Sieben Jahre war Ramon Gehrmann Trainer des SGV Freiberg, mit dem er zweimal in die Oberliga aufgestiegen ist. An diesem Sonntag (14 Uhr) kommt er mit dem Tabellenzweiten Stuttgarter Kickers, bei dem er seit dieser Saison tätig ist, in die vertraute Umgebung zurück. „Ich komme mit anderen Gefühlen als sonst zu Auswärtsspielen. Ich habe so viele Jahre in Freiberg verbracht, kenne viele Leute dort und habe Freundschaften geschlossen“, bekennt Gehrmann, dass es für ihn ein besonderes Spiel ist. „Ich fühle mich mit der Mannschaft vom ersten Tag an auf dem richtigen Weg“, sagt er über die Kickers, bei denen er sich wohl fühlt und bei denen er die Aufgabe mit viel Freude und Leidenschaft angenommen hat und vorhat, sie in die Regionalliga zu führen.
Zwei Siege in der Liga gegen den Tabellenführer 1. Göppinger SV und die Sportfreunde Dorfmerkingen sowie der Pokalsieg über den Regionalligisten VfR Aalen stehen in der Bilanz der letzten drei Spiele. Gerade rechtzeitig zum 120. Geburtstag des Traditionsvereins aus Degerloch an diesem Samstag ist die Mannschaft so richtig in Schwung gekommen und vor allem erfolgreich. „Wir haben in den letzten Spielen unsere Chancen reingemacht, das war der gravierende Unterschied. Jedes Spiel zuvor war ordentlich, bis auf die erste Halbzeit in Bissingen, da waren wir zu wenig aggressiv. Wir waren sonst immer überlegen, haben aber vor allem auswärts zu wenig aus unseren Tormöglichkeiten gemacht“, berichtet Gehrmann. Auswärts haben die Stuttgarter in Ravensburg gewonnen (3:0) und beim FSV 08 Bissingen (2:3) sowie beim 1. CfR Pforzheim (0:1) verloren.
Im Rahmen der Feierlichkeiten zum Jubiläum absolviert Trainer Gehrmann mit seinem Team an diesem Samstag ab 14.30 Uhr das Abschlusstraining vor der Partie in Freiberg im Gazi-Stadion. Neben Gehrmann sind auch Torhüter Thomas Bromma und Mittelfeldspieler Leon Braun vom SGV Freiberg nach Degerloch gewechselt. Bromma ist derzeit die Nummer zwei hinter Tobias Trautner, gute Einsatzchancen in der Startelf hat dagegen Braun, zumal Lukas Kling leicht angeschlagen ist. „Braun hat zuletzt sehr, sehr stark gespielt und ist eine Option, zumal Spieler gegen ihren ehemaligen Verein oft ein paar Prozentpunkte mehr auf den Platz bringen“, so Gehrmann, der einzig auf den verletzten Markus Obernosterer verzichten muss. „Bei Freiberg ist die Qualität der Ausfälle größer mit Leuten wie Zagaria, Kutlu, Fossi, Kuhstaku und Kaiser“, sagt der Kickers-Coach.
Sperren sind der Super-Gau
Die Sperren für die Freiberger Leistungsträger Hakan Kutlu und Denis Zagaria nach deren Platzverweisen in Pforzheim sind für die Spieler und die Mannschaft besonders bitter. Beide spielten jahrelang unter Trainer Gehrmann für den SGV. „Das ist natürlich der Super-Gau. Beide Spieler haben individuelle Klasse. Ihr Ausfall tut weh. Die beiden Platzverweise und die Niederlage in Pforzheim haben uns schon beschäftigt. Das war hart, das zu verdauen, zumal wir ein gutes Spiel gegen einen defensiven Gegner gemacht haben. Die Ausfälle der beiden müssen wir als Mannschaft kompensieren. Das wird schwer genung, aber da bin ich froh über meinen großen Kader“, sagt Freibergs Trainer Mario Estasi, der in der vergangenen Saison Gehrmanns Co-Trainer beim SGV war. „Für Ramon ist es sicher ein besonderes Spiel. Für mich ist es besonders, weil es gegen die Kickers geht“, so Estasi, der großen Respekt vor den Stuttgartern hat: „Die Kickers und der VfB II gehören nicht in diese Liga. Sie arbeiten unter Profibedingungen und haben sehr viel Qualität. Die haben wir aber auch und können mit ihnen mithalten, wenn wir komplett sind. Am Sonntag wollen wir mutig sein“, kündigt Estasi an. Nach den ersten sechs Spielen mit dem kurz vor Saisonbeginn verpflichteten Alexander Loch zwischen den Pfosten, durfte zuletzt in Pforzheim der junge Alexander Michalik beginnen. „Ich wollte jetzt Michalik für seine sehr guten Trainingsleistungen in den letzten drei Wochen belohnen. Für den Sonntag schauen wir“, wollte sich der Freiberger Trainer auf dieser Position noch nicht festlegen.
Anschluss herstellen
„Nach vorne spielen wie am Samstag und defensiv um 100 Prozent steigern“, wünscht sich Trainer Alfonso Garcia vom FSV 08 Bissingen für das Spiel seiner Mannschaft an diesem Samstag (14 Uhr) beim TSV Ilshofen, „dann können wir einen Dreier nachlegen, den Anschluss ans obere Tabellenmittelfeld herstellen und eine kleine Serie starten.“ Beim 5:3 gegen den SV Oberachern war Garcia insgesamt mit der Leistung seines Team zufrieden, bemängelt aber das Defensivverhalten. „Wir spielen ja nicht schlecht, und fünf Tore muss man gegen Oberachern auch erst mal schießen. Aber wir waren uns nach dem 3:0 vielleicht zu sicher. Jeder muss jetzt mit nach hinten arbeiten, sich zusammenreißen und 90 Minuten konzentriert sein“, verlangt er von den Spielern. Möglich, dass der 08-Coach gerade in der Abwehr zu Umstellungen gezwungen ist, denn Anil Sarak war die Woche über krank.
Auch Michael Deutsche und Pascal Hemmerich hat es erwischt, sie fallen definitiv aus. „Wir fahren mit breiter Brust und mit Respekt nach Ilshofen und wollen einen Dreier holen“, fasst der Bissinger Coach die Dienstreise auf die Hohenloher Ebene zusammen. „Wir müssen vor allem auf Benjamin Kurz aufpassen. Der ist schnell und hat Qualität“, warnt Garcia vor dem Ilshofener Torjäger, der mit sieben Treffern die Torschützenliste der Oberliga anführt – und setzt auf eine stabile Abwehr, die der Garant sein soll für den ersten Auswärtssieg in der laufenden Runde nach einer Niederlage (in Pforzheim) und zwei Unentschieden (in Dorfmerkingen und in Nöttingen).
Der TSV Ilshofen hat den Paradigmenwechsel vom langjährigen Spielertrainer Ralf Kettemann, der den TSV von der Bezirks- bis in die Oberliga geführt hat, hin zu Michael Hoskins ganz gut hinbekommen. Mit zehn Punkten belegt der Vorjahresaufsteiger derzeit Rang acht. Daheim ist die Bilanz mit einem Sieg, einem Remis und einer Niederlage ausgeglichen. Die Qualitäten des Angreifers Kurz sind hinlänglich bekannt.