Fünf Spieltage ist die Fußball-Bundesliga mittlerweile alt, der zu Saisonbeginn eingeführte Videobeweis ist längst in aller Munde. Spieler, Trainer, Funktionäre und Schiedsrichter aus der Region haben sich zu dem Thema geäußert, das Ergebnis ist etwas überraschend. Die Kritik an der Neuheit überwiegt, für eine wirkliche Verbesserung hält den Videobeweis bislang noch kaum einer.
Alexander Kienbacher, Kapitän des FTSV Kuchen, hält den Videobeweis für hilfreich – eigentlich. Auf der anderen Seite revidiert er seine Zustimmung sofort. „Ich bin doch dagegen, mir fehlen sonst die Diskussionen, und die sind sicherlich das Salz in der Suppe“, sagt Kienbacher. Wenn der Videobeweis schon beibehalten werden soll, dann muss er auch richtig funktionieren, und „nicht so wie bei Dortmund gegen Köln“.
Öztürk Karatas sieht es noch drastischer und ist für die sofortige Abschaffung. „Fehler gehören dazu“, erklärt der Trainer der SG Nellingen und sieht die Dinge in die falsche Richtung laufen. Er befürchtet, das Spiel werde irgendwann nur noch von Robotern gesteuert, „und das würde den Fußball kaputt machen.“ Ihm ist auch an den „Kneipendiskussionen“ gelegen, bei denen man sich über vermeintliche Fehlentscheidungen streitet, aber hinterher gemeinsam ein Bier miteinander trinkt. Die Torlinientechnik findet er hingegen gut.
Daniel Knaupp, Trainer des TV Deggingen, steht dem Videobeweis ebenfalls eher kritisch gegenüber, gesteht aber zu, er könne in vielen Situationen hilfreich sein. Ihm gibt es aber bislang mit der neuen Technik „zu viele Unterbrechungen und das Spiel wird unnötig in die Länge gezogen“. Etwas verwundert war er darüber, dass der Videoassistent bei der schweren Verletzung von Christian Gentner nicht zu Rate gezogen wurde. „Da waren fünf Minuten Zeit, man hätte sich die Szene locker ansehen können und eventuell über eine Strafe nachdenken können.“
Das sieht Steve Henriß etwas anders. Er versieht selbst Dienst an der Pfeife und spricht von „unterschiedlicher Wahrnehmung“. „Der Schiedsrichter war sich sofort sicher, dass keine strafbare Handlung vorlag“ und habe deshalb den Videoassistenten erst gar nicht bemüht. Der Geislinger Pfeifenmann ist gegenüber dem Videobeweis positiv eingestellt, „auch wenn sich das Ganze sicherlich erst noch einspielen muss“.
Andreas Stehle, Fußball-Vorstand des SC Geislingen, hat noch „keine hundertprozentige Meinung“ zu dem Thema. Er sieht die Gefahr, dass „zu stark eingegriffen wird“ und ist strikt dagegen, dass sofort der Videobeweis bemüht wird. „Die Schiedsrichter machen es sich sonst zu bequem“, erklärt er und entlässt die Unparteiischen auf dem Platz nicht aus der Verantwortung. Er betrachtet das Thema als „sehr sensibel“ und will erst mal abwarten, wie sich der Umgang mit der neuen Technik entwickelt.