Paukenschlag im Ermstal kurz vor dem Jahreswechsel: Edina Rott (50) ist ab Sommer 2022 keine TusSies-Trainerin mehr. Zum zweiten Mal endet die Cheftrainerinnen-Zeit der Ehefrau von Manager Ferenc Rott beim Frauenhandball-Bundesligisten  TuS Metzingen.
Ab dem 1. Juli 2022 gilt es den Posten auf der TusSies-Bank neu zu besetzen. Die Gespräche laufen, doch Details sind noch keine bekannt. Dieser Verlauf der Geschehnisse war eigentlich so nicht geplant.
2009 übernahm Edina Rott erstmalig die Cheftrainerinnen-Rolle in Metzingen. Zunächst noch in der 2. Bundesliga, doch 2012 gelang bereits der Aufstieg in die Beletage des deutschen Frauenhandballs. Den Klassenerhalt in der ersten Saison sicherte sie sich noch mit ihrem pink-schwarzen Team, danach übergab die 30-fache ungarische A-Nationalspielerin das Zepter an Nachfolger Alexander Job und kümmerte sich fortan stärker um die Jugend sowie die zweite Mannschaft.
Sowohl die A- als auch die B-Jugend der Ermstälerinnen schafften es in dieser Zeit, in die Jugend-Bundesliga aufzusteigen. Die Zweite Mannschaft kletterte bis in die 3. Liga empor und feierte dort zwei Meisterschaften.
Ein Comeback von Edina Rott bei der Ersten Mannschaft, das über das Amt der Co-Trainerin hinausgeht, war weder geplant noch angestrebt. Im Sommer 2019 kam es zur vorzeitigen Vertragsauflösung mit dem damaligen Cheftrainer Andre Fuhr. Kurz vor dem Vorbereitungsbeginn auf die neue Saison standen die TusSies somit ohne Cheftrainer da.
Einige Spielerinnen sprachen sich damals für Co-Trainerin Edina Rott aus und auch Manager Ferenc Rott sah zu diesem Zeitpunkt bei ihr die naheliegendste Lösung als Fuhr-Nachfolgerin: „Die Ereignisse kamen damals ganz anders als gedacht. Wir mussten schnell handeln. Weil Edina auch als Co-Trainerin immer nahe am Team geblieben ist, wollten wir mit ihr erstmal in ein Übergangsjahr gehen.“

Länger als geplant

Aus dem einen Jahr sind bereits zweieinhalb Bundesliga-Spielzeiten geworden, weil es zum einen sportlich sehr gut funktioniert hat und auch, weil es in Zeiten der Corona-Pandemie einfach gepasst hat. Wie die meisten Vereine haben die Coronaauswirkungen auch Metzingen finanziell getroffen. Diese Zeit mit einigen Herausforderungen wurde von den TusSies gemeinsam allerdings gut überstanden.
Zwei Mal führte Edina Rott ihr Team in dieser Zeit auf den dritten Bundesliga-Tabellenplatz und erreichte in beiden Jahren das Final-4 um den DHB-Pokal.
Doch trotz der Erfolge soll nach der laufenden Saison 2021/22 Schluss sein, wie die scheidende Trainerin erklärt: „Ich war natürlich da, als der Verein mich brauchte. Das würde ich auch immer wieder so machen. Aber jetzt ist die gemeinsame Entscheidung gefallen, dass nach dieser Saison Schluss ist. Ich arbeite unglaublich gerne mit den Spielerinnen zusammen und genieße die gemeinsame Zeit sehr, aber ich bin auch zweifache Mutter und Ehefrau des Managers. All dies zu Hause zu trennen oder mal abzuschalten, ist nicht immer einfach. Auf Dauer ist das eine hohe Belastung für eine Familie und daher haben wir das gemeinsam so beschlossen.“
Ihr Mann Ferenc ergänzt: „Ich bin natürlich sehr dankbar, dass Edina damals diesen Posten übernommen hat. Mit den personellen Umbrüchen und mit den finanziellen Schwierigkeiten hat sie allen Vorzeichen zum Trotz unsere Mannschaft sportlich immer unter den besten Drei in Deutschland gehalten. Vor allem die letzte Saison, in der wir unseren Tabellenplatz nach schwerem Start verteidigt haben, war für mich wirklich etwas Besonderes. Aber die Vorzeichen haben sich auch bei uns im Verein wieder verändert. Auch ich persönlich bin froh, wenn die Themen Manager und Trainer nicht dauerhaft in einem Haushalt diskutiert werden. Außerdem wollen wir so für unser Team auch neue Impulse setzen.“

Trainernachfolge ist offen

Zum aktuellen Zeitpunkt steht noch kein Nachfolger fest, der Entschluss für einen Wechsel auf der Kommandobrücke aber schon. Manager Ferenc Rott ist aber recht optimistisch, was die Trainersuche angeht: „Die Entscheidung, dass sich im Sommer etwas ändern wird, haben wir gemeinsam ganz unabhängig von der Nachfolge getroffen. Die Gespräche laufen aktuell, aber ich möchte mich dazu noch nicht weiter äußern. Ich bin überzeugt, dass die Spielerinnen in Metzingen einen sehr guten Ersatz bekommen und die TusSies-Fans sich auch weiterhin auf attraktiven, erfolgreichen Handball freuen können.“

Manches ist noch offen, doch eine Konstante bleibt

Welche Rolle Edina Rott ab Sommer 2022 in Metzingen übernehmen wird, ist noch vollkommen unklar, wobei man sich ihre Person außerhalb des TusSies-Umfeldes gar nicht vorstellen kann. Zum Glück sieht das auch die gebürtige Ungarin so: „Wir sind mitten in der Bundesliga-Saison, in der wir unsere Ziele erreichen wollen. Meine Mannschaft und ich konzentrieren uns ausschließlich darauf. Alles andere sieht man dann im Sommer. Für mich kommen die TusSies und der Handball in Metzingen direkt nach meiner Familie. Das wird sich auch zur neuen Handball-Saison 2022/23 nicht ändern.“