Tim Walter lachte, er scherzte, nahm seine Spieler in den Arm, schrieb nach dem Training fleißig Autogramme und posierte für Selfies mit den Fans. Kurz vor dem Alles-oder-Nichts-Duell um den Aufstieg herrschte am Dienstag beim Zweitliga-Dritten Hamburger SV richtig gute Laune – die demonstrative Zuversicht soll nun auch der VfB Stuttgart zu spüren bekommen.
„Die Chance ist weiterhin da – also geht es weiter“, sagte HSV-Trainer Walter vor dem ersten Relegationsspiel in Stuttgart bei seinem Ex-Klub am Donnerstag (20.45 Uhr/Sat.1 und Sky). Die Pleite aus dem Vorjahr, als Hamburg im Nachsitzen an Hertha BSC gescheitert war und das Drama um den Fast-Aufstieg im Fernduell mit dem 1. FC Heidenheim haben sie abgehakt.
Kein sechstes Jahr in der 2. Liga
„Wir haben es wieder in der eigenen Hand, das Mögliche möglich zu machen“, sagte Walter, der am Dienstag das Training nach 48 Minuten schon wieder beendete. Sein Motto: „Wir fahren nach Stuttgart, um zu gewinnen.“
Ein sechstes Jahr in der 2. Liga wollen sie an der Elbe sich mit aller Macht ersparen. Der einstige Bundesliga-Dino will endlich zurück ins Fußball-Oberhaus. „Wir haben schon so oft gezeigt, dass dieser HSV wieder aufstehen kann, und das werden wir auch dieses Mal wieder tun“, sagte Kapitän Sebastian Schonlau fast schon trotzig.
Zweitligist nur selten rauf
Allein: Die Zahlen sprechen für den VfB Stuttgart. Seit Wiedereinführung der Relegation im Jahr 2009 schaffte der Zweitligist nur drei Mal den Sprung auf die große Bühne – einmal allerdings gegen den VfB, der 2019 gegen Union Berlin den Kürzeren zog (2:2/0:0), woran man in Stuttgart verständlicherweise nur mit Grausen zurückdenkt.
Walter will Relegation abschaffen
Hamburgs Coach Tim Walter plädierte unterdessen für eine Abschaffung der Relegation. „Weil der Erstligist mehr zu gewinnen hat“, wie der Coach findet. „Weil sie als Sechzehnter über zwei Spiele noch die Möglichkeit bekommen, die Liga zu halten“, sagte der 47-Jährige: „Und der Dritte der 2. Liga, der über das ganze Jahr viel gewonnen hat, nicht automatisch den Weg nach oben antritt.“
Auch der HSV profitierte schon zwei Mal vom Drama Relegation, 2014 und 2015 verhinderte der damalige Bundesliga-Dino so den Abstieg. Vor einem Jahr scheiterten die Hamburger an der Hertha, nun soll sich im vierten Durchgang der Kreis wieder schließen. Der Albtraum von Sandhausen, wo sich der HSV ein paar Minuten lang schon als Aufsteiger sah, ist angeblich verarbeitet.
„Gefühlstechnisch war am vergangenen Sonntag von ganz oben bis ganz unten alles dabei“, sagte Walter: „Wir haben aber mit der Mannschaft darüber gesprochen und gemeinsam festgehalten: jetzt erst recht!“
Rückspiel am Montag
Am Montagabend, wenn im Hamburger Volksparkstadion im Rückspiel die endgültige Entscheidung fällt, wollen sie dann wirklich etwas zu feiern haben. „Wir sind als Dritter nicht direkt aufgestiegen, aber wir haben die Chance aufzusteigen“, sagte Walter: „Jetzt wollen wir uns damit krönen, dass wir es in den zwei Endspielen schaffen.“
An diesem Donnerstag kehrt der gebürtige Bruchsaler nach Stuttgart zurück. Walter trainierte den damaligen Zweitligisten VfB, wurde nach fast einem Jahr Amtszeit Ende Dezember2019 entlassen. Nach eineinhalb Jahren ohne Trainerjob heuerte der Badener dann im Sommer 2021 beim HSV an.
Spiel am Donnerstag restlos ausverkauft
Das Hinspiel zwischen dem VfB und dem HSV an diesem Donnerstag ist ausverkauft, wie die Stuttgarter am Dienstag mitteilten.
Fünf Spielern droht eine Sperre für das Rückspiel in der Relegation zwischen dem Hamburger SV und dem VfB am Montag. Beim HSV stehen Stürmer Robert Glatzel, Offensivspieler Sonny Kittel und Verteidiger Jonas David bei vier Gelben Karten – beim VfB Flügelstürmer Silas Katompa und Verteidiger Waldemar Anton.
Die zuletzt angeschlagenen Stuttgarter Profis Fabian Bredlow (Torwart) und Dan-Axel Zagadou (Abwehrspieler) konnten am Dienstag wieder mit dem Team trainieren. Ihrem Einsatz steht am Donnerstag gegen den HSV nichts im Wege. stn