Im Interview mit dem kaufmännischen Geschäftsführer des Familienbetriebs, Anton Gugelfuß, stellt sich heraus, dass das Unternehmen aber noch für weit mehr steht.
Herr Gugelfuß, eigentlich ist Ihre Firma ja schon 1891 gegründet worden, doch erst seit 51 Jahren stellt sie Fenster her. Wie kam das denn?
Anton Gugelfuß: In der Tat wurde die Firma 1891 gegründet von meinem Urgroßvater, der damals Fassbauer, Küfermeister, war. Der Betrieb lief dann bis zur Übernahme meines Vaters als kleiner Betrieb weiter. Mein Vater hatte dann irgendwann nicht mehr nur die Küferei, sondern hatte tatsächlich einen Weinhandel, eine Mosterei und eine Brennerei. Ein Standbein des Unternehmens war es, runde Holzsilos für Landwirte zu bauen, die gab es früher. Die sind aufgebaut wie ein Fass, nur in groß. Diese Silos hatten Kunststoffdächer, die wir in den 60er-Jahren selbst produziert haben. Mein Bruder Martin war dann irgendwann auf einer Kunststoffmesse in Köln und kam dann 1969 mit der brandneuen Idee des Kunststofffensters zurück, das kannte damals noch niemand. Mein Vater hat meinem Bruder jegliche Unterstützung zugesagt, um einen zweiten Zweig aufzubauen.
Das ist jetzt 50 Jahre her, und heute ist Gugelfuss einer der größten Fensterhersteller Süddeutschlands, mit rund 370 Mitarbeitern. Längst ist die nächste Generation, die Kinder Ihres Bruders, mit ihnen zusammen an der Spitze des Unternehmens.
Ja, und letztes Jahr haben wir in Illertissen zugekauft, da ist mittlerweile auch mein Sohn Max mit in der Geschäftsführung. Wir sind auch sehr dankbar dafür, dass wir eine geringe Fluktuation unserer Mitarbeiter haben. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels ist das keine Selbstverständlichkeit. Das hat aber auch immer was mit Ausbildung zu tun, das ist uns sehr wichtig.
In der Branche hat sich ja in den vergangenen 50 Jahren viel getan, die Standards haben sich stetig weiterentwickelt.
Die Kunststofffenster waren damals nur der erste Schritt. Damals waren Fenster ja nur einfach verglast. Mittlerweile gehört die Dreifachverglasung mit Wärmeschutzbeschichtung zum Standard. Wir arbeiten kontinuierlich an der Senkung des U-Werts. Dieser lag früher bei einer herkömmlichen Einfachverglasung bei etwa 3, mittlerweile sind wir runter auf 0,5 - und wollen noch tiefer gehen.
Ist das in den Beratungen bei Kunden oder in Ihrer Ausstellung oft ein Thema?
Ja, Energiesparen ist ein großes Thema. Mittlerweile geht es aber um weit mehr. Gerade beim Fenstern braucht man wirklich eine gute Beratung, denn da geht es um viel mehr als um die Optik. Man muss ja schauen: Wie werden die Fenster in die Gebäudehülle eingepasst, wie sollen die Räume belüftet werden? Bei Haustüren ist es ganz ähnlich, da geht es nicht nur um Design und Farbe, sondern beispielsweise auch ums Thema Sicherheit, manche wollen etwa einen Fingerprint-Zugang. Da ist Beratung einfach das A und O.
Gugelfuss – Familienbetrieb in vierter Generation
Anton Gugelfuß führt das Unternehmen gemeinsam mit seinem Neffen Martin und seiner Nichte Susanne, er kümmert sich um den kaufmännischen Part. Gleichzeitig ist er in den Branchenverbänden VFF und ift engagiert. „Es ist wichtig für die Branche, dass die großen Unternehmen dort mit ihrer Kompetenz vertreten sind“, betont Gugelfßs.
Jeden Tag stellt das Unternehmen Gugelfuss 700-800 Produktionseinheiten her, wobei jedes Fenster eine eigene Einheit darstellt, zweiflüglige Fenster sind also zwei Produktionseinheiten. Allein an Haustüren fertigt Gugelfuss pro Jahr 5000 Stück.
Neben dem Stammsitz in Elchingen mit der 6.500 Quadratmeter großen Produktionsstätte für PVC-Elemente verfügt Gugelfuss über weitere Werke in Nersingen-Strass, Beerwalde in Thüringen und in Illertissen.Das Werk in Illertissen hatte Gugelfuss Mitte April 2021 von der insolventen Illerplastic-Gruppe übernommen. Die komplette Fertigung von Fenstern und Türen aus Kunststoff wurde weitergeführt und viele der Arbeitsplätze gerettet.
Anton Gugelfuß selbst sitzt im Aufsichtsrat des SSV Ulm, er hatte den Verein nach der Insolvenz ab 2014 mit Thomas Oelmayer und Roland Häussler wieder ins richtige Fahrwasser gebracht. Acht Jahre lang führte er ihn als Sportvorstand, unter seiner Regie gelang der Wiederaufstieg in die Regionalliga und 300 Sponsoren konnten gewonnen werden.