Der Spitzenreiter kommt – und in der Bizerba-Arena der TSG Balingen werden weit mehr als tausend Zuschauer erwartet. Gut möglich, dass auch der bisherige Zuschauerrekord aus dieser Saison am Samstag (14 Uhr) fällt: 1353 Menschen sahen im September das 1:1-Unentschieden gegen den VfB Stuttgart. „Wir freuen uns auf ein schönes Spiel“, sagt Balingens Trainer Martin Braun vor dem Württemberg-Duell mit dem SSV Ulm 1846 Fußball.

Die Ausgangslage

Sechs Spieltage hat es gedauert, bis die TSG Balingen ihren ersten Sieg des Jahres geholt hat. Das 2:0 (0:0) beim VfB Stuttgart II am Dienstagabend gibt Rückenwind. „Defensiv war es sehr gut“, lobt Braun seine Mannschaft, die bereit gewesen war „alles einzubringen“. Mit zunehmender Spieldauer konnte seine Elf die Räume, die sich in der Offensive boten, nutzen und die eigene Kontergefahr ausspielen. Der Elfmeter, aus dem die 1:0-Führung resultierte, war der Türöffner für den ersten Dreier 2023. Vier Unentschieden, eine Niederlage und ein Sieg machen sieben Punkte aus sechs Spielen. Der Tabellenführer aus Ulm kommt bei einem Spiel weniger auf acht Zähler, wobei die letzten beiden Partien einen kleinen Durchhänger aufweisen. Mit der erst zweiten Saisonniederlage, dem 1:4 gegen den FSV Frankfurt, und dem torlosen Remis im Derby gegen den VfR Aalen. „Das hat für uns keine Relevanz. Wir müssen an unsere Leistung anknüpfen“, sagt TSG-Coach Braun. Die Ulmer weisen in der Tabelle bei 53 Zählern einen Vier-Punkte-Vorsprung auf Verfolger TSV Steinbach Haiger auf, die TSG belegt Rang 6 (45 Punkte).

Der Spitzenreiter

Die Ambitionen in Ulm sind groß. Schon lange ist beim ehemaligen Bundesligisten und in der Stadt die Sehnsucht nach der Rückkehr in den Profifußball – gemeint ist die 3. Liga – da. Schon vergangene Saison hätte es fast geklappt. Am Ende trennten nur drei Punkte Meister SV Elversberg und den SSV Ulm 1846 Fußball voneinander. In dieser Spielzeit 2022/23 läuft es noch einen Tick besser. Zur Winterpause haben die „Spatzen“, wie sie in der Stadt liebevoll genannt werden, auch in den deutschlandweiten Statistiken auf sich aufmerksam gemacht: Sie stellten in den ersten vier Ligen der Männer die beste Defensive und waren am häufigsten ungeschlagen. Das Jahr 2022 schlossen sie ohne eine einzige Niederlage in ihrer Heimspielstätte Donaustadion ab. Trainiert wird die Mannschaft von Fußball-Lehrer Thomas Wörle, der vor dem Duell zum Gegner sagt: „Balingen spielt eine echt gute Saison. Sie haben eine sehr physische Mannschaft, die sehr mannorientiert fast über das gesamte Spielfeld verteidigt.“ Nach Angaben des Vereins erwartet der SSV Ulm rund 200 Fans, die die etwa anderthalbstündige Anreise nach Balingen auf sich nehmen.

Der Matchplan

„Wir brauchen einen sehr, sehr guten Tag“, sagt Cheftrainer Braun, der seiner Mannschaft aber alles zutraut – auch den Ligaprimus im Aufstiegskampf zu ärgern und „etwas zu holen“. Die Chance sieht der 54-Jährige in der gleichen Herangehensweise wie gegen Stuttgart II: „Es bedarf einer guten Abstimmung und einer guten Aufmerksamkeit“, sagt er. „Ulm hat eine sehr gute Defensive. Es wird nicht viele Freiräume geben.“ Es könnte also wieder eine Frage der Geduld werden – wie schon im Hinspiel. Die Partie endete 1:1. Nach Wiederanpfiff waren die Ulmer damals in Führung gegangen, kurz vor Schluss verwandelte TSG-Torjäger Jan Ferdinand einen Elfmeter zum durchaus gerechten Unentschieden. An dieser Stelle sei noch ein interessanter Wert aus März und April genannt: Acht Tor schoss die TSG in diesem Jahr, Ulm traf lediglich dreimal in fünf Spielen.

Die Personalsituation

Bei der TSG wird Pedro Almeida Morais, der in Stuttgart nach einem Schlag auf den Oberschenkel ausgewechselt werden musste, fehlen. Hinter den Einsätzen von Jonas Fritschi und dem Ex-Ulmer Aaron Viventi gibt es noch Fragezeichen. Nach seiner Sperre kehrt Jonas Vogler in den Kader zurück. Die Ulmer müssen auf Routinier Marcel Schmidts verzichten, der sich gegen Aalen eine Gehirnerschütterung zuzog. Darüber hinaus fehlen die Langzeitverletzten, zu denen auch der Ex-Balinger Simon Klostermann zählt.

Ex-TSGler Klostermann schon lange verletzt

Ein Ex-Balinger trägt das Trikot vom SSV Ulm 1846 Fußball: Simon Klostermann wechselte im Winter 2021/22 nach Ulm. Für den Transfer wurde eine Ablösesumme fällig. Doch seine Einsatzzeiten sind überschaubar: Der 22-Jährige spielte in dieser Saison nur dreimal über insgesamt 149 Minuten. Seit Oktober zählt er bei den Spatzen wegen einer Schambeinentzündung zu den Langzeitverletzten. Wann er wieder ins Spielgeschehen eingreifen kann, ist nicht absehbar.
Zur Partie, die am Samstag um 14 Uhr in der Bizerba-Arena angestoßen wird, gibt es einen Liveticker unter swp.de/ssv-liveticker.