Ramon Gehrmann war am Sonntag im Wasenstadion der Mann, der am meisten gedrückt und umarmt wurde. Im BZ-Interview spricht der 45-jährige Trainer der Stuttgarter Kickers über die Emotionen bei der Rückkehr, den bisherigen Oberliga-Saisonverlauf und seinen Ex-Klub SGV Freiberg.

Am Samstag die Feier zum 120-jährigen Bestehen der Kickers, am Sonntag die triumphale Rückkehr an die alte Wirkungsstätte – sieht für Sie so ein perfektes Wochenende aus?

Ramon Gehrmann: Es war ein besonderes Erlebnis, in Freiberg die vielen Leute wiederzusehen, zu denen ich in den vergangenen Jahren ein sehr enges Verhältnis aufgebaut habe. Hier am Wasen bei bestem Wetter vor mehr als 2000 Zuschauern zu spielen und dann die Partie noch zu drehen, setzt zusätzliche Emotionen frei. Es schlagen noch zwei Herzen in der Brust. Wie jetzt alles gelaufen ist, freut mich unheimlich.

Bleiben Sie heute etwas länger im Stadion als bei einem „normalen“ Auswärtsduell in der Oberliga?

Wir fahren nachher schon noch mit dem Bus heim. Ich werde aber hoffentlich die Gelegenheit haben, mit meinen früheren Jungs wie Spetim Mulziukaj, Denis Zagaria oder David Müller noch ein Bier zu trinken. Ich hoffe, Willi, unser Busfahrer, gesteht mir das noch zu.

Wie beurteilen Sie den Saisonstart Ihrer Kickers mit 16 Punkten aus den ersten acht Partien und nun Tabellenplatz zwei?

Das Spiel in Freiberg spiegelt unseren Saisonverlauf ganz gut wider. In der ersten Halbzeit haben wir erneut viele Chancen nicht genutzt. Das war auch schon der Grund, warum wir in Bissingen und in Pforzheim sowie daheim gegen den Freiburger FC nicht gewonnen haben. Jeder Sieg tut natürlich gut, und jedes Tor bestärkt uns in unserem Weg, was die Spielweise angeht. In der Oberliga muss man in jedem Spiel 100 Prozent investieren, sonst holt man keine Punkte.

Könnte die schlechte Chancenverwertung den Blauen in der Runde noch zum Verhängnis werden?

Ob das langfristig gutgeht, kann ich nicht beurteilen. Ich bin als Trainer immer für den kurz- und mittelfristigen Erfolg verantwortlich. Positiv formuliert könnte man sagen: Wenn man viele Chancen kreiert, ist das auch ein gutes Torschusstraining. Allein durch die Anzahl der Abschlüsse werden sich die Spieler individuell verbessern.

Was trauen Sie Ihrem Ex-Verein SGV Freiberg in dieser Saison noch zu?

Alles – gerade wenn ich sehe, wer heute noch gefehlt hat: Hakan Kutlu, Denis Zagaria, Daniel Kaiser, Patrick Fossi. Freiberg hat eine gute Qualität, einen breiten Kader und ist vor allem auch bei den Standards sehr stark. Ich habe den SGV im Kampf um einen Spitzenplatz keinesfalls abgeschrieben. Die werden noch ganz vorne angreifen.