Einige Motive, einige Bilder sind in praktisch jeder Lauf-geht’s-Geschichte enthalten. Auch Simone Deschner und Gisela Stahl, beide aus Rot am See, gehen unabhängig voneinander auf den Tiefpunkt „Kilometer 18“ beim Halbmarathon in Ulm ein. Gisela Stahl hat drei Kilometer vor dem Ziel am Ulmer Münster plötzlich gewusst, was Wolfgang Grandjean in seinem Vortrag gemeint hatte, als er vor dem „Mann mit dem Hammer“ warnte, der bei Kilometer 17, 18 kommen werde.

Der „Mann mit dem Hammer“ nach 18 Kilometern

Genauso fühlte es sich für sie an: Ausgeknockt, wie betäubt, urplötzlich ohne auch nur ein bisschen Kraft in den Beinen. „Da denkst du die ganze Zeit, dass jetzt das Münster kommt, und dann musst du wieder in die andere Richtung rennen, weg vom Ziel.“ Da war das Aufgeben zwar nur kurz eine Option, die eine große Gewissheit aber da: Nie wieder.
Nie wieder würde sie sich so plagen. Wenn sie dieser Tage davon erzählt, lacht sie: „Mhhhh, also eigentlich würd mich das ja schon nochmal reizen.“ Im Rückblick ist die Erinnerung an den Hammer-Mann nämlich von Glücksgefühlen überlagert, von der reinen, durch nichts getrübten, übersprudelnden Freude: „Ich hab’s geschafft.“
Die schönsten Bilder vom Marathonlauf in Ulm

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Ein halbes Jahr lang gemeinsam trainiert - da wird keiner zurückgelassen

Simone Deschner (51) lief in einer Gruppe von Frauen, die sich erst bei Lauf geht’s getroffen und schnell Freundschaft geschlossen hatte – wer Woche für Woche Kilometer um Kilometer nebeneinander über Stock und Stein joggt, kommt sich unweigerlich näher. Auch dieser Gruppe ist „Kilometer 18“ unvergesslich. Eine Läuferin blieb plötzlich stehen, sagte dass sie nicht mehr könne, keinen Schritt mehr, dass sie zurückbleibe. Im Rückblick weiß sie, was sie doch weitermachen ließ: Simone Deschner hat sie verbal „in den Hintern getreten“. „Ich glaub du spinnst, wir haben so viele Kilometer trainiert, gemeinsam, wir lassen dich doch nicht drei Kilometer vor dem Ziel zurück. Wir gehen da gemeinsam ­drüber, ganz egal wie lang es dauert.“ Und siehe da, es gab doch noch Kraftreserven; die Gruppe ist ein bisschen langsamer gelaufen und hat’s trotzdem rechtzeitig über die Ziellinie geschafft. Wenn es ein „nie wieder“ gab, wurde das verdrängt. Simone Deschner und zwei ihrer Mitläuferinnen haben sich auch fürs neue Lauf-geht’s-Programm angemeldet; die Vierte im Bunde erwartet ein Baby.
Gisela Stahl (57) war immer schon sportlich, fuhr viel Fahrrad, walkte, hielt sich mit dem Fitmix der VHS Rot am See in Form. Dennoch war der Anfang des Laufprogramms schwer. Vor allem das Lauf-ABC – beim Laufen die Beine hoch oder die Hacken nach hinten werfen etwa – habe sie als sehr anstrengend empfunden. Aber sie lief bei den Anfängern, was ihr zunächst etwas Luft gab.
Mit der Zeit haben sich Laufpartner und -gruppen gefunden; gemeinsam ist man unmerklich immer fitter geworden, und an Gesprächsstoff hat’s auch nie gefehlt. Gisela Stahl war vor allem mit Annette Walatzek aus Wallhausen unterwegs in diesem vergangenen schönen, heißen Sommer: „Ich erinnere mich, dass ich geschwächelt hab, als es gar so heiß war. Da hätte ich am liebsten hingeschmissen.“ Aber das war eine flüchtige Anwandlung.

