Diese Rückkehr haben die Bietigheim Steelers und ihre Fans monatelang herbeigesehnt: Nach 296 Tagen Zwangspause wegen einer hartnäckigen Gehirnerschütterung absolvierte Justin Kelly am Sonntagabend gegen den SC Riessersee wieder sein erstes Spiel im SCB-Trikot. Das Comeback des Mittelstürmers mit der Nummer 27 wurde zu einem vollen Erfolg: Kelly feierte mit seinen Teamkollegen einen 4:1-Heimsieg und erzielte den ersten Treffer höchstpersönlich. Als überzähliger Ausländer auf die Tribüne musste sein kanadischer Landsmann David Wrigley, den derzeit allerdings sowieso Leistenbeschwerden plagen. Für die Steelers war es der bereits sechste Sieg in Serie. Damit führt das Team von Trainer Kevin Gaudet die Tabelle in der Deutschen Eishockey-Liga 2 (DEL 2) nun mit neun Punkten Vorsprung vor Frankfurt (3:5 gegen die Lausitzer Füchse) an.
Mit stehenden Ovationen, viel Applaus und einem Welcome-back-Video auf der Anzeigetafel war Kelly in der EgeTrans-Arena begrüßt worden. Nicht einmal sieben Minuten benötigte der 35 Jahre alte Center, zum ersten Treffer. Sein Sturmpartner Benjamin Zientek umkurvte mit viel Schwung das Gästegehäuse und bediente am kurzen Pfosten den auf die Scheibe lauernden Kelly – und der Routinier ließ SCR-Goalie Ilya Sharipov keine Abwehrchance. Auch nach dem 1:0 hatte der Spitzenreiter aus dem Ellental die größeren Chancen und die bessere Spielkultur. Dennoch stand es nach dem ersten Durchgang nur 1:1. Just, nachdem Kapitän Florian Vollmer von der Strafbank aufs Eis zurückgekehrt war, schlugen die Garmisch-Partenkirchener zurück: Förderlizenzspieler Andreas Ebner wurde nicht ernsthaft angegriffen. Sein Fernschuss passte genau rechts oben in den Torwinkel (15.).
Keine Minute später zog Schiedsrichter Ralph Bidoul beim vermeintlichen Bietigheimer 2:1 von Frédérik Cabana den Videobeweis zu Rate – und entschied nach dem Studium der Bilder auf kein Tor. Denn die Scheibe hatte nur den Innenpfosten getroffen und war auch danach nicht hinter die Torlinie gerutscht, wie der SCB-Anhang gehofft hatte.
Im Mitteldrittel hatte der Favorit zunächst Pech, dass Rob Browns Distanzversuch, den Marcus Sommerfeld abgefälscht hatte, nur an den Pfosten prallte. Sechs Minuten später konnte Sommerfeld dann aber jubeln: Im zweiten Steelers-Powerplay knallte er den Puck zum 2:1 ins linke obere Tordreieck (29.). Die Vorarbeit hatte Liga-Topscorer Matt McKnight mit einem feinen Rückpass geleistet. Kurz vor dem Drittelende mussten sich die Hausherren über den dritten Treffer an das rote Torgestänge ärgern. Diesmal war Marcel Rodman der Pechvogel.
McKnight trifft in Unterzahl
Auch im letzten Spielabschnitt hatten die Mannen in den grünen Trikots den schwächelnden Traditionsklub aus dem Werdenfelser Land jederzeit fest im Griff. Mit Rodmans Tor zum 3:1, das Cabana mit einem angetäuschten Bauerntrick und einem Querpass mustergültig eingeleitet hatte (43.), war die Vorentscheidung gefallen. Dem SC Riessersee fehlten die Mittel, um noch einmal zurückzuschlagen, und so strebten die Steelers einem ungefährdeten Heimerfolg entgegen. Das Schussverhältnis von 37:11 war ein weiterer Beleg für die Bietigheimer Dominanz. Den 4:1-Endstand besorgte McKnight mit einem Empty-Net-Tor in Unterzahl´(59.).
Drei Fragen an Steelers-Star Justin Kelly
1. Wie war es für Sie, nach 296 Tagen Pause bei einem Spiel wieder mit Ihren Teamkollegen auf dem Eis zu stehen?
Es ist schön, mit den Jungs wieder im Wettbewerb zu stehen. Heute war ein besonderer Tag für mich. Es war eine unglaubliche Reaktion der Fans, als bei der Vorstellung mein Name aufgerufen wurde. Das hat mir den Schub gegeben, den ich gebraucht habe, um gleich wieder das richtige Gefühl für Eishockey zu bekommen. Die ganze Unterstützung, die ich während der Verletzung erhalten habe, war überwältigend. Das habe ich sehr geschätzt. Ich bin froh, dass wir drei Punkte geholt haben.
2. Haben Sie während der 60 Minuten an Ihren Kopf und die Gehirnerschütterung gedacht?
Nein, da habe ich mir keine Sorgen gemacht. Ich bin jetzt zurück und gesund und denke nur an Eishockey. Am Anfang habe ich nach den ersten Zusammenstößen schon in mich hineingehört und gemerkt, dass alles okay ist. Ich habe lange dafür gearbeitet, um wieder in Form zu kommen.
3. Was haben Sie sich für den Rest der Saison mit den Steelers noch vorgenommen?
Wir wollen die Hauptrunde im März als Tabellenführer abschließen. Dann kommt mit den Playoffs die wichtigste Zeit der Saison. Bis zum nächsten Monat will ich wieder in der Form sein, die ich vor meiner Verletzung hatte – und das betrifft auch die Schnelligkeit. Ich werde alles tun, um der Mannschaft zu helfen und möchte dazu beitragen, mit dem Team wieder ins Finale einzuziehen. ae
So spielten sie
DEL 2
Bietigheim – SC Riessersee
4:1
Drittel: 1:1, 1:0, 2:0.
Tore: 1:0 Kelly (7.), 1:1 Eder (15.), 2:1 Sommerfeld (29./Überzahl), 3:1 Rodman (43.), 4:1 McKnight (59./Unterzahl/Empty Net).
Strafminuten: 4 (2 Strafen) – 18 (5 Strafen).
Schiedsrichter: Ralph Bidoul (Sonthofen); Zuschauer: 3039.