Der RSV Tailfingen ist eher als Verein für Strassenrennfahrer und Kunstradfahrer bekannt. Wieso betritt er das neue Feld „Gravel“?

Marco Heller: Gravel, das muss man schon sagen, hat sich in kurzer Zeit zu einer sehr vielseitigen und spannenden Disziplin im Radsport entwickelt. Und ist, wenn man genau hinsieht, im Bio-Bike-Bereich (alles ohne e-Unterstützung) der einzige Bereich der wächst. Die klassischen Disziplinen dagegen zeigen eher Schwund. Diese Entwicklung sehen wir auch sehr deutlich im Verein, dieses Jahr werden 4 Rennrad-Lizenzfahrer von uns die Qualifikationsrennen zur Gravel-WM bestreiten und viele von uns sind – und das zeigt die Vielseitigkeit der Disziplin - in den Ferien mit dem Gravel-Bike auf Reisen gegangen. Für uns als Verein ist das eine große Chance neue Mitglieder zu gewinnen. Graveln spricht viele an, die das sportliche Fahren auf der Strasse mit Abstechern ins leichte Gelände verbinden wollen. Damit ist das Gravel-Bike auch als Alltagsrad bestens geeignet. 

Die Veranstaltung trägt den Namen „Everve-graveltour“. Wie kam es dazu?

Jede größere Veranstaltung braucht Sponsoren. Hier bot sich mit der Firma Everve in Albstadt eine Firma an, die unserem Anspruch nach Regionalität und Nachhaltigkeit entspricht. Außerdem sind mit Stephan und Andreas Wolfer zwei ehemalige Radrennfahrer und Mitglieder unseres Vereins Geschäftsführer von Everve. So war die Zusammenarbeit und Namensgebung folgerichtig. 

Auf der Homepage wird dafür geworben als „die etwas andere Rad-Veranstaltung auf der schwäbischen Alb“. Wie ist das zu verstehen?

Bisher war es so, dass entweder Rennen gefahren wurden oder sogenannte Radtouristikfahrten mit weniger Support für die Teilnehmer stattfanden. Wir nehmen das Beste aus beiden Welten, lassen Gravel- und Mountainbikes zu, legen noch eine Schippe drauf sodass wir, zusammen mit unseren Partnern den Teilnehmern einen rundum tollen Tag nicht nur auf dem Rad bieten können. Dazu gehören für uns maßgeblich schöne, komplett ausgeschilderte Strecken, Versorgungsstationen mit regionalen Produkten, an denen man auch ein wenig verweilen mag, für Teilnehmer, die nicht alleine oder in einer bestimmten Geschwindigkeit fahren wollen, acht Guides, eine Begleitung des Events durch zwei Profifotografen – deren Bilder nach Ende kostenlos heruntergeladen werden können, und einem echten Wohlfühlempfang oben auf dem Waldheim, wo wir von der Firma Kärcher einen Radputzservice haben, während die Teilnehmer, wenn sie mögen, ein kühles Bier von unserem Partner Hirsch aus Wurmlingen trinken können. Damit ist die Veranstaltung aber noch nicht zu Ende, am Nachmittag und Abend haben wir ein buntes Programm, auch für Nicht-Teilnehmer. Wir denken, dass es so was bisher auf der Alb noch nicht gegeben hat, darum die etwas „andere“ Rad-Veranstaltung. Wir bieten mit der Graveltour aber nicht nur etwas Besonderes für die Teilnehmer, sondern auch für unsere Partner. So haben wir nur Partner im Boot, deren Produkte auch live über den Tag „erlebt“ werden können, angefangen bei der Versorgung bis über den Reinigungsservice am Ende, da haben wir vorab schon sehr viel Unterstützung erhalten. 

Welche Zielgruppen werden mit den unterschiedlichen Streckenlängen und -profilen angesprochen?

