Julian Schuster kehrt an diesem Donnerstag zu seinem Heimatverein FV Löchgau zurück – anlässlich des Testspiels zwischen dem Bundesligisten SC Freiburg und dem Zweitliga-Klub SV Sandhausen (Anpfiff ist um 17 Uhr). Offiziell ist es fast 14 Jahre her, seit der langjährige Sportclub-Kapitän zuletzt auf dem Rasenplatz des FVL gespielt hat. Der Verein war gerade in die Bezirksliga aufgestiegen, als der damals 20-jährige Schuster nach zehn Jahren Löchgau beim VfB Stuttgart unterschrieb. Drei Jahre später warb ihn der SC Freiburg ab. Dort hat er bis zu seinem Karriereende im Mai gespielt – ebenfalls ein Jahrzehnt.
Im Gespräch mit der BZ wird deutlich, warum er den Lockrufen größerer Vereine wie Werder Bremen und Betis Sevilla nicht nachgab: Schuster schätzt eine persönliche, familiäre und gemeinschaftliche Atmosphäre. „Gewisse Werte und Verbundenheit sind mir sehr wichtig“, sagt Schuster, „das Gesamtpaket in Freiburg war einfach immer besser.“ Während der Saison 2011/2012 wurde er zum Kapitän gewählt. Als Spielführer erlebte er nach dem Aufstieg 2009 den Abstieg aus der Bundesliga und den direkten Wiederaufstieg. Es sind erwartungsgemäß diese Ereignisse, die für den Mittelfeldspieler im Rückspiegel seiner Karriere besonders emotional waren. „Unerwartet war für mich die Reaktion nach dem Abstieg. Es ist bewundernswert, wie positiv damit umgegangen wurde und welch positiven Einfluss das hatte“, findet der 221-malige Bundesligaspieler.
So überraschend er für viele Fans sein Karriereende bekannt gab, so sei der Entschluss dazu alles andere als kurzfristig gewesen. Mit Rücksicht auf die sportliche Situation des Vereins habe er dieses Fass nicht aufmachen wollen: „Im Abstiegskampf wäre das das falsche Signal gewesen.“
Ein Abschiedsspiel für den 33-Jährigen wird die Begegnung zwischen Freiburg und Sandhausen aber nicht. Dafür habe das Testspiel einen zu großen Stellenwert, betont Schuster und ergänzt: „Die Frage, nochmal aufzulaufen, hat sich für mich nicht gestellt. Ich brauche keine Aufmerksamkeit in Form eines Abschiedsspiels.“ Ganz ausschließen, dass es in einem anderen Rahmen doch mal eines geben wird, möchte er aber nicht.
Sandhausen und Freiburg kennen sich, es gebe eine gute Kommunikation zwischen beiden Vereinen, berichtet Julian Schuster, der an der Organisation dieses Spiels maßgeblich beteiligt war. Die geografische Lage des Zweitligisten habe zudem für Sandhausen als Auswahlkriterium gesprochen. Nach dem verpatzten Saisonauftakt mit zwei Niederlagen hofft Schuster, dass die Breisgauer „das eine oder andere Tor schießen und etwas Positives mit ins Derby nehmen“. Denn nach der Länderspielpause erwarten sie den VfB zum Kellerduell. Die Entscheidung, ob Christian Streich an der Seitenlinie stehen kann, fällt kurzfristig – Freiburgs Cheftrainer laboriert an den Folgen eines Bandscheibenvorfalls.
„Ich dachte, ich tue mich schwerer mit dem Aufhören“, erzählt Schuster, der sofort wieder einen Vertrag beim SC für die nächsten drei Jahre unterschrieben hat – nun als Verbindungstrainer. Seit einigen Wochen füllt er die neu geschaffene Position aus, zu deren Aufgaben gehört, Spieler der U 19 und U 23 auf den nächsten Schritt in Richtung Profis vorzubereiten. Zwar habe er über ein Sabbatjahr nach dem Karriereende nachgedacht, räumt der 33-Jährige ein. Letztlich habe er sich aber gemeinsam mit der Familie für den nahtlosen Übergang entschieden: „Jetzt kann ich mich neu sortieren und aufstellen. Eine Pause kann ich mir auch in drei Jahren noch nehmen.“
Zur Person: Julian Schuster
Ex-Profi Julian Schuster wurde 1985 in Bietigheim-Bissingen geboren und spielte von Kindesbeinen an bis 2005 beim FV Löchgau. Nach drei Jahren VfB Stuttgart wechselte er 2008 zum SC Freiburg, wo er während der Saison 2011/2012 zum Kapitän gewählt wurde. Am 12. Mai 2018 beendete der 33-Jährige seine aktive Karriere. Seit Sommer ist er beim SC als Verbindungstrainer tätig. Schuster ist verheiratet und hat drei Kinder. sab