In der Machiavelli-Stadt Florenz folgte die britische Premierministerin Theresa May dem Gedanken des italienischen Staatsphilosophen: „Wer dauerhaften Erfolg haben will, muss sein Vorgehen ständig ändern.“ So milderte sie ihre Botschaft von einem „knallharten“ Brexit, die sie in London verkündet hatte, zu einer Verheißung von einer freundschaftlichen und fruchtbaren Trennung: Großbritannien will seinen eigenen Weg gehen, aber „Strategien entwickeln“, die die Zusammenarbeit in Wirtschaft und Sicherheit noch enger und produktiver machen würde.
Es gibt eigentlich nichts Neues, was die Verwirrung in Brüssel über die britischen Pläne beseitigen könnte. May machte ihrem Ruf als sprachgewandter Roboter mit patriotischen Plattitüden und Freundschaftsappellen alle Ehre. Doch was beispielsweise den Status der EU- Bürger in Großbritannien, die Regelung für Nordirland und vor allem die Schulden Großbritanniens anbelangt, haben sich die Fronten keinen Zentimeter bewegt.
Demonstrativ wurde May bei ihrer Rede von fast ihrem ganzen Kabinett begleitet. Doch auch hier herrschen wie in der Bevölkerung und den Landesteilen scharfe Gegensätze darüber, welche Form der Brexit annehmen soll. „Jede Veränderung bewirkt stets eine weitere Veränderung“, sagte Machiavelli. Großbritannien schlitterte in Verhandlungen und mit Mays Rede in Florenz ist die Kuh noch lange nicht vom Eis.
In Italien ansässige Briten demonstrierten lautstark auf dem Marktplatz gegen May. Sie halten den Brexit für die Warnung des anderen großen florentinischen Denkers Dante Alighieri: „Ihr, die hier eintretet, lasst alle Hoffnung fahren.“