Die kurze Runde (40 Kilometer) ist aus unserer Sicht für Einsteiger oder sogar Familien sehr gut geeignet, um einfach ein wenig die Beine zu bewegen und den Tag zu genießen.
Die mittlere Runde (85 Kilometer) ist schon anspruchsvoller, es müssen 1200 Höhenmeter bewältigt werden, da sollte man schon ein wenig Schmalz in den Waden haben. Entlohnt wird man mit schönen Streckenabschnitten, auch ein kurzer im Donautal und drei Versorgungsstationen.
Der lange Kanten (120 Kilometer und 1800 Höhenmeter) ist dann schon eher für Leute mit sehr guter Ausdauer und wer mit unserem Guide Patrick fahren will (19. Bei der Gravel-WM in 2022) braucht richtig Zug auf der Kette, wie wir sagen. Man bekommt, dann aber wirklich die besten Strecken hier in der Region zu sehen. 

Ungewöhnlich ist, dass die Teilnehmer die Möglichkeiten haben, sich von Guides führen zu lassen. Warum ist das so?

Dafür gibt es zwei Gründe. Zum einen der soziale Aspekt, mit dem Guide und den anderen in der Gruppe kann man sich ein wenig unterhalten, auch wenn man ganz alleine anreist und findet in einer womöglich unbekannten Gegend sicher den Weg. Zum anderen bieten wir mit den schnelleren Guides – die allesamt aus dem Rennsport kommen und teils Profis waren – sportlich Ambitionierteren die Möglichkeit sich ein wenig auszutesten, also quasi „Rennsport light“ zu erleben.
Mit den Firmen Backhaus Mahl in Stetten a.k.M. und Brauerei Hirsch sind zwei Firmen aus der Region mit im Boot. Gleichzeitig sollen die Teilnehmer mit Produkten aus der Region verwöhnt werden.

Wie sieht das in der Praxis aus?

Zuerst einmal sind wir sehr dankbar, dass wir so große Unterstützung erfahren, das hatten wir um ehrlich zu sein so nicht erwartet. Konkret bekommen die Teilnehmer an unseren Versorgungsstationen und im Ziel ausgesuchte Backwaren vom Backhaus Mahl, in süß wie man es vielleicht von Sportveranstaltungen gewohnt ist, aber auch in herzhaft, das ist schon eher ungewöhnlich.
Wir fahren ja schließlich kein Rennen, da hat man einfach ein wenig mehr Zeit. Das setzt sich dann auch bei den Getränken fort, die sind gut gekühlt, kommen aus der Flasche, und wer mag, kann sogar mal ein kleines Radler trinken. Mit den Imnauer Fürstenquellen haben wir noch einen weiteren Partner aus der Region im Boot der die komplette Versorgung mit Wasser und Sprudel macht.

Am Nachmittag und Abend findet ein umfangreiches Rahmenprogramm statt. Welche Attraktionen sind zu erwarten?

Wir sind gerade an der Finalisierung des Programms. Das Highlight wird sicher das Live-Konzert am Abend sein, hier haben wir eine Indierock-Band aus München. Der Eintritt ist nicht nur für Teilnehmer, sondern für alle frei.
Am Nachmittag haben wir dann eher für die Begleitungen der Teilnehmer und Besucher aus der Region ein Programm. Wir bieten für die „Auswärtigen“ kleine geführte Wanderungen mit dem Schwäbischen Albverein zum Schloßfelsen an und der Kletterpark Albstadt ist geöffnet. Weitere Attraktionen sind noch in Planung. Abgerundet wird das Ganze durch erstklassige regionale Gastronomie. Mittags macht das Backhaus Mahl Kaffee und Kuchen, die Metzgerei Failenschmidt aus Gächingen bringt feinste Wurst, aber auch vegetarische und vegane Gerichte, zuletzt gibt es vom Fischerverein Neufra frisch gegrillte Forelle.
Die Getränke kommen selbstverständlich ebenfalls von unseren Partnern, ergänzt um eine kleine Vinothek mit Weinen vom Weingut Schwegler im Remstal und wer am Abend beim Rockkonzert dann noch eine Whiskycola trinken will, bekommt auch das in unserer kleinen Longdrink-Bar.

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Marco Heller und sein Team sind vom Erfolg der Veranstaltung überzeugt und hoffen auf viele Teilnehmer. Anmeldungen sind über https://www.graveltour.org/anmeldung möglich. Dort gibt es auch weitergehende Informationen zur Veranstaltung, wie Ablauf und Streckenführung.