Rund sechs Wochen nach seinem fünften Platz beim Ironman Lanzarote machte sich Christian Störzer (Team Böhnlein Sports Bamberg) vergangene Woche nach Südfrankreich zum Ironman France auf. Erstmalig im Herbst dieses Jahres wird Nizza auch Austragungsort der Männer-WM sein, künftig im Wechsel mit dem legendären Wettbewerb auf Hawaii.
Schon deswegen hatte die Veranstaltung am vergangenen Wochenende Magnetwirkung auf viele Profitriathleten. Die Strecke konnte so unter Wettkampfbedingungen inspiziert werden. Im Vorfeld wurde bekannt: Die Wassertemperaturen ließen einen Start ohne Neoprenanzug zu, für die bergige Etappe ins Hinterland musste mit Temperaturen jenseits der 30-Grad-Marke und schlechten Straßenverhältnissen gerechnet werden, die Laufstrecke direkt an der Strandpromenade versprach nicht eine Minute Schatten.
Hitzeschlacht am Mittelmeer
Für Christian Störzer, der selbst einmal sagte, ein Triathlon beginne für ihn erst richtig mit dem Radfahren, kämpfte sich nach 57:25 min im kühlen Nass in die Wechselzone. Auf Platz 17 startete er dann ein Verfolgungsrennen, das man so schon auf Lanzarote miterleben konnte. Deftige Anstiege, in Summe 2400 hm, gepaart mit anspruchsvollen Abfahrten sind Christian Störzer wie auf den Leib geschnitten. Nach der Radstrecke über 180,2 km gelang es ihm, sich unter den Top 10 einzureihen.
Mit Spannung erwartete man die ersten Zwischenzeiten auf der Marathonstrecke (42,195 km). Pace 3:58 min, aber um eine noch bessere Platzierung zu erreichen, musste er etwas schneller werden – oder die anderen langsamer. „Zu wenig Wasser und kein Eis“, war sein Kommentar kurz nach der 5-km-Marke. Organisatorisch schien hier nicht alles optimal zu laufen: Kühlung gab es nur aus dem Wasserschlauch, keine nassen Schwämme und Eis, wie eigentlich üblich. Nach 10 km waren die Top-Ten-Athleten mit einer Pace um 04:00 min/km getaktet. Mittlerweile kletterte das Thermometer auf 29 Grad, die Wetter-App zeigte eine „Gefühlt-Temperatur“ von 38 Grad. Wind am Meer? Fehlanzeige.
An der 15 km-Marke war Jonas Hoffmann, zu diesem Zeitpunkt bester Deutscher auf Platz 6, noch gut sieben Minuten vor dem 42-jährigen Ermstäler. Nach halber Distanz waren die fünf besten Profis allesamt immer noch mit einer Pace um 04:00 min/km unterwegs, das restliche Feld verlor bis zu 30 Sekunden auf den Kilometer. Nur wenige Profis, darunter Christian Störzer, konnten das Tempo halten. Störzer fehlten zu diesem Zeitpunkt eine Minute auf den 8. Platz, und nur ein paar Sekunden mehr auf den 7.
In der zweiten Hälfte des Marathons trennte sich die Spreu vom Weizen. Mittlerweile hatte der Franzose Clement Mignon, amtierender ITU-Weltmeister auf der Langdistanz, die Führung übernommen. Der Australier Cameron Wurf, der noch als Führender auf die Laufstrecke ging, hatte bereits vier Minuten eingebüßt. Allerdings war dieser durch seinen zweiten Platz in Klagenfurt auch schon für die WM im September qualifiziert. Noch vor km 25 waren zwei Athleten ausgestiegen, Kristian Hogenhaug und William Mennesson. Die zwei Deutschen, Hoffmann und Störzer, lagen zu diesem Zeitpunkt auf Platz 4 und 7.
Auf den letzten zehn Kilometern war klar: Nach vorne geht nichts mehr, aber von hinten droht Gefahr. Thomas Navarro rollte das Feld auf: Der Vorsprung von Störzer schmolz auf zwei Minuten zusammen. Bei km 36 lag der Vorsprung nur noch bei 1 Minute und 11 Sekunden. „Alles rausholen wenn möglich“, kommentierte Werner Störzer, Christians Vater, in die heimische Whats-App-Gruppe. Navarro konnte nicht auf Distanz gehalten werden. Christian Störzer überquerte in 8h 45 min auf Platz 8 die Ziellinie.
Zufrieden zurück ins Ermstal
Eines ist sicher: Störzer hat gezeigt, dass der Schritt ins Profilager der Richtige war. In seinem zweiten Wettkampf überzeugte er erneut und konnte sich in einem sehr starken Starterfeld wieder in die Top10 vorarbeiten. Dass er das zweitbeste Ergebnis für einen deutschen Profi ablieferte, ist nicht hoch genug zu werten. Mit Blick auf die überragende Ausdauerleistung stellt sich die Frage, ob Störzer auch dieses Jahr wieder an der Startlinie des Ermstalmarathons am 9. Juli stehen wird. Klar, die Regenerationszeit von nur zwei Wochen ist ziemlich kurz, um eine Top-Leistung abzurufen. Für die Veranstalter würde es jedoch sicherlich pure Freude bedeuten, einen solchen Athleten am Start begrüßen zu dürfen.