Viele Jahre ermittelten sie Seite an Seite, machten Mörder dingfest, deckten Skandale auf und schauten auch da genau hin, wo zuständige Behörden und andere Institutionen schon lange wegsahen: Das Ermittlergespann Lürsen und Stedefreund aus Bremen steuerte in den meisten Fällen solide Episoden zur Krimireihe „Tatort“ bei. Die beiden standen nicht für herausragende Fälle, lieferten aber auch keine veritablen Flops ab und etablierten sich so in den vergangenen Jahren zuverlässig im Mittelfeld der Krimireihe – eine Art Werder Bremen des „Tatorts“.

Letzter „Tatort“ mit dem Ermittlerduo Lürsen und Stedefreund

Weil die beiden Hauptdarsteller Sabine Postel und Oliver Mommsen aber keine Lust mehr auf die ewige Frage „Wo waren Sie gestern zwischen 20 und 22 Uhr?“ und die obligatorische Verhaftung des Mörders kurz vor Schluss hatten, sind sie jetzt zum letzten Mal im „Tatort“ zu sehen.
Am Ostermontag, 22. April um 20:15 Uhr im Ersten lösen die Kommissare nach fast 20 Jahren gemeinsamer Ermittlungsarbeit ihren finalen Fall und erreichen in dem für ihre Verhältnisse allzu dramatischen Krimi „Tatort: Wo ist nur mein Schatz geblieben?“ die Grenzen ihrer Belastbarkeit. Schlimmer noch: Inga Lürsen und Nils Stedefreund, die sich fast immer bedingungslos vertrauten, ziehen über weite Strecken ihrer Abschiedsvorstellung nicht an einem Strang.

„Tatort“ aus Bremen: Das passiert im Krimi

Dabei fängt doch alles noch so harmonisch an in dem Krimi, den der von Sabine Postel und Oliver Mommsen hochgeschätzte Regisseur Florian Baxmeyer inszeniert hat: Die zwei ungleichen Kommissare machen einen Fallschirmsprung, den Inga Lürsen trotz akuter Höhenangst nach einer verlorenen Wette antreten muss. Mit einem Fallschirmsprung wird der letzte „Tatort“ mit den zwei Bremer Ermittlern auch enden, diesmal fehlt jedoch einer der beiden. Dazwischen müssen sich die Kommissare um den Mord an einer jungen Frau kümmern, die für eine dubiose Immobilienfirma gearbeitet hat. Deren Geschäftsführerin ist die Schwester eines berüchtigten tschetschenischen Mafiabosses, der über die Firma im großen Stil Geld wäscht.

Kostja Ullmann in einer Episodenrolle

Die beiden abgehalfterten BKA-Ermittler Manfred Maller (Robert Hunger-Bühler) und Wolfgang Kempf (Philipp Hochmair) – zwei schräge Typen wie aus einem Tarantino-Film – sind dem Gangster schon lange auf der Spur. Sie haben mit Roger Stahl (Kostja Ullmann) einen verdeckten Ermittler nicht nur in die Immobilienfirma, sondern auch ins Privatleben der Gangster-Schwester eingeschleust und sind deshalb über die Mordermittlungen von Lürsen und Stedefreund wenig erfreut. Doch nicht nur das: Die beiden BKA-Männer setzen Stedefreund mit einer bösen alten Geschichte unter Druck, von der Inga Lürsen nichts weiß.

Lohnt sich das Einschalten?

Unser Fazit zum "Tatort" aus Bremen: Puh! Eher was für echte Fans.
Unser Fazit zum „Tatort“ aus Bremen: Puh! Eher was für echte Fans.
© Foto: Collage (ARD/SWP)
Schade, der Abschied von Sabine Postel und Oliver Mommsen von der „Tatort“-Reihe ist nicht so recht geglückt: Was sich in der ersten halben Stunde noch ganz gut anlässt und einen spannenden Krimi über organisierte Kriminalität verspricht, gerät schon bald außer Kontrolle und entwickelt sich zu einer überkandidelten Story, in der es um einen überraschend dunklen Fleck in der Vergangenheit des braven Stedefreund geht. Das Ganze mündet am Ende gar in einer wilden Schießerei auf offener Straße wie im Western, was zur eher betulichen Lürsen und ihrem sympathischen Kollegen leider so gar nicht passen will. Ein weniger spektakulärer Ausstieg hätte den beiden viel besser gestanden.
Die Bewertung:
1 Pistole: Lieber nochmal mit dem Hund raus.
2 Pistolen: Puh! Eher was für echte Fans.
3 Pistolen: Kann man nichts falsch machen.
4 Pistolen: Gucken! Spricht am Montag jeder drüber.

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