Gleich das erste DEL2-Saisonspiel der Bietigheim Steelers war an Dramatik kaum zu überbieten: Nach einem packenden Auftaktduell verloren sie beim EC Bad Nauheim am Freitagabend mit 2:3 nach Penaltyschießen. Beim Showdown war von den sechs Schützen nur Cody Sylvester erfolgreich und sicherte den Hessen so den Zusatzpunkt. „Das ist eine Enttäuschung“, kommentierte Bietigheims Trainer Hugo Boisvert das Ergebnis. „Die Jungs haben gut gekämpft und viel investiert.“ Sein Team erwartet am Sonntag (17 Uhr) nun die Kassel Huskies zur Heimpremiere.

Steelers dominieren zu Beginn

Abgesehen von der letzten Minute verlief das erste Drittel ganz nach dem Geschmack der Steelers und ihrer etwa 70 mitgereisten Fans. Die Gäste spielten mit viel Tempo, zwangen Bad Nauheim fast ständig in die Verteidigung und gingen hochverdient mit 1:0 in Führung: In der zwölften Minute nutzte Bietigheim das erste Powerplay in dieser Saison gleich zum ersten Überzahltor. Neuzugang Tim Schüle wurde kurz hinter der blauen Linie nicht angegriffen, lief noch zwei Schritte und brachte den Puck mit einem Fernschuss aus dem Handgelenk im Netz unter. Damit hatte der 28-jährige Verteidiger erstmals seine herausragenden Offensivqualitäten ausgespielt.
Das einzige Versäumnis der Steelers war, nicht eine höhere Führung herausgeschossen zu haben. Dies rächte sich 53 Sekunden vor der ersten Drittelpause: Der Kanadier Tyler Fiddler tankte sich am rechten Flügel durch und bediente Marcel Kahle mit einem Querpass, und der Ex-Bietigheimer traf aus kurzer Distanz – Stephon Williams konnte den Einschlag nicht mehr verhindern. Der neue Stammgoalie der Schwaben hatte bis dahin wenig zu tun gehabt. 17:5 Torschüsse für die Steelers lautete die offizielle Statistik, doch nach 20 Minuten stand es nur 1:1. Die Bietigheimer Dominanz hatte sich nicht im Ergebnis niedergeschlagen.
In Durchgang zwei legten die Hessen ihren Respekt vor dem Mitfavoriten auf den DEL2-Titel ab. Sie bissen sich in die Partie hinein und gestalteten das Duell ausgeglichen. Da beide Torhüter ihren Job exzellent erledigten, blieb das Mitteldrittel torlos. Glück hatten die Steelers, dass Andreas Pauli mit seinem Schuss aus der Drehung nur den Außenpfosten traf. Zwei Minuten später hatte Matt McKnight das Bietigheimer 2:1 auf dem Schläger, als er bei eigener Unterzahl von der Mittellinie allein auf Felix Bick zulief und diesen tunneln wollte. Doch da spielte der EC-Schlussmann nicht mit – er machte schnell die Schoner dicht und parierte. „Wir müssen präsenter vor dem Tor sein, den stärkeren Willen haben als Bad Nauheim und eine Schippe drauflegen“, sagte Gästestürmer Benjamin Zientek in der zweiten Drittelpause im Interview mit Sprade TV.
Zu Beginn des letzten Drittels war Bad Nauheim dem 2:1 aber zunächst näher. Mit zwei Strafen brachten sich die Roten Teufel aber selbst in die Bredouille: 70 Sekunden hatten die Gäste nun in Überzahl die Chance zum zweiten Treffer. Boisvert nahm eine Auszeit und bereitete sein Special Team auf die Mission vor. Und tatsächlich: 27 Sekunden benötigte dieses zum Führungstor: Erneut war Schüle erfolgreich, diesmal mit einem Schlenzer, der wieder im langen Eck einschlug (45.).

Sechstes EC-Powerplay sitzt

Nach fünf vergeblichen Anläufen führte das sechste Powerplay der Gastgeber in der 56. Minute zum 2:2-Ausgleich. Der bis zu diesem Zeitpunkt kaum in Erscheinung getretene Sylvester überwand Williams mit der Rückhand. Dabei blieb’s nach regulärer Spielzeit. In der Verlängerung war Bad Nauheim in Überzahl am Drücker, und die Steelers standen schon da am Rande einer Niederlage. Längst war das Duell zu einem Nervenkrimi geworden. Das Happy End hatte im Penaltyschießen das Team aus dem Wetteraukreis. Während Dennis Swinnen, McKnight und Lukas Laub vergaben, verwandelte Sylvester den ersten EC-Penalty und sicherte den Roten Teufel so den etwas glücklichen Auftakterfolg.
„Bei fünf gegen fünf haben wir sehr gut gespielt und hatten viele Chancen. Die Überzahl hat auch gut funktioniert, aber wir haben leider zu viele Strafen kassiert. Obwohl unsere Unterzahl einen super Job gemacht hat, kassierst du irgendwann mal ein Tor, wenn du dem Gegner Chance um Chance gibst“, analysierte Coach Boisvert.

So spielten sie

DEL2, 1. Spieltag
Bad Nauheim – Bietigheim

3:2 n.P.

Drittel: 1:1, 0:0, 1:1; 1:0.
Tore: 0:1 Schüle (12./Überzahl), 1:1 Kahle (20.), 1:2 Schüle (45./doppelte Überzahl), 2:2 Sylvester (56./Überzahl), 3:1 Sylvester (Penalty).
Strafminuten: 14 (7 Strafen) – 16 (8 Strafen).
Schiedsrichter: Nicole Hertrich (Hagen), Carsten Lenhart (Darmstadt).
Zuschauer: 2272.