Dr. Markus Neusser, Facharzt für Orthopädie der Bodensee-Sportklinik, rät generell zu mehr Bewegung. In der Friedrichshafener Sportklinik erleben die Fachmediziner täglich, wie sich mangelnde Bewegung langfristig auf die Wirbelsäule auswirken kann.
„Es ist eklatant, dass die Menschen nicht mehr an ihrem Arbeitsplatz sitzen, der höhenverstellbar und ergonomisch gestaltet ist. Stattdessen verkümmert die Wirbelsäule zuhause am Küchentisch. Viele Patienten konnten pandemiebedingt außerdem ihrem gewohnten Sport und Bewegungsprogramm – beispielsweise im Fitnessstudio – nicht mehr nachkommen. Zu uns kommen nicht die Menschen, die im Berufsalltag viel in Bewegung sind, beispielsweise auf dem Bau, sondern diejenigen, die sich bei der Arbeit kaum bewegen.“

Bewegung für eine starke Wirbelsäule

Jede Bewegung sei besser als zu  sitzen, verdeutlicht der Fachorthopäde. „Ich empfehle daher jedem mit einem Bürojob oder einer anderen sitzenden Tätigkeit, sich mehr zu bewegen.“ Schon ein Spaziergang führe dazu, dass sich die Wirbelsäule aufrichte und sich Verspannungen lösten, so Neusser, der in der Bodensee-Sportklinik im Bereich der konservativen Behandlungsmaßnahmen unter anderem auf die Wirbelsäule spezialisiert ist. Joggen oder Fußball? „Nur die halbe Miete“, verdeutlicht der Sportmediziner, da es sich hier um ein Training handle, bei dem nicht der ganze Körper in Anspruch genommen werde. Schwimmen, Klettern oder Rudern hingegen seien perfekt, um Schmerzen entlang der Wirbelsäule langfristig entgegenzuwirken. „Für die Wirbelsäule ist eine stabile Rumpfmuskulatur wichtig, daher empfiehlt sich ein ausgewogenes Training, das nicht nur den Rücken, sondern auch Bauch-, Schultergürtel- und Beckenmuskulatur einbezieht.“

Ein gezielter Piks gegen den Schmerz

Ist die Bewegungsfreiheit dennoch eingeschränkt und es zieht und schmerzt im Rücken und in den Gelenken, handelt es sich möglicherweise um eine Reizung der Nervenwurzeln. „Hier eignet sich die sogenannte Periradikuläre Therapie (PRT). Ein Verfahren, das nur in wenigen Kliniken bundesweit angewandt wird und das unmittelbare Schmerzfreiheit verspricht.“
Bei der PRT wird ein Medikament zur örtlichen Betäubung mit einem entzündungshemmenden Präparat über eine dünne Kanüle verabreicht. Um das Medikament zielgenau und präzise an den gereizten Nerven zu injizieren, wird mittels Magnetresonanztomographie (MRT) die Stelle festgelegt. Das MRT nimmt dafür zuvor einige Bilder auf, um dem Schmerz  auf den Millimeter genau an die Wurzeln zu gehen. Nach der Hautdesinfektion und Markierung wird eine dünne Nadel unter wiederholter Bildkontrolle bis an die Nervenwurzel gebracht. Im Anschluss wird das Medikament unter bildgestützter Kontrolle passgenau appliziert.

Die „Röhre“ hat ausgedient

„Eine elegante und zugleich effektive Methode“, erläutert Dr. Neusser die konservative Schmerztherapie, die insgesamt rund 30 Minuten dauert. Vor- und Nachbereitung inklusive. Der Mediziner kann so den Ausgangspunkt des Schmerzes exakt lokalisieren. Dank offenem Computertomographen, der wie ein Bogen wirkt, entwickeln Patienten außerdem keine beklemmenden Gefühle der Platzangst. Die „Röhre“, vor der vielen Patienten bange ist, hat ausgedient. „Durch die gezielte Behandlung bedarf es außerdem weniger Mittel als durch eine Infusion oder Tablettenzugabe – da sich der Wirkstoff nicht im gesamten Körper ausbreitet, sondern direkt und passgenau dem Schmerz entgegenwirkt. Viele Patienten empfinden bereits nach der ersten Behandlung eine Besserung der Beschwerden und nach der Wiederholung dann die endgültige Beschwerdefreiheit.“

Dem Schmerz auf Dauer die kalte Schulter zeigen

Eine weitere, sehr wirksame Methode, um Nervenschmerzen längerfristig entgegenzuwirken, hält Dr. Neusser außerdem in seinem Behandlungsrepertoire für sinnvoll. „Es gibt die Möglichkeit, bei Schmerzen den speziellen Nerv mit Kälte zu betäuben. Unter bildgebender Kontrolle wird eine Sonde an den Nerv herangeführt. Der Nerv wird im Anschluss für zwei Minuten bei minus 40 Grad eingefroren und wieder aufgetaut. Dadurch verliert dieser zunächst seine Funktion und regeneriert sich nach zwei Monaten allmählich. Bei Wirbelgelenksbeschwerden kann dieses Behandlungsverfahren bis zu einem Jahr schmerzlindernd wirken,“ so der Experte. „Ich hatte allerdings auch schon eine Patientin, bei der der Behandlungseffekt zwei Jahre angehalten hat. Immer auch davon abhängig, wie gründlich Patienten ihren begleitenden Trainingseinheiten nachkommen.“ Oft ist es ein langer Weg bis zur Schmerzfreiheit, doch mit den konservativen Behandlungsmethoden in der Bodensee-Sportklinik ein Weg, der schonend und nachhaltig zum Ziel führen kann.

Zur Person

Dr. Markus Neusser ist Spezialist  für Gelenkspiegelung, Akupunktur, Chirotherapie, Sportmedizin sowie ganzheitliche Orthopädie. Er studierte in Ulm und Freiburg. Nach seiner Tätigkeit als Assistenzarzt und Funktionsoberarzt in der Orthopädie am Kantonsspital St. Gallen und Münsterlingen vollendete er seine Facharztausbildung am HEH Braunschweig mit den Schwerpunkten Gelenkspiegelungen, Knie- und Hüftgelenks-Endoprothetik.
Seit 2001 ist er als niedergelassener Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie in der heutigen ­Bodensee-Sportklinik tätig.

Kontakt

Bodensee-Sportklinik
Möttelistraße 5
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Tel.: 07541 953 830
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