Mit nahezu voller Kapelle ging es für den Tabellenführer vom HBW Balingen-Weilstetten zum Topspiel nach Nordhorn. Durch die etwas überraschende Niederlage des Tabellenzweiten, TuS N-Lübbecke beim TSV Bayer Dormagen, war im Vorfeld des Topspiels klar, dass jeder Punkt die Führung des HBW im Gesamtklassement weiter ausbauen würde.
Der Primus aus dem Zollernalbkreis tat sich analog zu den Partien aus den vergangenen Wochen jedoch sehr schwer. Während die erste Welle gut und die zweite Welle mit Abstrichen funktionierte, ging aus dem Positionsspiel heraus gar nichts. Zudem taten sich in der sonst so sicheren HBW-Abwehr immer wieder Lücken auf, die die Gastgeber eiskalt ausnutzen konnten. Trotzdem blieb das Spiel zu Beginn ausgeglichen. Als Julian Possehl nach einem vermeintlichen Ellenbogenschlag gegen Daniel Thor Ingason mit der Roten Karte des Feldes verwiesen wurde (12.) war plötzlich die Halle da und peitschte die HSG nach vorne. Die Gäste zeigten sich geschockt und mussten nach etwas mehr als 16 gespielten Minuten den ersten Drei-Tore-Rückstand (7:10) hinnehmen. Auch der HBW-Torhüter-Wechsel von Simon Sejr auf Mario Ruminsky zeigte nur bedingt Wirkung. Während für Ruminsky im ersten Abschnitt zwei Paraden notiert wurden, kam Sejr auf einen gehaltenen Ball.
Über die Spielstände 13:10 und 14:11 ging es in eine heiße Schlussphase. Erst warf Markus Stegefelt einen Siebenmeter an die Querlatte, ehe Oddur Gretarsson es auf der Gegenseite besser machte und souverän vom Strich traf (14:12). Dann traf Tobias Heinzelmann per Empty-Net-Goal (14:13). Balingen hatte doppelt die Chance zum Ausgleich, machte sich diese durch technische Fehler selbst zunichte. Beim Stand von 16:14, eine Sekunde vor der Pausensirene, handelte sich die HSG eine unnötige Zeitstrafe ein. Den fälligen Freiwurf setzte Filip Vistorop sehenswert über den Block zum 15:16 aus Gästesicht in den Winkel.
Auch im zweiten Abschnitt schenkten sich beide Teams nichts. Keine Mannschaft konnte sich mit mehr als zwei Tore absetzen, die beste Möglichkeit verpassten die Gäste bei einer 25:23-Führung und wurden dafür bestraft. Ein Doppelpack von Tarek Marschall und Samuel Lindberg brachte die Halle zum Kochen. Mario Ruminsky hielt im Eins-gegen-Eins stark gegen Ritterbach und vorne trafen Vistorop, Gretarsson und Schoch zur 29:27-Führung. Die Partie war allerdings immer noch nicht entschieden. Vistorop traf für den HBW mit einem Dreher nur den Pfosten und dann überschlugen sich in den Schlussminuten die Ereignisse. Erst glichen die Hausherren durch Höhle (28:29) und Lindberg aus (29:29), ehe Heinzelmann die Gäste erneut in Führung brachte (29:30). Dann schickten die nicht immer souverän wirkenden Schiedsrichter Jona Schoch und Jens Schöngarth innerhalb von Sekunden auf die Strafbank, sodass der Primus fast volle zwei Minuten in doppelter Unterzahl agieren musste. Simon Sejr hielt jedoch die Siebenmeter gegen Joscha Ritterbach und Georg Pöhle. 29 Sekunden vor Schluss war es dann doch so weit. Pöhle fand die Lücke in der HBW-Abwehr und glich zum 30:30 aus. HBW-Coach Jens Bürkle hatte keine Auszeit mehr übrig, nahm trotzdem den Keeper raus und spielte so voll auf Sieg. Die Belohnung durch Filip Vistorop folgte zwei Sekunden vor dem Abpfiff, als dieser sich sehenswert gegen gleich zwei HSG-Akteure durchsetzte und zum umjubelten Siegtreffer einnetzte. Der knappe 31:30-Erfolg für den Primus war sicherlich etwas glücklich, doch am Ende interessierte das auf Seiten der Gäste niemand mehr. Vor zwei Wochen musste man in Essen in der Schlusssekunde den Ausgleich hinnehmen und nun konnte man eben dort den Sieg eintüten. Jens Schöngarth war mit acht erzielten Toren bester Torschütze und in Kombination mit der guten Torhüterleistung maßgeblich am Erfolg beteiligt. Für den HBW geht es am kommenden Freitag mit dem Spiel gegen den Dessau-Rosslauer HV weiter. Anwurf in der SparkassenArena ist dann um 19.30 Uhr.

So spielten Sie

HSG Nordhorn-Lingen gegen
HBW Balingen-Weilstetten

30:31

HSG Nordhorn-Lingen: Ravensbergen, Buhrmeister - Lindberg (2), Ritterbach (2/2), Marschall (4), Stegefelt (7/1), Terwolbeck, De Boer, Firnhaber (1), Seidel (1), Simovic, Possehl (1), Wasielewski (5), Pöhle (7/1), Klafut.
HBW Balingen-Weilstetten: Sejr, Ruminsky - Vistorop (4), Huber (n.e.), Schöngarth (8), Ingason (2), Gretarsson (6/5), Danner, Beciri, Hildenbrand, Schoch (2), Saueressig (1), Volz (n.e.), Heinzelmann (4), Strosack (4).
Siebenmeter: 4/7 - 5/5
Zeitstrafen: De Boer, Wasielewski (2), Pöhle (2) - Heinzelmann (2), Schoch, Ingason, Schöngarth.
Zuschauer: 2858
SR: Marijo Zupanovic (Berlin), Martin Thone (Lilienthal)