Wenn selbst etablierten Institutionen die Stellschrauben zum Helfen fehlen, ist gegen die Not  oft kein Kraut gewachsen. Außer, es gibt eine stille Reserve. Der Kreisverband Ulm des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) kann auf ein solches Gelddepot zurückgreifen. Die Aktion 100 000 und Ulmer helft unterstützt die Individualhilfe.

Hilfe in akuten Notlagen

Die Mitarbeiter(innen) des DRK-Kreisverbands Ulm kommen immer wieder mit Menschen in akuten Notlagen in Kontakt. Zum Beispiel bei der Quartierssozialarbeit, im Tafelladen, der Kleideroase, durch den Hausnotruf und im Aufnahmehaus für wohnungslose Frauen.
„Krank und arm, das ist die schlimmste Kombination“, betont Sozialpädagogin Karin Ambacher, Leiterin des DRK-Übernachtungsheims in der Frauenstraße. Dabei trifft es wohnungslose Kranke besonders hart, denn wer gesundheitlich schwer angeschlagen ist, bedarf einer guten medizinischen Betreuung. Wie soll man sich ausruhen und Kräfte sammeln, wenn man obdachlos ist? Das Übernachtungsheim hat dafür Genesungszimmer eingerichtet (siehe Infokasten). Weil viele Leistungen nicht mehr von den Krankenkassen übernommen werden oder für notwendige Medikamente ein Eigenbetrag gezahlt werden muss, ist gesund werden für Wohnungslose hürdenreich. Eine Brille oder adäquaten Zahnersatz können sie sich in der Regel ebenfalls nicht leisten.
Seit Jahren finanziert das Rote Kreuz dank der Spende der Aktion 100 000 Besuche einer Fußpflegerin. Ihre Behandlung werde von den Wohnungslosen sehr gerne in Anspruch genommen“, schreibt Claudia Steinhauer, Abteilungsleiterin Soziale Dienste beim DRK Ulm, in ihrem Spendenantrag.
Die medizinische Fußpflegerin, die sich um die Obdachlosen kümmert, ist Claudia Haidel. Die gelernte Krankenschwester weiß: „Über die Füße kann man sehr auf die Psyche einwirken.“ Psychische Auffälligkeiten seien  oft der Grund dafür, dass Menschen auf der Straße leben.
„Nicht nur Diabetikern tut es gut, wenn sich jemand um sie und ihre Füße kümmert. Es ist wichtig für alle, die wieder auf eigenen Füßen stehen wollen“, wird Haidel doppeldeutig. Sie habe bei Wohnungslosen oft mit den Folgen von Erfrierungen und damit verbundenen Empfindungsstörungen zu tun. Die Dankbarkeit der Patienten sei groß, sagt Claudia Haidel. „Da bekomme ich schon mal die Hälfte von einem süßen Stückle angeboten.“

Unterstützung für Körper und Seele

Genesungszimmer Das Übernachtungsheim für Wohnungslose in der Frauenstraße ist auch für kranke Obdachlose da. In zwei so genannten Genesungszimmern stehen insgesamt vier Betten zur Verfügung, im vergangenen Jahr gab es 450 Übernachtungen. Bei sehr schweren Erkrankungen arbeitet das DRK mit dem Hospiz am Michelsberg zusammen.
Ehrenamtliche gesucht Die Ulmer Tafel für Wohnungslose freut sich über freiwillige Köchinnen und Köche. Von Montag bis Freitag bereiten Ehrenamtliche im Übernachtungheim zwischen 15 und 19 Uhr ein Menü für 20 bis 30 Gäste zu. Ein Gastroteam besteht jeweils aus Küchenchefin oder Küchenchef und zwei Helfer(inne)n. Wer Lust hat, mitzumachen, meldet sich einfach telefonisch bei
Karin Ambacher – Tel.. (0731) 144439.
Direkte Hilfe Wer dem DRK Ulm bei der Unterstützung kranker und armer Menschen unter die Arme greifen will, vermerkt auf der Überweisung das Stichwort  „Krank und arm“.