Für Tim Leibold schließt sich an diesem Samstagnachmittag der Kreis. Der Linksverteidiger aus Ludwigsburg tritt mit dem 1. FC Nürnberg beim VfB Stuttgart zum Bundesliga-Abstiegsduell an – bei jenem Klub also, bei dem er einst seine Profikarriere begonnen hat. Nostalgie kommt bei ihm jedoch keine auf. „Ich verfolge die Entwicklung beim VfB, aber Kontakte nach Stuttgart habe ich keine mehr“, sagt Leibold.
Obwohl die Franken in dieser Runde noch kein Auswärtsspiel für sich entschieden haben – zwei Unentschieden stehen elf Niederlagen gegenüber –, ist der 25-jährige Linksfuß guter Dinge, dass die schwarze Serie nun am Cannstatter Wasen reißt. Sein Optimismus hat in erster Linie mit dem vergangenen Wochenende zu tun: Mit einem 3:0 gegen den FC Augsburg beendete Nürnberg eine monatelange historische Durststrecke von 20 sieglosen Begegnungen und rückte auf vier Zähler an den Relegationsplatz 16 heran, den der VfB belegt. „Durch diesen Sieg haben wir viel Selbstvertrauen getankt. Die Moral in der Mannschaft ist ausgesprochen gut. Wir fahren nach Stuttgart, um zu gewinnen“, sagt Leibold selbstbewusst. Gleichwohl sieht er den größeren Druck bei den Schwaben: „Für den VfB steht mehr auf dem Spiel als für uns.“
Der frühere Oberliga-Kicker des SGV Freiberg ist im Frankenland längst heimisch geworden. Beim Aufsteiger zählt er zum Stamm und hat bisher 25 Bundesliga-Partien absolviert, jeweils von Beginn an. Nur die beiden Duelle gegen Hoffenheim und Frankfurt verpasste Leibold, weil er da jeweils gesperrt war. Ein Tor in der deutschen Eliteklasse hat er bisher zwar noch nicht erzielt, aber dafür immerhin drei Treffer vorbereitet. Zuletzt lieferte er gegen Augsburg die Vorarbeit zum 2:0 von Matheus Pereira.
„Ich bin glücklich, wie es bei mir bisher in dieser Saison gelaufen ist – und vor allem darüber, dass ich von Verletzungen verschont geblieben bin“, sagt Leibold. Das war nicht immer so. Vor eineinhalb Jahren, noch zu Nürnberger Zweitliga-Zeiten, hatte er mit einer hartnäckigen Schambeinentzündung zu kämpfen. „Das war bisher meine schwerste Phase als Profi“, erinnert sich der dreimalige U20-Nationalspieler an die sechsmonatige Leidenszeit.
Privat hat er ebenfalls sein Glück gefunden: Mit Freundin Laura Winter, der ehemaligen Moderatorin von Radio Energy, ist er seit einem Jahr zusammen. Das junge Paar lebt in einer Dreizimmerwohnung in Nürnberg. Winter ist Leibold ins Fränkische gefolgt und hat seit dem 1. April beim privaten Hörfunksender Hitradio N1 einen neuen Job. Dort soll sie demnächst sogar eine eigene Sendung bekommen. Vor kurzem haben die beiden 25-Jährigen auch Zuwachs bekommen: Carlos, ein drei Monate alter Labrador-Welpe, ist der neue tierische Mitbewohner.
Bei seiner Familie in Ludwigsburg-Oßweil ist Leibold während der Saison dagegen nur noch selten zu Besuch. Vier-, fünfmal reicht es ihm noch in die alte Heimat. „Tim ist bodenständig geblieben und beantwortet zum Beispiel noch jede E-Mail und jede WhatsApp von Freunden und Bekannten“, berichtet sein Vater Volker Leibold, der bei allen Bundesliga-Auftritten seines Sohnes auf der Tribüne mitfiebert, egal ob auswärts oder daheim.
Bruder kickt in der Kreisliga
Auch Steffen, der zweite Leibold-Filius, wird dem Club in der Mercedes-Benz-Arena die Daumen drücken. Der 26-jährige Physiotherapeut spielt ebenfalls Fußball – beim FC Schechingen in der Kreisliga A 1 Ostwürttemberg, acht Spielkassen unter seinem 14 Monate jüngeren Bruder. „Tim war schon von klein auf der bessere Techniker und hatte einen super linken Fuß. Für ihn gab es auch nichts anderes als Fußball, während ich auch schon mal zum Basketball, Tennis oder Hockey gegangen bin“, erzählte Leibold kürzlich in einem Interview für die Serie „Familienbande“, die im Internet auf „fussball.de“ erscheint. „Es hat sich für ihn gelohnt – er hat sich seinen Traum, Profi zu werden und in der Bundesliga zu spielen, erfüllt.“
Zur Person: Tim Leibold
Der in Böblingen geborene Tim Leibold fing als Bambini beim SV Friolzheim mit Fußball an. In der Jugend spielte er zudem für die TSF Ditzingen, den VfB Stuttgart und den SGV Freiberg. Sein erstes Jahr bei den Aktiven verbrachte der 1,74 Meter große Linksverteidiger im Freiberger Trikot: In der Oberliga-Spielzeit 2012/13 kam er auf 33 Einsätze und fünf Treffer. Im Sommer 2013 zog es Leibold zur U 23 des VfB, für die er 54 Regionalliga-Partien bestritt. Darüber hinaus lief er dreimal für die deutsche U 20 auf. Zur Saison 2015/16 folgte der Wechsel zum damaligen Zweitligisten 1. FC Nürnberg. 2017/18 schaffte er mit dem Club den Aufstieg. In der Zweiten Liga bestritt Leibold 70 Partien (8 Tore, 8 Vorlagen), in der Eliteklasse bisher 25 (3 Vorlagen). Bei den Franken hat er noch einen Vertrag bis zum 30. Juni 2021. Das Internet-Portal „transfermarkt.de“ gibt seinen aktuellen Marktwert mit 3,5 Millionen Euro an. ae