Geschäftsführer Baufinanzierungen bei Check24. „In den kommenden Monaten wird der Zinssatz durch weitere Zinserhöhungen der EZB wieder Richtung vier Prozent oder sogar darüber hinaus gehen.“
Das würde Tausende Euro Mehrkosten bedeuten: Bei einer Baufinanzierung von 400 000 Euro und einem Durchschnittszinssatz von 3,31 Prozent jährlich (Stichtag 1. Mai) entstehen Zinskosten von 117 982 Euro bis zum Ende der zehnjährigen Bindung, rechnet das Vergleichsportal vor. Die monatliche Rate liegt bei 1770 Euro. Sollte der Zins auf 4,50 Prozent steigen, würde das zusätzliche Mehrkosten von 41 593 Euro und eine um 397 Euro höhere Monatsrate bedeuten. Höhere Zinsen treffen diejenigen, die ein neues Darlehen brauchen oder eine Anschlussfinanzierung für einen Immobilienkredit. Bei laufenden Hypothekenkrediten ändert sich in der Regel nichts.