Zeit haben fürs Training

Problematisch für Stahl war eher die oft fehlende Zeit für die Trainingseinheiten; dass sie bis Juni in die Probenarbeit und die Aufführungen des Freilichttheaters in Reubach eingebunden war etwa; bei den Kommunalwahlen 2019 hatte die langjährige Gemeinderätin erneut ein Klasse-Ergebnis, was ihr das Amt der stellvertretenden Bürgermeisterin eingetragen hat. Noch im September, kurz vor dem Halbmarathon, war sie eine Woche Fahrradfahren, weil sie den Freundeskreis und ihre anderen Hobbies nicht vernachlässigen wollte: „Aber da hab ich schon deutlich gemerkt, dass ich fitter geworden war.“ Auch anzusehen war ihr das Training in der frischen Luft; nicht zuletzt hat sie fünf Kilo abgenommen.

Läuferin nimmt 18 Kilo bei Lauf geht’s ab

Fünf Kilo, das ist der durchschnittliche Gewichtsverlust bei Lauf-Geht’s. Fünf Kilo wären super, dachte sich Simone Deschner. Sie hat dann 18 Kilo verloren und nicht nur ihr Traum-Gewicht bis heute gehalten, sondern auch das ganz neue Lebensgefühl und das Bewusstsein, ungleich fitter und gesünder zu sein. Bei ihr war freilich der Entwicklungssprung ein riesiger. „Ich hab mich jahrelang kaum bewegt“, erinnert sie sich: „Was mit dem Auto zu machen war, hab ich mit dem Auto gemacht.“ Sportlich sei sie ohnehin nie gewesen. Zu lesen, dass sich auch unter diesen Bedingungen ein Halbmarathon schaffen ließ, fand sie unglaublich. Und unglaublich faszinierend.

Ein guter Sommer 2019 durch Lauf geht’s

Wie zu erwarten waren das Lauf-ABC und vor allem die kurzen aber anstrengenden Tabata-Einheiten, mit denen der Puls hochgetrieben wird, am Anfang ganz schlimm. An der Aufgabe, zweimal eine Minute zu joggen, drohte sie zunächst zu scheitern. „Da hab ich mich schon gefragt, was ich hier mache; unvorstellbar, das drei Stunden am Stück zu schaffen.“ Auch als sie das erste Mal drei Minuten lief, dann fünf Minuten, war sie jeweils an ihrer Grenze angelangt. „Aber es gab den ganzen Sommer keinen Moment, an dem ich das Gefühl hatte, dass ich das nicht will, dass ich aufgebe.“ Denn selbst nach den erschöpfendsten Einheiten habe sich ein richtig gutes Gefühl eingestellt, das jede Anstrengung wert sei.
Auch sie hatte manchmal ein Zeitproblem. Zuweilen ist sie um 5 Uhr morgens gelaufen, vor ihrer Arbeit in einer Crailsheimer Orthopädie-Praxis, weil sie abends nicht mehr die Energie aufbringen konnte. Geholfen haben ihr Freunde und Familie, die nicht nur in Ulm an der Strecke standen, gleich sechsmal, mit Plakaten und Tröten, sondern ihr auch den ganzen Sommer über den Rücken stärkten oder sogar selbst einige der neuen Kochrezepte ausprobierten. Heute freut sich Simone Deschner auf die Neuauflage, und in ihrer Begeisterung ist sie so ansteckend, dass sich auch einige Patientinnen angemeldet haben.

Noch ein Info-Vortrag zur Aktion Lauf geht’s

Lauf geht’s gibt es an den Standorten Schwäbisch Hall, Crailsheim und Gaildorf. Gemeinsam trainiert wird jeweils zum Abschluss einer Trainingswoche im Lauftreff (in Hall und Crailsheim) beziehungsweise im Walkingtreff (in Gaildorf). Beim Vortrag „Lauf geht’s – gesund und mit Freude in sechs Monaten zum Halbmarathon“ erklärt Erfinder Wolfgang Grandjean am 4. März um 19 Uhr auch in Gaildorf, in der Limpurghalle (Schloss-Straße 11) das Programm.  Zudem stellen sich die Trainer und das Organisationsteam vor. Fragen beantwortet Christine Hofmann ([email protected] oder 0 79 51 / 40 93 16)