Die Entscheidung ist gefallen. Der 1. FC Heidenheim hat die Sensation und den Aufstieg in die Bundesliga verpasst. Werder Bremen hingegen schafft den Klassenerhalt, bleibt also Erstligist. Das Team von Trainer Florian Kohfeldt erzwang am Montagabend im alles entscheidenden Rückspiel der Relegation ein 2:2 beim FCH. Am Ende brachen bei den Grün-Weißen alle Dämme. Spieler, Trainer und Betreuer hüpften ausgelassen über den Rasen, sie jubelten und schrien ihre Freude über den Last-Minute-Klassenerhalt heraus. Die Heidenheimer lagen – sinnbildlich – am Boden. Sie hatten alles in die Waagschale geworfen, dem Favoriten vieles abverlangt, waren mit den Kräften am Ende. Es sollte nicht sein. Der Traum vom ersten Bundesliga-Aufstieg der Vereinsgeschichte war ausgeträumt.
Unglücklicher Start von Heidenheim
Das mit großer Spannung erwartete Rückspiel in diesem Relegations-Showdown hatte bereits denkbar unglücklich für die Gastgeber begonnen. Kaum waren drei Minuten gespielt, versenkte Norman Theuerkauf den Ball bei einem Abwehrversuch ins eigene Netz. Aus 16 Metern Entfernung! Ein Schock für den FCH. Werder führte rasch mit 1:0 und hatte nach dem torlosen Remis im Hinspiel alle Trümpfe in der Hand. Bremen dominierte eindeutig, gewann fast jeden Zweikampf, hatte mehrfach die Chance aufs zweite Tor.
Was war los mit Heidenheim?
Was war nur mit den eigentlich so heimstarken Heidenheimern los? Die Schützlinge von Trainer Frank Schmidt fanden keinen Zugriff auf das Geschehen. Sie agierten zu nervös, wussten sich gegen die selbstsicher auftretenden Norddeutschen oft nur durch Foulspiele zu helfen.
Was für ein bitterer Start für die Gastgeber, die zudem kurzfristig auf Timo Beermann verzichten mussten. Der Abwehrmann hatte sich beim Aufwärmen verletzt. Werder hatte das Spiel im Griff, war besser, kombinierte schnell und sicher, hatte vor allem in Zentrum mit den starken Davy Klaassen, Kevin Vogt und Yuya Osako ein deutliches Übergewicht. Beim FCH war Regisseur Niklas Dorsch um Struktur bemüht. Die Spitzen Tim Kleindienst und Denis Thomalla hingen jedoch genauso in der Luft wie Flügelspieler Marc Schnatterer, den Coach Schmidt von Anfang an gebracht hatte.
Erst gegen Ende der ersten Hälfte wurde Heidenheim stärker, biss sich mit viel Einsatz herein in diese Begegnung.
FCH-Coach Frank Schmidt reagierte zur Pause, brachte in Stefan Schimmer und David Otto zwei Offensivleute für Schnatterer und Theuerkauf. Und siehe da: Plötzlich war der FCH da. Schimmer und Otto hatten die Möglichkeit zum Ausgleich (46./47. und 48.). Nun war es ein offenes und bisweilen hektisches Match, weil auch Bremen wieder den Weg nach vorne fand und voll dagegen hielt. So bewahrte FCH-Keeper Kevin Müller sein Team gegen Milos Veljkovic und Joshua Sargent zwei Mal vor dem 0:2 (57./59.) und damit wohl vor dem vorzeitigen Knockout.
Heidenheimer Risiko wird nicht belohnt
Heidenheim riskierte nun zunehmend deutlich mehr, rückte auf, entblößte so den Defensivverbund. Die Zeit lief dem FCH davon. Doch dann setzte Tobias Mohr den Ball an die Latte, Kleindienst drückte den Abpraller zum 1:1 über die Linie (85.). Nun benötigte der FCH nur noch einen Treffer für den Bundesliga-Aufstieg. Was für eine Spannung!
In der Nachspielzeit überschlugen sich die Ereignisse. Zunächst erzielte Ludwig Augustinsson das 2:1 für Werder (94.), im Gegenzug glich Kleindienst per Elfmeter aus (95.). Dann war Schluss – und Heidenheim trotz des beachtlichen 2:2 geschlagen.
Claudio Pizarro geht in Fußballer-Rente
Mit dem Rückspiel der Bremer in der Bundesliga-Relegation endete am Montag die Karriere von Fanliebling Claudio Pizarro, der auch höchst erfolgreich für Bayern München und weniger glücklich im Trikot des 1. FC Köln agierte. Seine Zeit beim FC Chelsea in England kann man als kurzen Abstecher einordnen.
Claudio Miguel Pizarro Bosio, so lautet sein vollständiger Name, hat sechs Meisterschaften gewonnen, sechs Pokaltriumphe gefeiert. Er ist Champions-League- und Weltpokalsieger, Klub-Weltmeister. Mit 197 Toren in 490 Bundesliga-Partien war er lange treffsicherster ausländischer Angreifer, bis Robert Lewandowski vorbeizog. Darüber hinaus prägte Pizarro die Liga mit seinem Torriecher, einer außergewöhnlicher Technik und seinem ansteckenden Lächeln.