Einen desolaten Start legten die Handballer des HBW Balingen-Weilstetten im ersten Punktspiel des Kalenderjahres 2023 hin. Ehe sich der Tabellenführer der 2. Handball-Bundesliga und ein Großteil der Zuschauer in der Balingen SparkassenArena versahen, führten die Gäste vom HC Elbflorenz mit 4:0. Auf der Gegenseite war es dann Daniel Ingason, der seine Farben nach etwas mehr als sechs gespielten Minuten auf die Anzeigetafel brachte. HBW-Keeper Mario Ruminsky hatte einen ganz schweren Stand, bekam aber auch kaum Unterstützung von seinen Vorderleuten. So war es nicht verwunderlich, dass er bereits in der achten Minute ohne Parade vom Feld ging. Auch sein Kollege Simon Sejr hatte große Probleme. Die HBW-Abwehr bekam überhaupt keinen Druck auf den Rückraum der Gäste, der nach Belieben werfen und treffen durfte. Balingen Coach Jens Bürkle wurde es in der zehnten Spielminute zu bunt. Er nutzte den neu installierten Auszeit-Buzzer und bestellte seine Schützlinge zum Rapport. Dies zeigte erst mit etwas Verspätung Wirkung. Vorne wurde das Spielgerät zu hektisch weggeworfen und wenn man einmal durch war, stand da ja noch HC-Keeper Marino Wallwitz, der im ersten Durchgang gleich mehrere Freie eiskalt zunichtemachte und auf gute zehn Paraden kam. Dann schien die Partie zu kippen. Sejr im Tor der Gastgeber bekam immer mehr Hände an die Bälle und vorne traf nun auch der HBW-Angriff. Insbesondere Oddur Gretarsson stand auf Linksaußen öfters frei und nutzte dies gnadenlos aus. Ein Empty-Net-Goal von Daniel Ingason zum 10:13 aus Sicht der Hausherren läutete eine spannende Schlussphase der ersten Halbzeit ein. Erst traf Guilherme Lineares de Souza in Unterzahl, ehe Lukas Wuchpfennig im Gegenzug auf 14:11 für die Gäste stellte. Mit Urgewalt hämmerte Ingason jenseits der Neunmeter-Markierung das Spielgerät in den Winkel und mit der Pausensirene verkürzte Kapitän Felix Danner für die Hausherren auf 13:14. Nur Sekunden zuvor traf der Ex-Balinger René Zobel den HBW-Akteur Daniel Ingason vollkommen unnötig und mit voller Wucht im Gesicht und hatte Glück, dass es die beiden Schiedsrichter Thomas Hörath (Zirndorf) und Timo Hofmann (Bamberg) bei einer Zeitstrafe beließen und keinen Feldverweis aussprachen.

Harmloser Angriff

Wer nach dem Seitenwechsel dachte, dass der Primus an den starken Endspurt aus den ersten 30 Minuten anknüpfen würde, wurde bitter enttäuscht. Denn die zweite Halbzeit begann so, wie Durchgang eins. Dem HBW fehlte im Angriff die Ideen und in der Abwehr der Zugriff. Die Strafe folgte prompt. Mit einem 10:3-Lauf binnen zehn Minuten stellten die Gäste die Weichen auf Sieg. Die Hausherren gaben zwar nicht auf, doch mehr als Ergebniskosmetik sollte dem Tabellenführer der 2. Handball-Bundesliga nicht mehr gelingen. Am Ende gab es ein bitteres 29:33 und die Erkenntnis auf Balingen Seite, dass es noch ein weiter Weg bis zur Rückkehr in die stärkste Liga der Welt ist. „Ich bin mit dem Auftreten der Mannschaft nicht zufrieden. Wir hatten heute nicht die Energie, die wir brauchen, um so ein Heimspiel zu gewinnen“, suchte der Jens Bürkle in der abschließenden Pressekonferenz gar nicht lange nach irgendwelchen Ausreden. „Glückwunsch. Ihr wart klar besser“, so Bürkle in Richtung Elbflorenz-Trainer Rico Göde.
Der Gäste-Coach zeigte sich nach dem Überraschungs-Coup beim Primus natürlich sehr zufrieden. „Wir waren heute sehr effektiv und freuen uns über die zwei Bonuspunkte“, sagte Göde.
Für die Gallier heißt es nun Mund abputzen und eine gute Trainingswoche einlegen, um am kommenden Samstag ab 19 Uhr gegen die Eulen aus Ludwigshafen ein anderes Gesicht in der heimischen SparkassenArena zu zeigen. Die kommenden Gäste verloren ihren Re-Start beim Tabellendritten in Dessau mit 30:35 und verpassten so etwas den Anschluss an die vorderen Plätze. Durch die Siege von Eisenach (32:26 gegen Coburg) und Desslau schrumpft der Vorsprung des HBW Balingen-Weilstetten auf vier Zähler.